München:Manege frei

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Nach langer Corona-Pause gibt es wieder Bürgerversammlungen für die Stadtbezirke. Die Schwabinger und Freimanner machen den Anfang im illustren Rund des Circus-Krone-Baus. Vor allem Verkehrsthemen bestimmen den Abend

Von Nicole Graner

Gelöste Stimmung in der Manege: Der Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann, Patric Wolf, zeigt seine Power-Point-Präsentation. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden schaut interessiert zu. (Foto: Stephan Rumpf)

Auch wenn die Menschen, die am Mittwoch im Circus-Krone-Bau erscheinen, nach Einlasskontrollen an Schaltern tatsächlich Eintrittskarten erhalten - für eine Zirkusvorstellung sind sie nicht gekommen. Sondern für die erste Bürgerversammlung nach einem Corona-Jahr unter der Leitung der Zweiten Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne). Die Einlasstickets dienen der besseren Nachverfolgung, wie auch Kontaktformulare, die in bereit stehende Urnen geworfen werden. Der Stadtbezirk Schwabing-Freimann machte am Mittwochabend den Anfang, Bogenhausen wird im Oktober der letzte von 25 Stadtbezirken sein. Auch wenn der weitere Weg in die Maxvorstadt doch einige Bürger von der Teilnahme abgehalten haben mag - 115 sind gekommen, und 16 Anträge werden gestellt. Zwei davon lehnen die Bürger ab.

Raum und Atmosphäre

Eigentlich fehlt nur noch Zuckerwatte. Oder gebrannte Mandeln. Aber auch ohne - der Verzehr ist nicht gestattet - scheinen der Eintritt auf roten Läufern, der Platz auf roten Stühlen (manche in Plexiglasboxen), der Blick in die Zirkuskuppel und auf weiß-rote Lampengirlanden für eine gelöste Stimmung zu sorgen. In der Manege sitzen Bürgermeisterin Katrin Habenschaden, der Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA) Schwabing-Freimann, Patric Wolf (CSU), und die Verwaltung an einem langen Tisch, die Presse an einem kleinen mit rotem Stühlchen. Eine große Leinwand hängt vor dem Eingang - dort wo Clowns und Elefanten durch den rot-gold-glitzernden Vorhang in die Manege treten. "Ich freue mich sehr, Sie endlich wieder von Angesicht zu Angesicht zu sehen", sagt Habenschaden gut gelaunt zu den Bürgern, "und wir damit zu einem wichtigen Punkt der Normalität zurückkehren."

Bezirksausschuss

Später heben die anwesenden Bürger orange-farbene Stimmkarten. (Foto: Stephan Rumpf)

Zum ersten Mal spricht der neue BA-Vorsitzende Patric Wolf in einer Bürgerversammlung. Mit Gelassenheit und Ruhe erklärt er anhand einer Power-Point-Präsentation, was der BA trotz Corona und mit Hybrid-Sitzungen alles geschafft hat: Schanigärten und die Wanderbühne am St. Nikolaus-Platz, die Eröffnung der Motorworld. Am gut besuchten Wedekindplatz sind drei Dixi-Toiletten aufgestellt worden, weil die Gaststätten geschlossen hatten. Sehr viel Müll habe sich in der Zeit dort angesammelt, mehrmals habe der Platz geräumt werden müssen. Nun ist das Allparteiliche Konfliktmanagement Akim eingeschaltet. Herausforderungen des BA dürften in der nächsten Zeit die Umgestaltung des Tucherparks, die Tram-Nordtangente durch den Englischen Garten und die Tram-Verlängerung zum Kieferngarten sein. Über die Idee des 60 Meter hohen Kunstturms im Domagkpark, der für Künstler und Ateliers eine Heimat sein soll, freue er sich besonders. Und über die Neugestaltung des Arthur-Kutscher Platzes, die, auch wenn noch ein paar rot-weiße Bauzäune stehen, bald abgeschlossen ist.

Polizei

6590 Straftaten verzeichnet die Polizei 2020. Die seien somit, erklärt die Polizei in der Manege, gegenüber 2019 um 9,8 Prozent gesunken. Insgesamt gebe es auch weniger Unfälle und Schulwegunfälle. Elf Anzeigen gab es bei den illegalen Autorennen auf der Ingolstädter Straße. Die Zahl der Wohnungseinbrüche liege bei 38,5 Prozent. Fazit: keine besorgniserregenden Entwicklungen im Viertel.

Situlischule

Zwei Bürger fordern, dass die denkmalgeschützten Gebäude der Freimanner Situlischule erhalten bleiben und wegen der geplanten Schulerweiterung der Stadt nicht abgerissen werden. "Es wäre ein Jammer, wenn diese besonderen Schulbauten als Zeichen der modernen Pädagogik der Fünfzigerjahre wegkämen", sagt Antragstellerin Brigitte Fingerle-Trischler. Auch Patric Wolf fände einen Abriss, so erklärt er schon in seiner Rede, "sehr schade". Entschieden seien die Planungen noch nicht, da die Fragen zum Denkmalschutz noch ausstehen würden, betont die Stadt.

Verlängerung Tram 23

Die Bürger werfen beim Einlass Kontaktbögen in Kisten. (Foto: Stephan Rumpf)

Eine Bürgerin fordert von der Stadt eine "aktuelle Nutzungsprognose" zur Verlängerung der Tram 23 von der Bayernkaserne zum Kieferngarten. "Wer wolle damit fahren", will sie wissen. Viel eher sollten für dieses Teilstück günstigere Elektrobusse eingesetzt werden.

Tram Englischer Garten

Die Initiative "Rettet den Englischen Garten" will wissen, warum seit eineinhalb Jahren keine Informationen an die Bürger weitergegeben worden seien. Die Stadt erklärt, dass man immer noch in der Planungsphase stecke. Es mache beim jetzigen Planungsstand keinen Sinn, an die Bürger heranzutreten, sagt Robert Adam vom Mobilitätsreferat. Weitere Veranstaltungen seien aber geplant.

Verkehr

Die Parzivalstraße soll verkehrsberuhigt werden, wünscht sich ein Bürger. E s werde zu schnell gefahren, gerade am Schwabinger Klinikum vorbei. Auch soll es am Parzivalplatz mehr Abstellplätze für Fahrräder geben. Die Königinstraße müsse Fahrradstraße werden, lautet ein weiterer Antrag. Der Übergang Ungererstraße/Antonienstraße zum Fuchsbau soll gesichert möglich sein. Zum Beispiel mit einem Zebrastreifen und abgesenkten Bordsteinkanten. Auch solle die Fahrbahndecke der Sondermeierstraße in Richtung Unterföhring erneuert werden. Sie sei, so ein Bürger, in einem "miserablen Zustand." Auch sollten Polizeikontrollen am Parkplatz Nordfriedhof durchgeführt werden. Dort stünden, so lautet die Beschwerde, fünf bis sechs Sattelschlepper, die auch nachts lange die Kühlung laufen ließen.

© SZ vom 18.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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