Finanzen:Auch Kreissparkasse kündigt Prämiensparverträge

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Ein Pressegespräch bei der Kreissparkasse. (Foto: Claus Schunk)
  • Die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg kündigt an, bis Anfang 2020 mehr als 5000 Prämiensparverträge zu kündigen.
  • Insgesamt würden Verträge mit einem Sparvolumen von 130 Millionen Euro gekündigt.
  • Erst vor einer Woche hatte die Stadtsparkasse München mitgeteilt, Tausende Prämiensparverträge zu kündigen.

Von Stefan Galler

Vor einer Woche hatte die Stadtsparkasse München (SSKM) angekündigt, Tausende Prämiensparverträge zu kündigen - nun zieht die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg (KSKMSE) nach: Von kommendem Montag an werden jene 5200 Kundinnen und Kunden, deren Verträge zum 29. Februar 2020 gekündigt werden sollen, nach und nach persönlich kontaktiert. Das erklärte Andreas Frühschütz, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse und verantwortlich für das Privatkundengeschäft, am Rande eines Pressetermins am Freitag in München.

"Die Kündigungsschreiben gehen Ende November raus, aber bis dahin wollen wir mit allen Betroffenen Gespräche führen, um emotional ein anderes Niveau zu erreichen und zu verhindern, dass die Kunden mit hochrotem Kopf bei ihrem Berater auflaufen", so Frühschütz. Insgesamt würden Verträge mit einem Sparvolumen von 130 Millionen Euro gekündigt.

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Bislang hatte es nur ein einseitiges Kündigungsrecht für die Anleger gegeben, seit einem Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) aus dem Mai 2019 haben nun auch die Kreditinstitute das Recht, Prämiensparverträge zu kündigen, wenn sie einen "sachgerechten Grund" dafür vorweisen können. "Das Niedrig-, beziehungsweise Negativzinsumfeld" ist ein solcher sachgerechter Grund", sagt Frühschütz.

Betroffen sind ausschließlich Kunden, deren Verträge bereits seit mehr als 15 Jahren laufen, die damit die höchste Prämienstufe von 50 Prozent erreicht haben. Das Modell sieht vor, dass die Bank jedes Jahr, in dem ein solcher Vertrag läuft, auf das Ersparte einen prozentualen Bonus bezahlt. Hat beispielsweise ein Kunde innerhalb eines Kalenderjahres 1000 Euro gespart und Anspruch auf eine 50-Prozent-Prämie, dann muss ihm die Bank 500 Euro extra gutschreiben.

"Das sind dann hochgerechnet im 15. Jahr Renditen von zwei Prozent", sagt Frühschütz. "Wenn man sich vor Augen führt, dass wir für langfristig gehaltene Aktienportfolios von einer jährlichen Rendite von fünf Prozent ausgehen, ist eine solche Strategie doch deutlich attraktiver als 50 Prozent auf die jährliche Sparleistung."

Während die Stadtsparkasse München 28 000 Verträge kündigt, sind bei der Kreissparkasse mit 5200 Kontrakten vergleichsweise wenige Kunden betroffen. "Das liegt an unterschiedlichen Vertriebsstrategien", erklärte Frühschütz. "Bei uns hat das Modell des Prämiensparens nie so eine große Rolle wie bei anderen Sparkassen gespielt." Überhaupt sei ein "stabiles Bankensystem wichtiger als die Kündigung von Prämiensparverträgen", so das Vorstandsmitglied des Kreissparkasse weiter. "In vielen Kommentaren wird es heißen, dass diese Entscheidung dem Vertrauen in die Finanzunternehmen nicht Vorschub leistet. Das kann man so sehen, aber es muss auch ein Bewusstsein vorhanden sein, dass Kreditunternehmen wirtschaftlich arbeiten müssen, um das Wachstum mitzufinanzieren", so Frühschütz.

Auch das Thema Negativzinsen wird von der Kreissparkasse nicht ausgespart. Bislang habe man nur Individualvereinbarungen mit Geschäftskunden, aber auch mit Privatkunden im Blick, "die nur Geld aufs Girokonto hauen, aber sonst keinerlei Geschäftsbeziehungen mit uns pflegen", so Frühschütz. Dabei gehe es aber "nicht um Beträge von 100 000 Euro", erst bei deutlich höheren Guthaben würden "Verwahrentgelte", wie die Negativzinsen in der Bankersprache offiziell genannt werden, zur Diskussion stehen.

"Es ist schlicht schizophren", sagt der Verantwortliche für das Privatkundengeschäft. "Früher sind wir jedem Cent hinterhergelaufen. Nun geht es vor allem darum, Liquidität fernzuhalten und Notwehrmaßnahmen zu entwickeln."

© SZ vom 05.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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