Konzerte:Immer noch Indie

Lesezeit: 2 min

"The Kooks" erinnern auf ihrer Tour noch einmal an ihr Debüt-Album. (Foto: Propeller Music)

Die britische Band "The Kooks" feiert mit einer Tour ihr vor 15 Jahren erschienenes Debütalbum. Ein Rückblick auf schrammelnde Gitarren, enge Jeans und eingängige Songs - und ein Ausblick auf Indierock-Konzerte im Frühjahr.

Von Anna Weiß

Perkussiv angeschlagene Gitarrensaiten, die energetische, beinahe hektische Musik transportiert die jugendliche Ungeduld, mit der Sänger Luke Pritchard das Vorhaben des lyrischen Ichs besingt, nach einem Spaziergang noch an sein Girl zu kommen: "and I will do my best, just to get under her dress". Die Gitarren, anfangs noch akustische, werden im Refrain durch elektrische ergänzt: Der "Sofa Song" war die zweite Singleauskopplung des Debütalbums "Inside In / Inside Out", mit dem die vier jungen Briten 2006 schlagartig berühmt wurden, und eines der erfolgreichsten Stücke der Band, die für ihre Anhänger musikalisch und optisch zum Vorbild wurden. Pritchards' wirre Locken brachten die einen Fans zum Schwärmen, die anderen dazu, die damals für die Szene recht gängige Frise (glatt in die Stirn gekämmtes Deckhaar) zu überdenken.

Überhaupt, der Look: Die Dreifaltigkeit aus enger Röhrenjeans, Lederjacke und Sonnenbrille präsentierten Pritchard und Kollegen - die Bandmitglieder hatten sich im Musikstudium in Brighton kennengelernt - auch in dem Musikvideo zu "Ooh La", einem der Songs der Band, bei der die Jugend in seiner Stimme nicht zu überhören ist, sie aber nicht den für das Album typischen hellen, fast heiteren Sound hat - wie etwa in "Naive" und "She Moves in Her Own Way". Die Stücke auf dem Album sind bis auf eine Ausnahme alle recht kurz gehalten, das kürzeste ist der melancholische Opener "Seaside", der durch seine Simplizität besticht.

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Einfachheit oder Unterkomplexität, despektierlich auch "Mädchenmusik" ist ein Vorwurf, den Kritiker des Indierocks den Kooks anlasten. Sie werden nicht zu den Leuten gehören, die sich um die Tickets für die "Inside In / Inside Out 15th Anniversay Tour" reißen, mit der die Band gerade in Deutschland unterwegs ist und am 16. Februar im Münchner Zenith gastiert - Pandemie-bedingt wurde die Jubiläumstour verschoben.

Im Vergleich zum ebenfalls 2006 erschienen Debütalbum der Arctic Monkeys aus Sheffield, "Whatever People Say I Am That's What I'm Not" nimmt sich "Inside In / Inside Out" etwas sonniger aus. Beide Bands standen damals für neuen, coolen Indierock, die Popularität des Genres wurde unter anderem von der amerikanischen Band Death Cab for Cutie geebnet - letztere sagten überraschend ihr München-Konzert Anfang März ab. Die Arctic Monkeys sind wie die Kooks auf Tour und spielen ebenfalls im Zenith, das Konzert im April ist bereits ausverkauft.

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Bei beiden Bands gab es über die Jahre Mitgliederwechsel, beide haben ihren Sound verändert. So tauschen die Kooks im Musikvideo zu "Cold Heart" Röhrenjeans gegen Raumanzug, statt schnellem Gitarrenschrammeln eröffnet ein Piepen den Song, das an ein altes Modem erinnert. Das aktuelle Album der Arctic Monkeys heißt "The Car", auf der Vorgängerplatte waren sie in dem Video zu "Four Stars Out Of Five" auch in der U-Bahnstation Marienplatz unterwegs, was vor allem Münchner Fans freute.

In der Landeshauptstadt spielen in den kommenden Wochen auch andere Bands aus dem mittlerweile sehr weiten Genresammelbegriff "Indie". Ein Highlight sind dabei die New Yorker Indierocker Big Thief um Frontfrau Adrianne Lenker, die am 22. April im Muffatwerk auftreten. Eine poppigere Spielart von Indie machen Lola Marsh aus Israel beim EgoFm-Fest am 25. März, ebenfalls im Muffatwerk. Zu diesem Anlass tritt mit Betterov auch ein deutscher Genrevertreter auf. Deutschen Indie-Pop der alten (Hamburger) Schule gibt es am 20. März in Augsburg zu hören: Dort spielen Die Sterne.

The Kooks, Do., 16. Feb., Zenith

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