Blue Lane zur IAA:"Blaupause der klassischen Umweltspur"

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Die Premiere der Internationalen Mobilausstellung in München sollte ein großer Aufschlag werden. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Bei der Internationalen Automobil-Ausstellung im September soll eine geheimnisvolle Blue Lane die Messe und die Innenstadt erschließen. Nun ist der Streckenverlauf bekannt - und es gibt die ersten Zweifel.

Von Lea Kramer

Im Vorfeld der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA), die vom 7. bis 12. September in München veranstaltet werden soll, gibt es immer wieder Auseinandersetzungen über das Konzept: Etwa darüber, dass die Messe öffentliche Plätze in der Innenstadt nutzen wird, die über eine Transferachse im Straßennetz - die sogenannte Blue Lane - erschlossen werden sollen. Wie diese Achse genau aussehen könnte, haben Veranstalter und Wirtschaftsreferat zu Beginn der Woche bereits den Stadtratsfraktionen - und nun auch dem ersten betroffenen Bezirksausschuss (BA) in der Maxvorstadt vorgestellt.

Vor mehr als 120 Jahren ist sie als Motorwagen-Ausstellung gestartet, heute will die IAA weg davon. Schließlich setzt die Automobilbranche inzwischen auf Elektromobilität. So hatte BMW erst am Mittwoch angekündigt, bis 2030 zwei Millionen Elektrofahrzeuge ausliefern zu wollen. Erstmals soll die Fahrzeugmesse nicht mehr nur das Auto, sondern verschiedene Verkehrsmittel abbilden und damit zur Plattform für alle Mobilitätsarten werden, so die Ankündigung für die große Show in München. Deshalb nennt sich die Ausstellung nun auch offiziell "IAA mobility".

Proteste gegen IAA
:Nur ein grüner Anstrich

Noch ist nicht klar, ob die Internationale Automobilausstellung überhaupt stattfinden kann - aber protestiert wird bereits: Aktivisten von #noIAA werfen der Industrie "Greenwashing" vor.

"Es wird weiterhin Automobile geben, aber die IAA ist keine PS-Boliden-Show mehr", sagte Tobias Gröber, Geschäftsbereichsleiter für Konsumgüter bei der Messe München, während der Präsentation in der Turnhalle an der Amalienstraße, sichtlich bemüht, die Skeptiker im Bezirksausschuss zu überzeugen. Gemeinsam mit dem Verband der Automobilindustrie (VDA) hat die Messe München das Programm für die neue Mobilitätsmesse erarbeitet. Es basiert auf vier Säulen: einer Marken- und Produktpräsentation der Hersteller auf dem Messegelände in Riem (Summit), den Fachtagungen in den Messehallen (Conference), den öffentlich zugänglichen Plätzen in der Stadt (Open Spaces) sowie einer Transferachse zwischen innerstädtischen Ausstellungsorten und den Messehallen am Stadtrand (Blue Lane).

Die zwölf Kilometer lange Teststrecke für "zukunftsträchtige und nachhaltige Fortbewegungsmittel", so Gröber, soll von der Messe kommend über die A 94 und die Prinzregentenstraße zum Königsplatz führen. Dieser Streckenverlauf hatte in der Vergangenheit für viel Diskussionen gesorgt. Die Forderung: Die Strecke solle nicht ausschließlich für IAA-Gäste reserviert werden und jeder, der mit mindestens drei Personen im Fahrzeug sitzt oder ein emissionsfreies Fahrzeug steuert, solle sie benutzen dürfen. Darüber hinaus sollten Shuttlebusse dort verkehren und Probefahrten mit technischen Neuheiten, die noch keine Straßenzulassung haben, auf der Sonderfahrspur stattfinden. Der Bund Naturschutz etwa bemängelt, dass die Blue Lane keineswegs "emissionsfrei", sondern eine Mogelpackung sei, unter anderem, weil auch schwere SUV mit Verbrennungsmotoren auf ihr fahren dürften, solange genug Personen im Fahrzeug sitzen.

"Die Blue Lane ist die Blaupause der klassischen Umweltspur, die zur IAA ausprobiert wird", meint dagegen Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU). Die Details würden noch mit den Verkehrsplanern der Stadt überarbeitet. Genauso wie der Rest des Shuttle-Konzepts, das neben dem klassischen Straßenverkehr auch den Öffentlichen Nahverkehr sowie die sogenannte Mikromobilität mit E-Scooter, Pedelecs oder E-Bikes einschließt.

Die Pläne: Elektrobetriebene Kleinstfahrzeuge stehen für Tests auf der Brienner Straße. Diese Strecke ist neben dem Königsplatz, der Hofgartenstraße, dem Max-Joseph-Platz, dem Wittelsbacher Platz, dem Odeonsplatz, dem Marstallplatz, den Residenzhöfen und dem Marienplatz fest im Veranstaltungsprogramm verankert.

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Dass der Königsplatz erneut zum Veranstaltungsort wird, ärgert viele Lokalpolitiker in der Maxvorstadt. In der Vergangenheit hatten sie sich ausdrücklich gegen weitere Großveranstaltungen auf dem Gelände ausgesprochen. Der Platz und seine Umgebung als eine der wenigen Grünflächen im Viertel werde während der Sommermonate zunehmend verplant. Vor der Entscheidung über die Örtlichkeiten der Automobilmesse sei der BA vom Stadtrat nicht einmal angehört worden, so der Vorwurf. "Wir sind das Gremium, dass sich am Ende alles anhören darf. Wir würden aber gerne mitgestalten", fasste Georg Fleischer (SPD) die Kritik des Gremiums zusammen. Im Rahmen des geplanten Kunst- und Kulturprogramms auf einer Bühne vor den Propyläen an der Westseite des Königsplatzes sieht der BA noch Gestaltungsmöglichkeiten. Man wünscht sich, dass dort Künstler aus dem Bezirk auftreten dürfen.

Der Direktor der Staatlichen Antikensammlung und Glyptothek, Florian Knauß, zeigte sie bei der Sitzung verärgert darüber, wie mit dem denkmalgeschützten Ensemble Königsplatz umgegangen werde. "Man muss sich überlegen, ob man das dauerhaft aufs Spiel setzt ", sagte er, "am Ende ist es dem Königsplatz egal, ob er von einem SUV oder einem Elektrofahrzeug getötet wird."

© SZ vom 18.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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