Vorbereitungen für die Wahl:"Muckl" soll Münchnern beim Wählen helfen

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4104 Wahlurnen werden für die Münchnerinnen und Münchner zur Stimmabgabe bereitstehen. (Foto: Stephan Rumpf)

Vor der Landtagswahl am 8. Oktober setzt das Kreisverwaltungsreferat auf einen neuen Chatbot, der Fragen beantwortet. Die meisten Wähler werden ihre Stimme vermutlich schon vor dem Termin per Brief abgeben.

Von Joachim Mölter

"Mein Team hatte mir davon abgeraten", seufzt Laura Dornheim. Doch da war es schon zu spät, die Finger von der Tastatur zu lassen. Münchens IT-Referentin hatte eine neue Hilfskraft fürs städtische Wahlamt präsentieren wollen, die ab jetzt rund um die Uhr erreichbar ist für Fragen zur Landtags- und Bezirkswahl. Dabei trat der von Dornheims Team befürchtete Vorführeffekt ein - es ging zunächst schief. Erst blieben die Bildschirme hinter der Referentin schwarz, und als der neue Mitarbeiter dann erschienen war und sich vorgestellt hatte ("Servus, ich bin Muckl! Kann ich behilflich sein?"), gab er auf Dornheims Frage nicht die erhoffte Auskunft: "Darauf habe ich leider keine Antwort. Ich bin noch in der Lernphase."

Beim nächsten Versuch klappte es dann doch noch wie gewünscht, "Muckl" bestand seine öffentliche Bewährungsprobe. Im Einsatz ist der Chatbot - ein Computerprogramm, das einen Dialog zwischen Mensch und Technik ermöglicht - bereits seit April, aber "wir haben ihn erst mal undercover arbeiten lassen, weil er noch lernt", erklärte Dornheim am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Kreisverwaltungsreferat (KVR). Dort informierte sie mit KVR-Chefin Hanna Sammüller-Gradl über den Stand der Vorbereitung für die Landtags- und Bezirkswahl am 8. Oktober. Die beiden Referate "arbeiten sehr viel und sehr eng zusammen, auch bei der Wahl", sagte Sammüller-Gradl.

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Die Digitalisierung schreitet auch bei der Auswertung der Abstimmungsergebnisse voran: Die werden am 8. Oktober in den Wahllokalen per Computer in mehr als 1000 sogenannten Wahlkoffern erfasst, addiert und über sichere Leitungen ins Wahlamt übertragen. Gewählt wird aber weiterhin analog, mit Stift auf Papier.

Um die Wahlzettel aufzufalten, demonstrierten Sammüller-Gradl und Dornheim ihre Zusammenarbeit - "das sind so Tapeten", ächzte die Kreisverwaltungsreferentin angesichts des weit über Armlänge hinausreichenden Papiers. Die Landes- und Bezirkslisten haben Postergröße, auf ihnen sind alle Kandidaten der 15 beziehungsweise 14 zugelassenen Parteien verzeichnet. Die Wahlzettel für die Direktkandidaten der einzelnen Stimmkreise sind etwas schmaler.

In der Landeshauptstadt gibt es neun solcher Stimmkreise, bei der Besetzung der 180 Landtagsplätze sind 912 809 Münchnerinnen und Münchner wahlberechtigt. Abstimmen können sie in 506 Räumen, und die Zettel abgeben dann in 4104 Wahlurnen, wie Sammüller-Gradl aufzählte. Sie rechne aber damit, dass die Mehrheit daheim ihr Kreuzchen mache. Der Anteil der Briefwähler sei schon 2018 sehr hoch gewesen mit 43,1 Prozent, sagte sie: "Wir gehen davon aus, dass die Zahl weiter steigt", bis auf 55 oder gar 60 Prozent.

KVR-Chefin Hanna Sammüller-Gradl freut sich über viele freiwillige Wahlhelfer. (Foto: Catherina Hess)

Um die Stimmen der Briefwähler auszuzählen, hat das KVR eigens neue Räumlichkeiten angemietet - in der Motorworld, im Zenith und im Kesselhaus. Bislang hatte das Veranstaltungscenter MOC auf dem Messegelände dafür gereicht. In diesem Jahr ist die Hälfte der insgesamt 12 000 Wahlhelfer dafür eingeteilt. Was Sammüller-Gradl besonders freut: dass sich neben städtischen Angestellten so viele Bürgerinnen und Bürger freiwillig gemeldet haben. Sie stellen fast zwei Drittel der Wahlhelfer, "ein schönes Zeichen, dass sie etwas für die Demokratie tun wollen", findet die KVR-Chefin.

Ihre Prognose für die Zunahme der Briefwähler stützt sie darauf, dass bereits 70 000 Menschen die entsprechenden Unterlagen beantragt haben - obwohl die Wahlbenachrichtigungen erst seit voriger Woche verschickt werden. Wer bis zum 17. September keine bekommen hat, solle sich ans KVR wenden, sagte Sammüller-Gradl.

Wohin genau, kann man auch den "Muckl" fragen, man findet ihn auf der Homepage der Stadt (www.muenchen.de); wenn man zum Punkt "Wahlen und Abstimmungen" weiterklickt, taucht er auf. Häufig gestellte Fragen beantwortet er mühelos, aber "eine Wahlempfehlung spricht er nicht aus", sagt die IT-Referentin Dornheim: "Da verhält er sich korrekt neutral." Aber völlig beschränkt aufs Bürokratische sei ihr neuer Mitarbeiter auch nicht, versichert sie: "Man kann ihn auch fragen, ob er mit dem Pumuckl verwandt ist."

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