Kritik:Im Kern getroffen

Lesezeit: 1 min

Frank Peter Zimmermann und Martin Helmchen spielen Beethoven-Sonaten.

Von Harald Eggebrecht, München

Bei Beethovens zehn Klavier-Violine-Sonaten geht es um die Entwicklung des Instrumentalgesprächs zwischen ebenbürtigen Partnern. Sind die drei Sonaten op. 12 noch vom Klavier geprägt, so findet in den drei Werken op. 30 bereits ein vielschichtig vernetzter Dialog statt. In der "Kreutzersonate" op. 47, verlangt Beethoven dann eine kämpferische Konfrontation zwischen Klavier und Geige, wahrhaft ein Doppelkonzert virtuoser symphonischer Auseiandersetzung.

All das verwirklichten Frank Peter Zimmermann und Martin Helmchen bei der Matinee im Prinzregententheater so gespannt wie gelassen, so packend im Musikalischen wie unaufwändig im Auftritt. Alle Konzentration, alles Tun war ausschließlich auf die Realisierung des Musikgeschehens gerichtet. So gelang die G-Dur Sonate op. 30,3 leichtfüßig, reaktionsschnell und blitzend virtuos, ohne Forcierungen oder Lokaleffekte. Sforzati oder Synkopen waren dabei nicht gemildert, sondern zündeten mit voller Wirkung. Die Kreutzersonate wurde wirklich zum "Konzert", so Beethovens Wunsch. Die gefürchtete langsame Einleitung formulierte Zimmermann großformatig und öffnete damit weite Perspektiven hinein in den rasenden Presto-Kopfsatz, bei dem beide Musiker konsequent und leidenschaftlich dem anderen nichts nachgaben und so ein höheres Miteinander erreichten. Dass Zimmermanns Ton auch in höchster Erregung immer leuchtete, dass Helmchen nie in falsches Donnern verfiel, versteht sich bei diesen Künstlern von selbst.

Mit diesem grenzsprengenden Stück hatte Beethoven eigentlich mit Violinsonaten abgeschlossen. Doch zehn Jahre später, 1812, am Tor zum visionären Spätwerk, schrieb er eine Art Nachtrag, die G-Dur-Sonate op. 96, eine Wunderwerk an heller Luftigkeit, erfüllt von improvisatorischem Geist, von lyrischer Kantabilität wie kauzigem Witz, von kessen Überraschungscoups und heiterer Landschaftlichkeit. Zimmermann/Helmchen genossen diese Lust an der Freiheit des Parlierens ebenso wie das dankbare Publikum. Als Zugabe das Adagio aus op. 30, 1, ein Traum an Innigkeit.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: