Hard Rock Café in München:Endlich wieder "das volle Programm"

Lesezeit: 4 min

Erinnerung an Musiklegenden: das Hard Rock Café. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Hard Rock Café am Platzl wird an diesem Freitag 20 Jahre alt. Die große Party bleibt vorerst aus, eine neue Speisekarte soll aber genug Gründe zum Feiern geben - und für die ein oder andere Überraschung sorgen.

Von Franz Kotteder

Im ganz normalen Rock'n'Roll ging es auch schon mal glamouröser zu. Er ist halt in die Jahre gekommen, und das trifft zwangsläufig auch auf das Münchner Hard Rock Café am Platzl zu. Es ist natürlich immer noch die gleiche Burger-Burg wie bei der Eröffnung, noch immer hängen E-Gitarren, Bühnenkostüme und eine Vielzahl anderer Rock-Memorabilia an den Wänden, und aus bunt flimmernden Monitoren stürzen Konzertvideos auf die Gäste ein, als wäre MTV immer noch ein beliebter Musiksender und total hip bei jungen Menschen.

An diesem Freitag ist das Münchner Hard Rock Café kein Teenie mehr, denn es feiert sein zwanzigjähriges Bestehen, und das nicht nur pandemiebedingt verhalten. "Wir sind sehr froh, dass es wieder losgeht", sagt Heidi Dentzer, Marketingmanagerin und von Anfang an in München mit dabei, "die letzten zwei Jahre war natürlich wenig los, und wir hatten auch nur eine eingeschränkte Karte. Aber von Freitag an gibt es wieder das volle Programm."

Newsletter abonnieren
:Satt und Glücklich

Jeden Freitag die Restaurant-, Bar- und Café-Tipps für München - sowie alle wichtigen Gastro-News der Stadt. Kostenlos anmelden.

Das volle Programm heißt in diesem Fall: Die Konzernzentrale in Florida rollt weltweit die neue Speisekarte aus, und was da draufsteht, gibt es in jedem der mehr als 180 Hard Rock Cafés in 75 Ländern der Erde genau so. Jeder dieser Standorte darf aber auch noch eine Eigenkreation beisteuern, den "Local Legendary Burger".

In München war das bislang ein Schnitzelburger mit Laugenbrezendeckel. Der ist allerdings künftig nicht mehr auf der Karte; das lokale Element wird es trotzdem geben. Wie es aussieht, ist noch ein Geheimnis. "Wir haben verschiedene Vorschläge gemacht und die Rezepte in unsere Versuchsküche nach Amerika geschickt", sagt Dentzer, "dort wird dann ausgewählt, was auf die Karte kommt." Man darf also gespannt sein: Wird's ein "Isarburger" mit Weißwurst-Patty und Pulled-Schweinshaxn? Nur mal so als Verdacht?

Wo heute das Restaurant ist, befand sich früher eine Volkssängerbühne

Das wäre dann fast eine Reminiszenz an die großartige Vergangenheit des Ortes. Denn dort, wo heute das Hard Rock Café ist, war früher jahrzehntelang eine Volkssängerbühne, die nur "das Platzl" hieß. Der Weiß Ferdl ist dort schon aufgetreten, die Jodlerin Franzi Kinateder und jede Menge Alleinunterhalter, die Touristen aus der ganzen Welt in rustikalem Bayerisch bespaßten. Das Bild, das Bayern in der Welt hatte, wurde wohl zu einem nicht unbeträchtlichen Teil hier gemalt; ein in satten, prächtigen Farben schimmerndes Porträt eines kreuzfidelen, im Wesentlichen mit Gaudi haben und Biertrinken beschäftigten Bergvolks.

86 000 Stück umfasst die Memorabilia-Sammlung, darunter auch der Bass von Christina Stürmer. (Foto: Stephan Rumpf)

Danach kam ein Themenlokal etwas anderer Art: Planet Hollywood, an dem unter anderem Arnold Schwarzenegger beteiligt war - auf seine Weise die ideale Verkörperung des Missing Link zwischen Bergvolk und dem Glanz der Filmwelt. Der Laden lief nur vier Jahre, dann kam 2002 das Hard Rock Café und zog am Platzl ein. Traditionsgemäß geschieht das mit einem "Guitar Smash" - ein Promi darf unter Gejohle eine E-Gitarre zerdeppern, ganz wie die bösen Buben des Rockbusiness' auf der Bühne. Am Platzl fand sich für diese ehrenvolle Aufgabe Wolfgang Fierek, da wäre in Sachen Glanz und Glamour vielleicht noch etwas Luft nach oben gewesen, aber gut.

Die Hard Rock Cafés sind sowieso eher nichts für böse Buben, sondern mehr so eine Wallfahrtskirche des Mainstream-Pop (nicht umsonst heißt der Nebenraum, den man für kleine Gesellschaften buchen kann, "The Chapel"). Es gibt viele, viele Devotionalien an der Wand; während der Pandemie hat man die Deko nicht geändert. Noch immer findet sich das Engelhemd der Stuttgarter Rapper von den Fantastischen Vier, der bunte, kasperlgewandartige Bühnenanzug von Freddie Mercury, die Jacke, die Keith Richards vom Countrysänger Gram Parsons geschenkt bekam, den wie eine Streitaxt geformten Bass von Gene Simmons von Kiss sowie die Gitarren von Richie Sambora (Bon Jovi) und Bob Geldof. Namen, die vielen jüngeren Besuchern schon gar nichts mehr sagen.

Seit 18 beziehungsweise 20 Jahren dabei: Heidi Dentzer (l.) und Daniela Schmidt. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Marke Hard Rock Café ist ja auch schon mehr als 50 Jahre alt. Zwei junge Amerikaner gründeten das erste davon 1971 in London. Viele Musiker kamen dort vorbei, und eines Tages hängte angeblich Eric Clapton eine Gitarre über seinen Stammplatz am Tresen, um so sein Revier zu markieren. Das, so heißt es, war der Beginn der Rock-Memorabilia-Sammlung, die heute 86 000 Stück umfasst und von der Zentrale in Florida verwaltet wird. Einigermaßen regelmäßig gehen die Sammlerstücke auf Tournee und werden in den einzelnen Restaurants ausgewechselt.

Die Gründer haben ihre Restaurant-Kette längst verkauft, sie ging dann über diverse Investoren 2006 für eine knappe Milliarde Dollar an den Indianerstamm der Seminolen, der bis dahin schon höchst erfolgreich im Glücksspielgeschäft unterwegs gewesen war. Sie erweiterten das Portfolio dann noch einmal um 24 Hotels und elf Casinos. Und natürlich gibt es in jedem Hard Rock Café auch einen großen Souvenir-Shop mit allerlei T-Shirts, Schlüsselanhängern und anderem Tand rund um alle Geschmäcker der Popmusik.

23 Mitarbeiter kümmern sich in der Küche unter anderem um hausgemachte Gerichte

Das klingt nach Geschäftemacherei, aber das ist es nicht allein. Man muss anerkennen, dass das Hard Rock Café Wert darauf legt, alle Gerichte, alle Saucen in der eigenen Küche zu machen, inklusive der auf Zedernholz gegrillten Lachsstreifen. Kein Wunder, das dort jeden Tag 23 Menschen werkeln, ziemlich viel für eine Restaurantküche, die 200 Plätze im Wesentlichen mit Burgern und Salat zu bespielen hat. Man geht da übrigens auch sehr mit der Zeit; es gibt neuerdings deutlich mehr Vegetarisches, Veganes und Glutenfreies auf der Karte: "Das wird stark nachgefragt", sagt Heidi Dentzer.

Klar, man ist auch von Touristen abhängig, aber man hat auch eine starke Basis in München, etwa 40 Prozent der Gäste kommen aus der Stadt und dem Umland. Der neue Restaurantleiter Oliver Heller hätte das Zwanzigjährige mit ihnen gerne etwas größer gefeiert. War aber auf die Schnelle nicht zu machen, "wir mussten bisher ja oft von einem Tag auf den anderen entscheiden". Spätestens im Sommer aber soll sie nachgeholt werden, die große Geburtstagssause. So nennen das die Altrocker aus den Siebzigern doch, oder?

© SZ/fjk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusUrteil im ersten Koks-Prozess bei der Polizei
:"Egal wie es ausgeht, ich möchte nicht mehr zurück in den Dienst"

Ein 27-jähriger Beamter wird zu 13 200 Euro Geldstrafe verurteilt. Der Prozess offenbart einen verstörenden Einblick in die Giesinger Inspektion mit Strichlisten über erfolgreiche Drogenfunde, die Kiffer-Jagd in Jogginghosen und den internen Rap-Slang.

Von Susi Wimmer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: