St. Josefs-Verein in Haidhausen:Pflegeheim muss wegen Personalmangels schließen

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Dem Pflegeheim St. Josef in Haidhausen steht die Schließung bevor. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der St.-Josefs-Verein als Träger findet nicht genügend Fachkräfte, um den hohen Krankenstand auszugleichen. 55 Seniorinnen und Senioren müssen in andere Heime umziehen.

Von Bernd Kastner

In Haidhausen wird das Pflegeheim des St.-Josefs-Vereins geschlossen. Ende Februar kommenden Jahres werde es seinen Betrieb einstellen, nach mehr als 90 Jahren. Personalmangel sei der Hauptgrund für die Schließung, erklärt Christian Dobmeier vom Vorstand des St.-Josefs-Vereins. Derzeit suche man für 55 Seniorinnen und Senioren, die noch in dem Haus an der Preysingstraße leben, nach alternativen Pflegeplätzen in anderen Heimen.

Vergangene Woche sei dem Verein klar geworden, dass es nicht mehr weitergehe. Da habe ihnen eine Zeitarbeitsfirma signalisiert, dass sie nicht mehr zusichern könne, regelmäßig Arbeitskräfte ins Josefsheim zu vermitteln. Der Einsatz von Zeitarbeiterinnen und -arbeitern sei in den vergangenen Monaten die einzige Möglichkeit gewesen, den Betrieb aufrechtzuerhalten, sagt Dobmeier. Schon lange sei der Krankenstand unter den Festangestellten sehr hoch, zudem sei kein adäquater Ersatz zu finden.

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Wegen der prekären Personalsituation habe der Verein bereits im Frühjahr einen Heim-Trakt geschlossen und die Zahl der Pflegeplätze von bis dato rund hundert fast halbiert. Der Vorstand habe gehofft, mit dem vorhandenen Personal dauerhaft über die Runden zu kommen, vergeblich. Auf 40 Prozent beziffert Dobmeier den Krankenstand in jüngster Zeit.

Zwölf Vollzeit-Fachkräfte bräuchten sie, um die Seniorinnen und Senioren adäquat zu pflegen. Wenn über lange Zeit mehrere Mitarbeitende ausfielen, könne das ein größerer Betreiber mit viel Personal intern ausgleichen, nicht aber der Josefsverein. Und wenn dann auch noch die Zeitarbeits-Kräfte wegfielen, bestünde das Risiko, in die sogenannte gefährliche Pflege zu kommen. Dann wäre ein Weiterbetrieb nicht mehr zu verantworten, zudem hätte der Verein befürchten müssen, dass die Behörden das Haus von heute auf morgen schließen. "Diese Situation müssen wir vermeiden", sagt Dobmeier.

Zum Personalmangel kämen bei einem Weiterbetrieb auch nötige Investitionen ins Gebäude: Man hätte renovieren und die Zimmer modernisieren müssen, etwa die Nasszellen vergrößern. Diese Investitionen wären zu den ohnehin wachsenden Kosten der vergangenen Jahre gekommen, etwa wegen steigender Personalkosten - für den Verein ist das nicht zu schaffen. Man stehe mit der Caritas in Verbindung, die sich bemühe, den Seniorinnen und Senioren aus dem Josefsheim Plätze anzubieten, und auch den Mitarbeitenden. Etwa 30 bis 40 Personen seien betroffen, deren Arbeitsplatz ganz oder teilweise wegfalle.

Das Ende des Altenheims bedeute nicht das Ende des St.-Josefs-Vereins, betont Dobmeier. Man werde weiter in Haidhausen aktiv sein im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Der Verein betreibt eine Heilpädagogische Tagesstätte, ein Kinderheim, eine Krippe und einen Kindergarten.

So ungewöhnlich die Schließung eines Altenheims derzeit sei: Christian Dobmeier sagt, er befürchte, dass dies in Zukunft öfter passieren könne, weil in der gesamten Branche Fachkräfte fehlen. In ganz München seien es laut städtischem Gesundheitsreferat rund 2000. Deshalb hat die Stadt jüngst ein "Maßnahmenpaket" geschnürt, "Pflege in München I" heißt es, um die Situation in der Stadt zu verbessern. 7,5 Millionen Euro wird das die Stadt in den Jahren 2024 bis 2027 kosten. Der Bedarf an Pflege wird steigen: 27 pflegebedürftige Personen pro 1000 Einwohner gab es in München 2017. Laut einer Auswertung der Vereinigung der Pflegenden in Bayern werden es 2027 schon 31 Pflegebedürftige sein.

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