Kommentar:Dampf tut gut

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Die städtischen Wohnbaugesellschaften zusammenzuführen, ist ein überfälliger Plan. Allein das wird die Versäumnisse der Wonbaupolitik aber nicht korrigieren

Von Bernd Kastner

München verfügt über einen Schatz: die kommunalen Wohnungen. In ihnen leben rund 150 000 Mieterinnen und Mieter und sind froh über die vergleichsweise günstigen Preise. Anders als viele Städte hat München nicht den Fehler begangen, diesen Schatz zu versilbern, es wäre langfristig ein Minusgeschäft geworden.

So wichtig der Schatz ist, so klein ist er auch, viel zu klein für gut eineinhalb Millionen Münchner. Die Stadt hat zu wenig dafür getan, dass er ausreichend wächst. Es gibt viel zu wenig preisgünstige Wohnungen in Deutschlands teuerster Stadt und viel zu wenige in kommunaler Hand. Dass zu wenig gebaut wurde, liegt vor allem in der Verantwortung der kommunalen Gesellschaften Gewofag und GWG.

Die beiden Unternehmen nun zu fusionieren, um effektiver zu agieren, dürfte richtig sein. Zugleich ist dieser Schritt eine deutliche Kritik an den Spitzen der beiden Unternehmen. Sie haben zu oft die Vorgaben des Stadtrats nicht erfüllt, sie bauen zu langsam. Ob ein neues Großunternehmen, das rund 67 000 Einheiten verwalten muss, tatsächlich 2000 neue Wohnungen jedes Jahr fertigstellt, wird sich zeigen. Verschmelzung und schiere Größe allein garantieren noch gar nichts. Man muss die internen Strukturen verbessern. Die zu geringen Neubauzahlen gehen aber auch aufs Konto der Verantwortlichen im Rathaus, und das waren in den letzten Jahrzehnten: immer die SPD, meist die Grünen, zwischendurch auch mal die CSU. Alle haben sie es versäumt, Gewofag und GWG ordentlich Dampf zu machen. Oder schon früher das zu tun, was jetzt so logisch klingt: fusionieren, ohne Arbeitsplätze einzusparen, aber teure Doppelstrukturen abzuschaffen.

Grün-Rot sollte den Immobilienschatz nicht nur mehren, sondern auch stärker zum Funkeln bringen. Es gilt, und das ist das Wichtigste, sich um die Bewohner noch besser zu kümmern. Sei es mit Betreuung, sei es mit Quartiersmanagement, auch wenn es mitunter aufwendig und kompliziert ist. Recht simpel wäre, noch besser darauf zu achten, dass die Häuser schön sind und bleiben. Wände im Treppenhaus regelmäßig zu weißeln ist nicht teuer. Ein sauberes Entree wirkt sich positiv aus, es vermittelt Wertschätzung. Das ist gerade für jene Menschen so wichtig, die nicht ganz oben stehen.

© SZ vom 10.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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München
:Stadt fusioniert Wohnbaugesellschaften

Aus Gewofag und GWG soll bis 2024 ein Unternehmen werden, das künftig schneller mehr Häuser mit günstigen Mieten entstehen lässt - und dem man seinen Zweck schon am Namen ansieht.

Von Bernd Kastner

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