Es war beinahe eine heile Welt, in die ich kam, als ich das Zimmer der syrischen Familie Sheikh Mohamad betreten habe. Es war November und die Fensterbank sah nach Herbst aus: sorgfältig nebeneinander gereiht lagen dort Äpfel, Mandarinen und Kürbisse, die um die Wette leuchteten. Auf dem Boden spielten vier Kinder friedlich mit ihren Duplo-Steinen. In der Ecke lief auf einem Fernseher der Kinderkanal. Auf dem Tisch lagen noch verbliebene Reste der Hausaufgaben, ein paar Hefte und bunte Stifte.
Die Familie Sheikh Mohamad hat es ihren Kindern so gemütlich gemacht, wie es nur geht. Doch heil ist ihre Welt keineswegs. Und das nicht nur wegen des langen, von Gewalt geprägten Weges, der hinter ihnen liegt. Heil ist ihre Welt auch in München nicht. Zu sechst leben sie seit zwei Jahren in einem kleinen Zimmer einer Notunterkunft für Wohnungslose, haben nicht nur mit der beengten Raumsituation zu kämpfen, sondern auch damit, dass es kaum genug Mobiliar gibt, das warme Wasser ausfällt, Kochgelegenheiten fehlen oder Schimmel in der Unterkunft auftritt.
Der Staat ist großzügig. Für so ein Zimmer zahlt er immerhin ungefähr 3000 Euro. Aber 3000 Euro dafür, dass eine Familie mit vier Kindern eigentlich menschenunwürdig lebt? Wohnungen zu finden, ist in München schwer. Noch schwerer ist es für Geflüchtete. Und noch einmal schwerer als Großfamilie. Doch gerade die Entwicklung eines Kindes leidet unter den Lebensverhältnissen in einer Notunterkunft. Wo ist Platz für Schulaufgaben, für Rückzugsorte, für Freunde? Es gibt ihn nicht.
Zwei Ehrenamtliche kämpfen seit Jahren für diese Familie. Sie wenden sich an den Staat und die Stadt, bewerben sich mit der Familie auf Wohnungen. Doch nichts passiert. Es scheint einem nichts anderes übrig zu bleiben, als hilflos zuzusehen.
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