Katholische Kirche:Marx spricht sich für Frauen als Diakoninnen aus

Lesezeit: 2 min

Die "österliche Sendung" der Kirche solle "eine Art offenes Festzelt" werden, sagte Marx (Archivbild). (Foto: Sven Hoppe/dpa)

"Ich glaube, dass die Zeit reif ist", sagt der Münchner Erzbischof im Liebfrauendom. Der Vatikan könnte das allerdings ganz anders sehen.

Von Annette Zoch

Münchens Erzbischof Kardinal Reinhard Marx hat sich für das Diakonat der Frauen ausgesprochen. "Ich glaube, dass die Zeit reif ist, dass es für Männer und Frauen offenstehen muss und soll", sagte der Erzbischof von München und Freising am Samstag im Münchner Liebfrauendom. "Wir brauchen einen neuen Ansatz", so Kardinal Marx; generell sei das Diakonat "ein Amt, das in besonderer Weise die Verbindung von Gebet und Einsatz für die Armen sichtbar machen soll, und da hoffe ich sehr, dass wir einen Weg gehen können, dieses Amt noch mehr zu profilieren". Es werde "theologisch und praktisch" noch viel gearbeitet: "Ich bin der Überzeugung, dass diese Erneuerung ein großes Geschenk für die Kirche sein kann."

Widerstand aus Rom befürchtet

Marx äußerte sich im Rahmen eines Gottesdienstes anlässlich des 150. Geburtstags von Ellen Ammann, einer prägenden Figur der katholischen Frauenbewegung. Ammann habe bereits 1917 den damaligen Erzbischof Michael Faulhaber gebeten, eine Gruppe von Frauen zu Diakoninnen zu weihen. "Möge die große Frau Ellen Ammann uns begleiten auf diesem Weg", sagte Marx. Dem Wunsch Ammanns nach einer echten Weihe konnte Faulhaber zwar nicht entsprechen, aber 1919 nahm er Ammann und sechs weiteren Frauen ein entsprechendes Gelübde ab.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Das Diakonat, eine niedere Weihestufe auf dem Weg zum Priester, ist in der katholischen Kirche bislang nur Männern vorbehalten. Im Januar hatte Marx in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung die Frage nach der Weihe von Frauen zu Priesterinnen zurückhaltend geantwortet: "Ich bin jedenfalls dafür, dass die Diskussion noch nicht beendet ist", hatte Marx damals gesagt, und: "Die Argumente, dass es nicht geht, sind für mich im Laufe meines Lebens immer schwächer geworden. Ich bin da nicht am Ende, ich weiß nur, dass wir einen großen Konsens brauchen. Oder man zerbricht das ganze Gebäude."

Auch im Synodalen Weg, der Reformdebatte zwischen Klerikern und Laien, wird der Diakonat der Frau diskutiert. Bei der letzten Synodalversammlung im Februar in Frankfurt verabschiedeten die Delegierten mit großer Mehrheit in erster Lesung einen Antrag, wonach die deutschen Bischöfe in Rom einen so genannten Indult - einen Gnadenerweis - zu dem entsprechenden Passus im Kirchenrecht erwirken sollen, so dass auch Frauen zur Diakonin geweiht werden können. Bislang heißt es im Gesetzbuch des kanonischen Rechts unter can. 1024 CIC: "Die heilige Weihe empfängt gültig nur ein getaufter Mann."

Marx hatte bei der Debatte damals gesagt, er glaube nicht, dass der Vatikan einem solchen Antrag zustimmen werde. Gleichwohl unterstütze er aber das Anliegen. Hinzu kommt: Die Beschlüsse des Synodalen Wegs haben keinerlei Bindungswirkung über eine bloße Selbstverpflichtung der Bischöfe hinaus. Und über Fragen der kirchlichen Lehre - und dazu gehört die Weihe von Männern - kann am Ende ohnehin nur Rom entscheiden. Als wissenschaftlich erwiesen gilt inzwischen, dass es bereits in den ersten christlichen Gemeinden Diakoninnen gab. Erst im Lauf der Jahrhunderte wurden Frauen nach und nach aus kirchlichen Ämtern gedrängt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBeziehung
:"Die Verliebtheitsphase dauert etwa 18 Monate"

Paartherapeutin Heike Duldinger-von Hardenberg über Affären, Ansprüche und darüber, warum so viele Paare jahrelang ohne Sex leben.

Interview von Pia Ratzesberger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: