München:Kraftakt an der Isar

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Das Isarwerk 1 in Thalkirchen. Es ist das älteste noch betriebene Isarkraftwerk in München. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Stadtwerke leisten ökologischen Beistand: Sie bauen ihre Wehranlage in Großhesselohe um und erweitern den Turbinenpark im Isarwerk 1 in Thalkirchen. Die Arbeiten sollen noch heuer beginnen

Von Jürgen Wolfram, Thalkirchen

Der Schutz der Isar hat sich unter den Prioritäten der Stadt auf einer Höchstmarke eingepegelt. Gegenwärtig befindet sich eine "ökologische Verbesserung" in Vorbereitung. Was sich anhört wie eine überschaubare Handreichung zugunsten der Natur, ist in Wirklichkeit ein Vorhaben beträchtlichen Ausmaßes: Um die Mindestwassermenge im Fluss am Wehr Großhesselohe zu erhöhen, soll die dortige Anlage umgebaut werden.

Zugleich erhalten die Stadtwerke München (SWM) die Erlaubnis, zur Kompensation der Verluste bei der Stromerzeugung die maximale Wassermenge im Werkkanal um zehn Kubikmeter pro Sekunde zu steigern und eine vierte Turbine ins Isarwerk 1 an der Thalkirchner Zentralländstraße einzubauen. Baubeginn soll noch in diesem Jahr sein, die Inbetriebnahme ist für Herbst 2022 vorgesehen.

Das denkmalgeschützte, innen wie außen museal wirkende Isarwerk 1 zählt zu den baulichen Juwelen der Stadt. Es wurde um 1906 errichtet und 1999 vollautomatisiert. Sein Standort beim Flusskilometer 153,85 liegt innerhalb des Landschaftsschutzgebiets "Isarauen" und am Rande des FFH-Gebiets "Oberes Isartal", also mitten in einem der beliebtesten Erholungsgebiete der Münchner. Entsprechend schonend soll der Ausbau des ältesten Laufwasserkraftwerks an der Isar erfolgen. Einen zusätzlichen Flächenverbrauch werde es ebenso wenig geben wie eine zusätzliche Versiegelung oder "nachteilige Auswirkungen auf das Landschaftsbild", versprechen die Stadtwerke. Während der Bauzeit könne das pittoreske Kraftwerk "größtenteils" in Betrieb bleiben. Der Standort für die vierte Turbine liegt im Querbauwerk zwischen Maschinenhaus und altem Leerschuss. Dort werde ein zusätzliches Einlaufschütz installiert. Neu errichtet und schallgedämmt werden soll das Betriebsgebäude.

Große Stücke halten die SWM auf die neue Kaplan-Turbine mit ihrem Laufraddurchmesser von zwei Metern, die ins Isarwerk 1 eingebaut wird. Dieses Konstrukt weise einen um zehn Prozent höheren Wirkungsgrad auf als die vorhandenen Francis-Turbinen aus dem Jahr 1915. Die Neuentwicklung sei zudem fischschonender, weil mit weniger Schaufeln besetzt. Ihr Einsatz trage ferner dazu bei, den Verschleiß der alten Turbinen zu reduzieren.

Während der zwölfmonatigen Bauzeit erfolgt die Zufahrt zum Isarwerk 1 von der Zentralländstraße über den Weg an der Floßlände. Mit größeren Beeinträchtigungen des FFH-Gebiets oder der nächstgelegenen Wohnbebauung sei nicht zu rechnen, heißt es in der Projektbeschreibung.

"Artenschutzrechtlich bedeutsamen Konflikten" wollen die SWM unter anderem durch den gezielten Schutz eines Eidechsen-Habitats vorbeugen. Von einer Gefährdung der Fischpopulation durch die Baumaßnahme oder Auswirkungen auf das Grundwasser sei nicht auszugehen. Wohl aber davon, dass die Isar-Flusslandschaft von den Maßnahmen ökologisch profitiert, so wie es in einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung vom 6. März 2008 skizziert worden ist und zu deren Einhaltung sich die Stadtwerke München verpflichtet haben.

© SZ vom 30.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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