Erzbistum München und Freising:Das Archiv der Diözese geht online

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Rund 40 Millionen Dokumente lagern im Archiv des Erzbistums München und Freising. (Foto: Florian Peljak)

Manche der Dokumente sind mehr als 500 Jahre alt, das älteste stammt aus dem Jahr 1147. Vier Millionen Seiten sind nun im Internet verfügbar.

Von Linus Freymark

Am 1. September 1692 wird in der Tegernseer Pfarrkirche ein Junge getauft. Er ist erst am Vortag oder sogar direkt am Tag seiner Taufe geboren worden, ganz genau lässt sich das nicht mehr rekonstruieren. Doch anhand des Vornamens können Historiker den möglichen Zeitraum seiner Geburt auf diese beiden Tage eingrenzen. Schließlich hat Egidius Quirinus Asam, Spross der berühmten Künstlerfamilie, am 1. September Namenstag. Seine Taufe ist im Taufbuch der Gemeinde eingetragen, einsehbar im Archiv des Erzbistums München und Freising - und seit diesem Montag auch im Internet.

Nach sieben Jahren Vorbereitung hat die Diözese ihr Digitales Archiv eröffnet. Interessierte gelangen über die Homepage des Bistums in das System und können nach Unterlagen über die eigene Familiengeschichte oder nach Dokumenten zur Orts- und Pfarrhistorie suchen. Im Archiv des Erzbistums lagern Tauf-, Trauungs- und Sterbebücher aus den Pfarreien. Manche der Dokumente sind mehr als 500 Jahre alt, das älteste stammt sogar aus dem Jahr 1147. "Durch das digitale Archiv wollen wir garantieren, dass wir die Unterlagen auch noch in 500 Jahren lesen können", erklärt Archivdirektor Johannes Merz. Bislang ist ungefähr ein Zehntel der etwa 40 Millionen Seiten aus dem Bestand des analogen Archivs ins Netz gewandert, bis 2020 soll sich dieser Anteil verdoppeln.

Etwa zwei Millionen Euro hat das Bistum in das Projekt investiert. Für die Entwicklung des Onlinekatalogs und die Digitalisierung der zum Teil sehr empfindlichen Dokumente hat man mit einem externen Dienstleister zusammengearbeitet.

Um in den digitalen Beständen zu recherchieren, muss man sich als Nutzer nicht anmelden, eine Registrierung wird erst bei zusätzlichen Leistungen notwendig. Danach kann man sich etwa eine Merkliste im Online-System erstellen oder bei den Archivaren hochwertige Ausdrucke von Schriftstücken bestellen. Die Bibliothek des Bistums in der Karmeliterstraße bleibt auch weiterhin für den Publikumsverkehr geöffnet, hat man Fragen zum geschichtlichen Hintergrund eines Dokuments, kann man die spezielle Handschrift oder die altertümliche Sprache nicht entziffern, helfen einem die Mitarbeiter des Archivs wie gewohnt weiter - allerdings nur zu den Öffnungszeiten. Das Onlineangebot ist dagegen rund um die Uhr verfügbar. Archivleiter Michael Volpert, der die Digitalisierung der Bestände als Projektleiter verantwortet, erhofft sich dadurch auch ein größeres Interesse junger Menschen.

Mit seinem Digitalen Archiv ist das Erzbistum München und Freising eine der ersten Diözesen in Deutschland, die ihre Bestände für das Internet aufbereiten. "Wir wollen die neuen Arbeitsweisen der digitalen Welt auch für die Kirche nutzen", sagt Archivdirektor Merz. Wann, oder besser ob alle Unterlagen, die bisher noch in den Kellern des Archivs lagern, jemals vollständig digitalisiert werden, ist jedoch noch nicht abzusehen. Für den Anfang habe man sich für eine Auswahl an Dokumenten entschieden, bei der "die Klassiker nicht fehlen durften", erklärt Roland Götz, beim Erzbistum für die archivische Bildungsarbeit zuständig. Und da habe die Familiengeschichte der Asams natürlich auf keinen Fall fehlen dürfen.

© SZ vom 16.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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