Kino:Aus Tradition für die Zukunft

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Verlässliche Partner: Seit jeher arbeitet Christian Pfeil (re.) mit Markus Eisele zusammen (li.). Das Foto ist im Sommer 2021 entstanden, als die beiden den Rio Filmpalast übernommen haben (in der Mitte Rio-Mitbegründer Daniel Kuonen). (Foto: Stephan Rumpf)

Der Rio Filmpalast in Haidhausen bleibt: Die Arena Filmtheater Betriebs-GmbH übernimmt das Kino. Ideen, wie es weitergeht, gibt es auch schon.

Von Karl Forster, München

Größer könnte der Spagat nicht sein: Auf der Nordseite des Rosenheimer Platzes residiert mit der Firma Deloitte einer der weltgrößten Finanzberater. Gegenüber lädt der Rio Filmpalast seit mehr als sechzig Jahren die Bürger zum Filme schauen. Hier also das neue, superschmucke Haidhausen, wo man gerne mit achtstelligen Geldmengen rechnet, dort ein Relikt aus dem alten Viertel Münchens, von dem aus die Handwerker einst den "gachen Steig" runter zur Stadt liefen, um ihr Geld zu verdienen. Dass es dieses zeitlos gemütliche Kino weiterhin geben wird, ist nun ganz offiziell. Zum 1. Juli übernimmt die Arena Filmtheater Betriebs-GmbH das Haus mit seinen zwei Sälen und dem kleinen Café.

"Ich bin gleich doppelt aufgeregt", sagt Christian Pfeil, einer der beiden Betreiber des kleinen, aber sehr qualitätsbewussten Kino-Multis bei der offiziellen Verkündigung des Kulturtransfers. Doppelt aufgeregt, weil die Übernahme des Rio Filmpalasts einhergeht mit der lang ersehnten Wiederöffnung der Kinos nach dem Lockdown. Es sei ihm und seinem Partner Markus Eisele "eine Ehre", solch ein geschichtsträchtiges Haus führen zu dürfen. Und dass man selbstverständlich damit auch das gesamte Team, dessen Mitglieder teils schon 40 Jahre im Rio arbeiteten, mit übernehme. Auch werde man zunächst keine großen Veränderungen vornehmen, weder innenarchitektonisch noch programmatisch. "Das Rio ist ein Nachbarschaftskino, und das wird es auch bleiben", verspricht Christian Pfeil. So passt das Rio perfekt zu dessen Kino-Familie mit dem kleinen Arena Filmtheater oder dem Monopol.

Mehr als ein Dutzend Kinos hat es einst in Haidhausen gegeben

Bei einem nicht ganz kurzen, aber äußerst liebenswerten Rückblick auf die Geschichte des Rio Filmpalasts erzählt Angelika Reich, zusammen mit Daniel Kuonen Gründerin und langjährige Betreiberin des Hauses und heute stolze 82 Jahre alt, wie das damals war, als die einzige echte und wahre Krise den Filmpalast im wahrsten Sinn des Wortes geschüttelt hatte: als man den U-Bahnhof grub direkt vor der Türe, um München für die Olympischen Spiele von 1972 aufzupeppen. "Das war wirklich fürchterlich!" Sie erzählt von den Regisseuren, die immer wieder zu Besuch kamen, Detlev Buck oder Sönke Wortmann, die sich an ihr Erstlingswerk "Kleine Haie" hier erinnerten. Oder Dagmar Wagner mit ihrem bairischen Wahnsinnswerk "Das Ei ist eine geschissene Gottesgabe". Und sie denkt noch einmal kurz, aber intensiv, an den Tod ihrer Tochter Elisabeth vor zwei Jahren, der letztendlich Auslöser war für die Übergabe an die Arena GmbH.

Mehr als ein Dutzend Kinos hat es einst in Haidhausen gegeben, das Fernsehen läutete für viele das Totenglöcklein. Viel Theater gab es hier etwa im "Rechts der Isar", viel Musik zum Beispiel in der "Vielharmonie". Doch die Generalsanierung machte aus Haidhausen ein schickes Viertel für Gourmets und Flaneure, Alteingesessenes führte einen oft hoffnungslosen Kampf. Nur das Rio blieb, was es ist. Und so soll es bleiben. Zum Beispiel mit einem Abo für die Arena-Kino-Familie, das Christian Pfeil verspricht. "Für 20 Euro pro Monat ins Kino, so oft man will!" Wenn das kein Angebot für die Zukunft ist!

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