Finanzbericht für 2018:Erzbistum rüstet sich für Veränderungen

Weniger Kirchenmitglieder, langfristig sinkende Steuereinnahmen: Mit Blick auf die Zukunft will das Erzbistum München und Freising sparen und dafür auch enger mit anderen Konfessionen zusammenarbeiten

Von Alfred Dürr

Kein einfaches Weiter so, sondern neue Formen der "pastoralen und kommunikativen" Arbeit: Das Erzbistum München und Freising will mit grundlegenden Änderungen bei der Organisationsstruktur auf die schwindende Zahl der Kirchenmitglieder und den damit verbundenen Rückgang der Steuereinnahmen reagieren. Das kündigte Generalvikar Peter Beer, der kirchliche Verwaltungschef, auf der Finanzpressekonferenz des Erzbistums an. Die aktuellen Zahlen dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Geld begrenzt sei: "Wir müssen darüber nachdenken, wo wir Schwerpunkte bilden können oder wo auch Ressourcen anders eingesetzt werden müssen." Das werde die wichtigste Aufgabe in den kommenden Jahren sein.

Es sei schließlich kein Naturgesetz, "dass wir weniger werden", sagte Beer. Der sich abzeichnende Rückgang von Kirchenmitgliedern rufe dazu auf, den Sendungsauftrag noch ernster zu nehmen und neu auf die Menschen zuzugehen. Dazu gehört zum Beispiel die Zusammenarbeit mit anderen Konfessionen. "Muss denn jeder ein eigenes Pfarrheim an einer Stelle haben, dass dann jeweils zur Hälfte leer steht?", fragte Beer. Er verwies auf Klöster mit Gottesdiensten, Ausstellungen, Konzerten oder Tagungen. Hier könnten neue Formen der Kommunikation praktiziert werden, "mit der wir Menschen für unseren Glauben begeistern." Auch die Digitalisierung biete große Chance für die Seelsorge. Bei der Antwort auf die Frage "Wie kommen wir in Kontakt?" stehe die Kirche noch am Anfang. Der Aufbruch zu neuen Formen in der bisherigen Struktur soll nicht von oben verordnet werden, sagte Beer, vielmehr setze man auf die Beteiligung der Betroffenen.

Kirche "Maria Heimsuchung" in München, 2010

Ziemlich leer, so sieht es in vielen Kirchen immer öfter aus. Aber, so betont der Generalvikar, es sei kein Naturgesetz, "dass wir weniger werden".

(Foto: Catherina Hess)

Eine Bestandsanalyse soll zeigen wo Verbesserungspotenzial liegt. Eine "ideenlose Streichorgie" führe zu nichts, sagte Beer. Nötig sei eine "positive Vision". Mit Unterstützung von externen Experten will man in den kommenden zwei Jahren eine tragfähige Gesamtstrategie entwickeln.

Etwa 3,5 Milliarden Euro beträgt nach Auskunft von Finanzdirektor Markus Reif die Bilanzsumme des Erzbistums. Sie hat sich zum 31. Dezember 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 125 Millionen Euro erhöht. Die gesamten Erträge der Erzdiözese betrugen 2018 rund 870 Millionen Euro (Vorjahr: 848 Millionen Euro). 645 Millionen Euro entfallen auf die Kirchensteuer (640 Millionen Euro). Der Anstieg der Steuereinnahmen liegt laut Reif an den gestiegenen Löhnen. Bisherige Kirchensteuerzahler müssen eine höhere Summe abgeben. Für den Etat 2019 sind die Erträge mit 632 Millionen Euro eingeplant. Insgesamt sind Ausgaben in Höhe von 823 Millionen Euro vorgesehen. Die Gesamterträge liegen nur geringfügig darüber: 824 Millionen Euro.

Der größte Posten auf der Ausgabenseite sind auch 2019 die Personalkosten mit 329 Millionen Euro. Im Investitionshaushalt geht es vor allem um Ausgaben im Baubereich. Die größten Maßnahmen sind die Umgestaltung des Diözesanmuseums am Domberg in Freising (17,2 Millionen Euro), die Generalsanierung der St.-Irmengard-Schulen in Garmisch-Partenkirchen (22,9 Millionen Euro), der Neubau eines Seminargebäudes für die Katholische Stiftungshochschule München (11,2 Millionen Euro) sowie die Sanierung und der Umbau des Studentenwohnheims Ludwigskolleg in München (8,5 Millionen Euro).

Finanzbericht für 2018: Generalvikar Peter Beer hat die finanzielle Lage erläutert.

Generalvikar Peter Beer hat die finanzielle Lage erläutert.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Erzdiözese hat im Wesentlichen aus der Kirchensteuer, aus dem sogenannten Clearingverfahren bei der Kirchenlohnsteuer und aus nicht verbrauchten Haushaltsmitteln ein positives Jahresergebnis in Höhe von etwa 99 Millionen Euro erzielt. Der Überschuss wird unter anderem bereitgestellt für die Instandsetzung des Dienstgebäudes der Erzdiözese an der Rochusstraße. Es soll als "Haus der Seelsorge" genutzt werden. Auf dem Areal des Kirchlichen Zentrums an der Preysingstraße sind Infrastrukturmaßnahmen erforderlich, dafür wurden Rücklagen gebildet. Für den Ersatzbau von Pfarrzentrum und Kindergarten sowie die Integration des Pfarrheims der Kirchenstiftung St. Thomas Morus in das Kirchengebäude sind 20 Millionen Euro reserviert. Schließlich ist Geld für die Steuerung von laufenden Baumaßnahmen der Kirchenstiftungen durch externe Projektdienstleister vorgesehen.

Die drei Stiftungen der Erzdiözese, die sich um die Bereiche Bildung, Caritas und gemeindliches Leben kümmern, standen nach Angaben von Geschäftsführer Stefan Fritz wegen der rückläufigen Kapitalmarktbewegungen und der nach wie vor niedrigen Zinsen unter Druck. Die Anlageziele seien aber bewusst langfristig ausgerichtet, sagte Fritz. So könnten die wichtigsten kirchlichen Inhalte unabhängig von Mitgliederbestand und Kirchensteueraufkommen nachhaltig finanziert werden.

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