Sie kleben in der Einsteinstraße in München an Laternen- und Ampelmasten oder an der Rückseite der "Stummen Verkäufer" für Zeitungen. Etwas mehr als zehn Din-A4-Seiten, in Folie eingewickelt und mit Kreppklebeband befestigt. Das Wort "Entführt" prangt auf allen Seiten in weißen Großbuchstaben auf einem dicken roten Balken. Darunter sind Fotos unterschiedlicher Menschen zu sehen: ein älteres Paar, entspannt aneinander gelehnt, Gad Haggai, 73 Jahre alt, und Judith Lynne Weinstein, 80 Jahre alt; ein Junge mit kurzen roten Haaren, Ariel, 4 Jahre alt, oder eine Frau mit Strohhut, Moran Stella Yanai, 40 Jahre alt.
Es sind vier von - jüngsten Angaben des israelischen Militärs zufolge - 199 Menschen, die am 7. Oktober 2023 von der Hamas aus Israel in den Gazastreifen verschleppt wurden. Eine weltweite Plakatkampagne will auf ihr Schicksal aufmerksam machen - und sie hat auch ihren Weg nach München gefunden.
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1400 Israelis sind seit Beginn des Angriffs der Terroristen auf das Land ums Leben gekommen. Doch nicht nur die Toten verursachen Schmerz und Entsetzen. Auch die Sorge um die Menschen, die am Tag der Attacke von den palästinensischen Terroristen entführt wurden, ist groß. Angehörige und Freunde der Verschleppten melden sich unermüdlich öffentlich zu Wort, um deutlich zu machen, dass bei allem Vorgehen des israelischen Militärs gegen die Hamas die Leben der israelischen Geiseln nicht aufs Spiel gesetzt werden dürften.
Künstlerin Sharone Lifschitz:"Ich werde jetzt nicht trauern, jetzt geht es um die Lebenden"
Die Eltern von Sharone Lifschitz wurden in den Gazastreifen verschleppt. Die mit München eng verbundene Künstlerin kämpft um die Freilassung israelischer Geiseln - und die Menschlichkeit.
Vergangene Wochen riefen zudem die New Yorker Künstler Nitzan Mintz, Dede Bandaid und Tal Huber die Plakatkampagne ins Leben. Mehr als hundert Menschen geben die Künstler mittlerweile mit ihrer Aktion ein Gesicht, Frauen, Männern, Jugendlichen, Kindern. Das jüngste Entführungsopfer ist ein Baby von neun Monaten, das älteste eine Frau von 85 Jahren. Man habe von jeder der betroffenen Familien die Zustimmung zur Veröffentlichung eingeholt, heißt es auf dem Instagram-Account von Nitzan Mintz.
In München war das Plakat in einer textlich leicht abgewandelten Version bereits bei der Gedenkfeier für die Opfer des Hamas-Angriffs am Sankt-Jakobs-Platz am Donnerstag zu sehen. Auch an anderen Orten in der Stadt ist es zu finden. Denn die New Yorker Künstlergruppe appelliert an jeden einzelnen, sich an der Aktion zu beteiligen, und die Poster - in Groß oder Klein, Schwarz-Weiß oder Farbe - auszudrucken und in der Öffentlichkeit aufzuhängen. Sie sind auf der Website kidnappedfromisrael.com in 15 Sprachen abrufbar.