München:Stadt fusioniert Wohnbaugesellschaften

Neubausiedlung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft "Gewofag" in München, 2019

Die Gewofag hat derzeit einen Bestand von rund 37 000 Wohnungen - darunter auch die Neubausiedlung rund um die Passauerstraße in Sendling. Die GWG hat 30 000 Wohnungen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Aus Gewofag und GWG soll bis 2024 ein Unternehmen werden, das künftig schneller mehr Häuser mit günstigen Mieten entstehen lässt - und dem man seinen Zweck schon am Namen ansieht.

Von Bernd Kastner

Die Stadt will ihre beiden Wohnbaugesellschaften Gewofag und GWG zu einem Unternehmen fusionieren. Das hat Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) am Mittwoch angekündigt. Der Vorstoß kommt von den beiden Regierungsfraktionen Grüne/Rosa Liste und SPD/Volt, eine Mehrheit im Stadtrat ist also sicher. Hauptziel der Zusammenlegung ist, die Zahl der jährlich fertig gestellten städtischen Wohnungen deutlich zu steigern: von derzeit durchschnittlich rund 1250 auf dann 2000. Mit der bisherigen Leistung ist die Koalition unzufrieden. Zudem will Grün-Rot kostspielige Doppelstrukturen abschaffen, Konkurrenz untereinander vermeiden und die dann große "Marktmacht" der neuen Gesellschaft auf dem Immobilienmarkt nutzen. "Wir legen zusammen, was längst zusammengehört", sagte Dielt, die den Aufsichtsräten der beiden Unternehmen vorsitzt.

Künftig wird die neue Wohnbaugesellschaft bundesweit zu den fünf größten kommunalen Akteuren gehören. Die Gewofag hat derzeit einen Bestand von rund 37 000 Wohnungen, die GWG 30 000; zusammen leben in ihnen etwa 150 000 Mieterinnen und Mieter. In ganz München gibt es gut 800 000 Wohnungen. Die durchschnittliche Miete in den städtischen Häusern liegt mit rund 7,50 Euro pro Quadratmeter deutlich unter dem durchschnittlichen Mietspiegelniveau von 11,69 Euro. Viele der neugebauten Wohnung sind öffentlich gefördert, abhängig vom Einkommen der Bewohner als sogenannte Sozialwohnung oder im "München Modell"; für einen weiteren Teil gilt im Rahmen des Konzeptionellen Mietwohnungsbaus eine Preisobergrenze. Gewofag und GWG sind von großer Bedeutung für die Stadt, um den nicht so gut verdienenden Münchnern Wohnungen anzubieten.

Für die derzeit rund 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Gewofag und GWG soll die Fusion nicht nachteilig sein: Man wolle "auf gar keinen Fall" Personal einsparen, verspricht Dietl, betriebsbedingte Kündigungen schließt die Koalition aus. Den Fusionsprozess wolle man transparent und gemeinsam mit den Beschäftigten organisieren.

SPD-Fraktionschef Christian Müller betont, dass man die Beschäftigten dringend brauche. Schließlich gelte es, "schneller und effektiver Geld auszugeben", um mehr Wohnungen zu bauen. Mit der Bautätigkeit von Gewofag und GWG ist Grün-Rot unzufrieden, wie Dietl und Müller auf Nachfrage deutlich machten: Es habe Jahre gegeben, da habe eine der Firmen jeweils nur die Hälfte des vom Stadtrat vorgegebene Kontingents an Wohnungen fertiggestellt, kritisiert Müller und fordert: "Die Zielzahlen müssen erreicht werden."

Ebenfalls Luft nach oben sieht die Bürgermeisterin bei der Betreuung der Bewohner. Auch diese gelte es zu optimieren. Grünen-Fraktionschefin Anna Hanusch ergänzt, dass man verstärkt auf gute Nachbarschaften im Quartier achten und etwa Menschen mit psychischen Problemen unterstützen wolle. Zudem betont sie, dass die neue Gesellschaft auf Klimaneutralität achten müsse. Dazu gehörten neben aktuellen Ökostandards beim Neubau auch die ökologische Sanierung oder Mobilitätskonzepte für ganze Quartiere.

Synergieeffekte verspricht sich das Rathaus vom Abschaffen der bisherigen Doppelstrukturen. Diese beträfen etwa Grundstücksvergabe, Projektentwicklung, Verwaltung, IT, Recht oder Personalgewinnung. So erwartet die Koalition, pro Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag sparen zu können. Im Rahmen der Fusion sollen auch die bisherigen Tochterfirmen im neuen Unternehmen aufgehen: die zur GWG gehörende Stadtsanierungsgesellschaft MGS und, noch unter dem Dach der Gewofag, die Heimag.

Nach dem Willen von Grün-Rot soll die Stadtverwaltung im ersten Quartal 2021 einen Fahrplan für die Fusion und einen Vorschlag für die künftige Unternehmensstruktur vorlegen. Bis 2024 soll die Verschmelzung abgeschlossen sein. Steuern will Dietl diesen Prozess über eine von ihr geleitete Lenkungsgruppe, der Aufsichtsräte, Geschäftsführer und Mitarbeitervertreter angehören sollen. Wer das fusionierte Unternehmen leiten wird, stehe noch nicht fest, sagt Dietl. Bisher stehen Klaus-Michael Dengler bei der Gewofag und Christian Amlong bei der GWG jeweils als Sprecher der Geschäftsführungen an der Spitze. Dietl kündigte an, dass man auf Geschlechterparität bei der Besetzung der Spitzenposten achten werde.

Offen ist auch, wie das Unternehmen heißen soll. Dietl sagte, es solle anders als bisher klar rüberkommen, dass es sich um ein kommunales Münchner Unternehmen handelt. Großes Vorbild sei dabei die österreichische Hauptstadt. In Wien lebt jeder Vierte in einer vergleichsweise günstigen kommunalen Wohnung, und jeder weiß das auch. Die Wohnungen gehören dem Wiener Gemeindebau.

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