Flughafen München:"Aber fliegen muss man"

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Laudatio vom Ministerpräsident: Michael Kerkloh mit Markus Söder und seinem Nachfolger Jost Lammers (von rechts). (Foto: Robert Haas)

Nach 17 Jahren als Flughafenchef wird Michael Kerkloh verabschiedet. Sein Nachfolger hofft auf klimafreundlichere Flugzeuge - und dass bestimmte Inlandsflüge überflüssig werden.

Von Andreas Schubert, München

Einen passenderen Song hätte das Streichquartett der Bayerischen Philharmonie für Michael Kerkloh nicht spielen können. Mit "Leaving on a Jet Plane" endete am Mittwoch die offizielle Abschiedszeremonie für den früheren Chef des Münchner Flughafens, der bereits Anfang des Jahres die Geschäfte an seinen Nachfolger Jost Lammers übergeben hatte. Zum formellen Stabwechsel hatte die Flughafengesellschaft FMG in die Allerheiligen-Hofkirche eingeladen, die mit rund 300 Gästen gut gefüllt war.

In seiner Abschiedsrede kritisierte Kerkloh, dass der Flughafen nach wie vor nur unzureichend an die Schiene angebunden ist. In 25 Jahren sei nichts passiert. Der Transrapid, von dem sich die Politik 2008 wegen des Widerstands aus der Bevölkerung endgültig verabschiedete, wäre ein Beitrag zu Verkehrswende und ein "Leuchtturmprojekt" gewesen. Kritik übte er auch am Münchner Bürgerentscheid von 2012 gegen die dritte Startbahn. Aber man müsse demokratische Entscheidungen respektieren, sagte Kerkloh. Das Wachstum im Flugverkehr halte auch mit Verhinderung von Projekten niemand auf.

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In Kerklohs 17-jähriger Amtszeit wuchs das Passagieraufkommen von rund 23 Millionen auf mehr als 48 Millionen jährlich, Tendenz weiter steigend. Dieses Wachstum und die derzeitige Erweiterung des Airports sind durchaus umstritten. Die aktuelle Klimadebatte hat die Kritik am Fliegen ganz allgemein noch einmal verschärft. Kerkloh verwies auf das Bestreben des Airports, bis 2030 klimaneutral zu werden und auf den Einsatz für emissionsärmere Flüge.

Als Erfolg verbuchte er neben dem stetigen Wachstum vom Regionalflughafen zum zweitgrößten Drehkreuz Deutschlands, dass der Flughafen bei den internationalen Verbindungen inzwischen weltweit auf Platz fünf stehe. Und: "Unser Airport ist trotz seiner Größe nach wie vor der schönste im ganzen Land." Ziel sei es, der erste große Flughafen zu werden, "den niemand hasst".

Der neue Geschäftsführer Jost Lammers ist sich dem eigenen Bekunden nach der Herausforderungen der Zukunft bewusst. Lammers mahnte eine Anbindung des Flughafens an den Schienen-Fernverkehr an. Wenn bestimmte Inlandsflüge überflüssig würden, wäre das auch gut für den Flughafen, sagte er. Auch die Flüge selber müssten klimafreundlicher werden. Langfristiges Ziel müsse die vollständige Dekarbonisierung des Flugverkehrs sein, sagte Lammers. Fliegen sei für die Wirtschaft und für den internationalen Austausch von immenser Bedeutung. Man wolle den Erfolg des Flughafens aber nicht gegen seine Nachbarn umsetzen, das habe schon sein Vorgänger so gesagt.

Zuvor hatte schon Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der als Finanzminister Aufsichtsratsvorsitzender der FMG war, auf die Notwendigkeit verwiesen, Ökologie und Ökonomie zu verbinden. Söder betonte, der Flughafen werde am Boden klimaneutral, "aber fliegen muss man". Der Airport sei das "Herz der bayerischen Infrastruktur" und brauche Weiterentwicklung.

© SZ vom 13.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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