Massive Störung:S-Bahn entgleist im Tunnel der Münchner Stammstrecke

Lesezeit: 2 min

Die entgleiste S-Bahn im Tunnel der Stammstrecke. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Kurz nach der Ausfahrt am Isartor sprang das Drehgestell einer S-Bahn aus dem Gleis. Die Strecke blieb bis gegen 18 Uhr gesperrt, denn es musste ein 20 Meter langes Schienenstück ausgetauscht werden.

Von Andreas Schubert

Der Donnerstag dürfte die Nerven vieler Tausend Pendler wieder einmal arg strapaziert haben. Denn die Stammstrecke der S-Bahn war den ganzen Tag gesperrt. Der Grund: In der Nähe der Station Isartor war gegen 1.20 Uhr ein Zug der Linie S3 entgleist. Zu dem Zeitpunkt saßen 15 Passagiere im Zug, von denen niemand verletzt wurde. Erst kurz nach 18 Uhr wurde die Sperrung zwischen Hackerbrücke und Ostbahnhof aufgehoben, nachdem die Reparatur an der Strecke am Isartor beendet war. Alle Linien der S-Bahn fuhren gegen 20 Uhr wieder auf dem Regelweg.

Zunächst fuhren am Donnerstag zwischen Pasing und Ostbahnhof keine Züge, vom späten Vormittag an war die Stammstrecke nur noch zwischen Hackerbrücke und Ostbahnhof dicht. Im Bereich des Stammstreckentunnels liefen nach Auskunft der Deutschen Bahn (DB) zu dem Zeitpunkt Bauarbeiten an der Oberleitung, weswegen bereits mehrere S-Bahnen von dem Gleis Richtung Ostbahnhof problemlos auf das Gegengleis in Richtung Stadt umgeleitet worden seien. Bei der entgleisten S3 sei das anders gewesen: Demnach sei das erste Drehgestell des vorderen Triebwagens nach der Weiche regulär zum Gegengleis gefahren, das zweite Drehgestell geriet allerdings aus unbekannter Ursache von den Schienen ins Gleisbett. Ein Drehgestell ist, vereinfacht gesagt, das Fahrwerk eines Zuges, an dem die Räder befestigt sind. Die S-Bahn war mit geringer Geschwindigkeit von etwa 15 Kilometern pro Stunde unterwegs.

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Die entgleiste S3 stand teilweise noch in der Station, sodass die Fahrgäste die Bahn durch die Türen verlassen konnten. Es kam zu Beschädigungen im Gleisbett und am Unterbau sowie am Zug selbst.

Die Bundespolizei ermittelt wegen Verdachts auf gefährlichen Eingriff in den Schienenverkehr. Dies geschieht automatisch bei derartigen Vorfällen. In diesem Fall gebe es aber keinen Hinweis auf Sabotage, eher auf einen technischen Defekt, sagt Bundespolizei-Sprecher Wolfgang Hauner. Wären die Gleise manipuliert gewesen, wäre wohl schon das erste Drehgestell entgleist, nicht erst das zweite. Die Beamten hätten auch Videoaufnahmen aus den Bahnhöfen ausgewertet. Dabei habe sich kein Hinweis gefunden, dass Personen in den Tunnel gegangen seien.

Nach erster vorsichtiger Einschätzung der Bundespolizei könnte die Weichenstellung Ursache für die Entgleisung gewesen sein. Das Drehgestell funktionierte nach erster augenscheinlicher Begutachtung störungsfrei. Nun müssten aber auch Unterlagen der Stellwerkaufzeichnung ausgewertet werden, was bei elektronischen Stellwerken in aller Regel längere Zeit in Anspruch nimmt. "Eine endgültige Ursachenbenennung dürfte sich erfahrungsgemäß länger hinziehen", teilte Hauner auf Nachfrage mit.

Das Drehgestell der S-Bahn geriet aus unbekannter Ursache von den Schienen. (Foto: Bundespolizei)
Die S-Bahn sollte mit Hydraulikpressen angehoben werden. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Laut ersten Angaben der DB sollte die Stammstrecke bis etwa 13 Uhr gesperrt bleiben. Doch diese Prognose musste die Bahn später korrigieren. Am frühen Nachmittag gab sie bekannt, dass der Tunnel noch bis in die Abendstunden gesperrt bleiben würde.

Gegen Mittag gelang es, den Zug mit Hydraulikpressen anzuheben und wieder auf die Schienen zu setzen, was in der Enge des Tunnels keine leichte Aufgabe sei, so Hauner. Nachdem die S-Bahn abgeschleppt worden war, stellte sich heraus, dass ein etwa 20 Meter langes Schienenstück im Weichenbereich ausgetauscht werden musste. Hierfür waren im Tunnel auch Schweißarbeiten notwendig.

© SZ/dpa/vewo/mmo/schub - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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