Angriff auf Israel:Plakatkampagne gibt Geiseln der Hamas ein Gesicht

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Auch in München hängen Plakate mit Bildern der vermissten Israelis, hier am Leuchtenbergring. (Foto: Stephan Rumpf)

Fast 200 Menschen hat die Hamas bei ihrem Angriff auf Israel in den Gazastreifen entführt. Eine weltweite Kampagne will das Bewusstsein für das Schicksal der Verschleppten schärfen - auch auf Münchens Straßen.

Von Barbara Galaktionow

Sie kleben in der Einsteinstraße in München an Laternen- und Ampelmasten oder an der Rückseite der "Stummen Verkäufer" für Zeitungen. Etwas mehr als zehn Din-A4-Seiten, in Folie eingewickelt und mit Kreppklebeband befestigt. Das Wort "Entführt" prangt auf allen Seiten in weißen Großbuchstaben auf einem dicken roten Balken. Darunter sind Fotos unterschiedlicher Menschen zu sehen: ein älteres Paar, entspannt aneinander gelehnt, Gad Haggai, 73 Jahre alt, und Judith Lynne Weinstein, 80 Jahre alt; ein Junge mit kurzen roten Haaren, Ariel, 4 Jahre alt, oder eine Frau mit Strohhut, Moran Stella Yanai, 40 Jahre alt.

Es sind vier von - jüngsten Angaben des israelischen Militärs zufolge - 199 Menschen, die am 7. Oktober 2023 von der Hamas aus Israel in den Gazastreifen verschleppt wurden. Eine weltweite Plakatkampagne will auf ihr Schicksal aufmerksam machen - und sie hat auch ihren Weg nach München gefunden.

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1400 Israelis sind seit Beginn des Angriffs der Terroristen auf das Land ums Leben gekommen. Doch nicht nur die Toten verursachen Schmerz und Entsetzen. Auch die Sorge um die Menschen, die am Tag der Attacke von den palästinensischen Terroristen entführt wurden, ist groß. Angehörige und Freunde der Verschleppten melden sich unermüdlich öffentlich zu Wort, um deutlich zu machen, dass bei allem Vorgehen des israelischen Militärs gegen die Hamas die Leben der israelischen Geiseln nicht aufs Spiel gesetzt werden dürften.

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Vergangene Wochen riefen zudem die New Yorker Künstler Nitzan Mintz, Dede Bandaid und Tal Huber die Plakatkampagne ins Leben. Mehr als hundert Menschen geben die Künstler mittlerweile mit ihrer Aktion ein Gesicht, Frauen, Männern, Jugendlichen, Kindern. Das jüngste Entführungsopfer ist ein Baby von neun Monaten, das älteste eine Frau von 85 Jahren. Man habe von jeder der betroffenen Familien die Zustimmung zur Veröffentlichung eingeholt, heißt es auf dem Instagram-Account von Nitzan Mintz.

Sogar ein Baby entführten die Hamas-Terroristen: den gerade einmal neun Monate alten Kfir. (Foto: Stephan Rumpf)
Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel hat sich auch für jüdische Menschen in Deutschland die Sicherheitslage verschärft. Hier die Gedenkveranstaltung auf dem Münchner Sankt-Jakobs-Platz am 12. Oktober für die Opfer des Angriffs. (Foto: Stephan Rumpf)

In München war das Plakat in einer textlich leicht abgewandelten Version bereits bei der Gedenkfeier für die Opfer des Hamas-Angriffs am Sankt-Jakobs-Platz am Donnerstag zu sehen. Auch an anderen Orten in der Stadt ist es zu finden. Denn die New Yorker Künstlergruppe appelliert an jeden einzelnen, sich an der Aktion zu beteiligen, und die Poster - in Groß oder Klein, Schwarz-Weiß oder Farbe - auszudrucken und in der Öffentlichkeit aufzuhängen. Sie sind auf der Website kidnappedfromisrael.com in 15 Sprachen abrufbar.

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