Lange Wartezeiten:Warum viele Münchner bei der Wahl Schlange standen

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Wählerinnen und Wähler brauchten Geduld, hier vor Wahlraum 1327 in der Grundschule an der Gebelestraße. (Foto: Florian Peljak)

Weniger Kabinen, großer Andrang am Vormittag und dann auch noch der Marathon: Vor vielen Wahllokalen bildeten sich am Sonntag lange Wartereihen. Die zuständige Behörde betont: alles "vollkommen normal".

Von Kathrin Aldenhoff

Vor mehreren Wahllokalen in München bildeten sich am Sonntag lange Schlangen. Wählerinnen und Wähler berichten, dass sie mehr als 30 Minuten anstanden, um ihre Stimme abgeben zu können. Lange Wartezeiten gab es etwa in Wahllokalen in Pasing, Sendling, Berg am Laim, in Bogenhausen, Schwabing und im Westend. An manchen Stellen sei die Beschilderung nicht klar gewesen, woanders seien während der Wahl weitere Wahlkabinen aufgebaut worden. Manch einer wirft dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) auf der Plattform X (vormals Twitter) schlechte Organisation vor.

Schon morgens war der Andrang in einigen Wahllokalen groß, bis zum Mittag um 12.30 Uhr hatten bereits 51 Prozent der Münchnerinnen und Münchner gewählt - mehr als vor fünf Jahren. Und das, obwohl die Wahlbeteiligung am Ende des Tages bei 69,1 Prozent lag und damit niedriger war als noch bei der Landtagswahl 2018. Damals hatten 72,4 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Allerdings gab es damals auch mehr Wahllokale: 712 waren es bei der Landtagswahl 2018, 506 waren es an diesem Sonntag. Ein Grund für die geringere Anzahl an Wahllokalen: Bei dieser Wahl hatten besonders viele Menschen Briefwahlunterlagen angefordert, die Briefwahlquote beträgt nach dem vorläufigen Endergebnis 54 Prozent.

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Die Frage, ob das KVR von dem Andrang der Wählerinnen und Wähler überrascht wurde, verneint eine Sprecherin der Behörde. Es sei "vollkommen normal", dass es zu bestimmten Stoßzeiten, beispielsweise nach dem Frühstück, zu längeren Wartezeiten komme. "Es liegen dem KVR keine Erkenntnisse vor, dass es bei dieser Landtagswahl zu längeren Wartezeiten als bei der vergangenen Wahl im Jahr 2018 gekommen ist." Wenn sich Schlangen bildeten, seien mehr Wahlkabinen aufgebaut worden. "Auf genau dieses Szenario waren wir vorbereitet", teilte eine Sprecherin mit.

An manchen Stellen in der Stadt waren mehrere Wahllokale in einem Gebäude oder sogar in nur einem Raum untergebracht. Auch dieses Vorgehen, dass mehrere Wahlräume an einem Standort eingerichtet werden, sei üblich, heißt es aus dem KVR. Der Grund: Es stehen nicht beliebig viele geeignete und verfügbare Standorte zur Verfügung.

Alles kein Problem also, aus Sicht des KVR. In einer Pressemitteilung lobte Hanna Sammüller-Gradl, Kreisverwaltungsreferentin und Stimmkreisleiterin, am Montag das außerordentliche Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KVR und der 10 246 Wahlhelfer. Sie zählten die Stimmzettel von 628 645 Münchner Wählerinnen und Wähler aus. "Der gestrigen Wahl gingen monatelange Planungen voraus", teilte Sammüller-Gradl mit. "Dank der hervorragenden Vorbereitung des Wahlamts hat auch der München Marathon den reibungslosen Ablauf nicht behindert."

Etwa 6800 Menschen mussten Straßen queren, die wegen des Marathons gesperrt waren. Ordner waren vor Ort behilflich, es gab Wurfzettel, Aushänge und eine Social-Media-Kampagne, hieß es aus dem KVR. Am Wahltag habe es dazu keine Rückfragen oder Problem-Meldungen gegeben.

An mehreren Stellen konnten Wähler die Marathon-Strecke queren. (Foto: Florian Peljak)
Am Sonntag bereiten Wahlhelfer im Veranstaltungs- und Ordercenter (MOC) der Messe München die Auszählung der Briefwahl-Unterlagen vor. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Und auch dem Eindruck mancher Beobachter, die Auszählung der Münchner Stimmen habe dieses Mal länger als üblich gedauert, widerspricht die Sprecherin des KVR: Die ersten Wahlergebnisse aus München seien ab 20 Uhr zur Verfügung gestellt worden, die vorläufigen Ergebnisse in sieben der neun Münchner Stimmkreise seien deutlich früher als bei den vergangenen Landtagswahlen an den Landeswahlleiter übermittelt worden.

Auf die Frage, ob das KVR bei kommenden Wahlen etwas anders machen möchte, antwortete eine Sprecherin: "Wie bei jeder Wahl üblich, wird auch diese evaluiert und gegebenenfalls Optimierungsmöglichkeiten eruiert." Einen besonderen Bedarf scheint man dafür beim KVR nicht zu sehen.

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