Hilfe für Kriegsflüchtlinge:Was Geflüchtete aus der Ukraine zum Start in München wissen müssen

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Mit dem Geld wird etwa der Infopoint der Caritas am Hauptbahnhof unterstützt. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Wo gibt es finanzielle Unterstützung, wie findet man Unterricht für die Kinder oder Deutschkurse? Die wichtigsten Anlaufstellen für die erste Zeit in der Stadt.

Von Judith Bauer

Täglich kommen Hunderte Menschen aus der Ukraine in München an. Hier finden sie praktische Hinweise für die erste Orientierung in der Stadt: Wo es Hilfe und Unterstützung gibt, welche Regeln gelten und wie das Ankommen in Deutschland leichter wird.

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Text von Judith Bauer

Die ersten Schritte

Alle Geflüchteten aus der Ukraine sollen sich bei der Regierung von Oberbayern registrieren. Das wird oft schon bei der Ankunft gemacht. Falls nicht, sollte es innerhalb der ersten 90 Tage geschehen, nur dann können sie Leistungen beantragen.

Die Geflüchteten registrieren sich mit einer E-Mail an ukraine.regierung-oberbayern@reg-ob.bayern.de, in der sie folgende Informationen angeben: Name, Geburtsdatum, E-Mail-Adresse, Telefonnummer und Adresse der aktuellen Unterkunft sowie die Anzahl der mitreisenden Familienmitglieder. Außerdem sollten sie eine Kopie des Ausweises mitschicken.

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Möglichst früh sollten die Geflüchteten ihren Wohnsitz im Bürgerbüro anmelden. Das ist wichtig, um eine Aufenthaltserlaubnis zu erhalten und eine Arbeit aufnehmen zu können. Die angegebene Adresse muss möglichst langfristig gelten, also mehr als nur einige Tage. Dem Kreisverwaltungsreferat zufolge gibt es keine feste Zeitgrenze, mehr als zwei bis drei Wochen sollten es aber sein.

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Geflüchtete, die über längere Zeit in Privatwohnungen leben, können sich unter dieser Adresse anmelden. Dazu müssen sie online einen Termin vereinbaren. Die Gastgeber können helfen, indem sie vorab die Wohnungsgeberbestätigung ausfüllen und ausdrucken. Auch Hotels können als Meldeadresse angegeben werden, wenn der Wohnungsgeber das bestätigt. Zwischenunterkünfte wie Turnhallen gelten jedoch grundsätzlich nicht als längerfristige Unterkünfte - hier ist eine Anmeldung nicht möglich.

Sozialleistungen, Krankenversicherung, Wohngeld

Viele Geflüchtete kommen praktisch ohne Geld in Deutschland an. Ihr mitgebrachtes Bargeld bringt ihnen hier zurzeit nichts, denn deutsche Banken nehmen die ukrainische Währung Hrywnja nicht an. Mit Visa- oder Mastercard können sie aber meistens Geld am Automaten abheben.

Es gibt allerdings unkomplizierte finanzielle Unterstützung, die sich die Ankommenden in bar auszahlen lassen können. Sie erhalten das Geld im für sie zuständigen Sozialbürgerhaus, das sich nach dem Wohnort richtet - welche Stelle das ist, findet man auf dem Münchner Stadtportal.

Im Sozialbürgerhaus können die Geflüchteten Sozialhilfe nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beantragen. Der Regelsatz für Erwachsene liegt derzeit bei 367 Euro, er wird monatlich ausgezahlt. Auch für Kinder gibt es Geld. Außerdem erhält man im Sozialbürgerbüro einen medizinischen Behandlungsschein, mit dem man sich ambulant oder stationär behandeln lassen kann. Bei Notfällen können aber auch Ukrainerinnen und Ukrainer ohne diesen Schein in die Notaufnahme gehen.

Bus und Bahn nutzen

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Geflüchtete aus der Ukraine können in München kostenlos den Nahverkehr nutzen. Sie zeigen bei Kontrollen statt einem Ticket ihren ukrainischen Pass. Das Gleiche gilt für Nahverkehrszüge der Deutschen Bahn. Für weitere Reisen im Fernverkehr gibt es das "helpukraine"-Ticket - es gilt allerdings nur für Fahrten zu einem sicheren Zielort, also beispielsweise zu Familie, Verwandten oder Bekannten. Man erhält es in den Reisezentren der Bahn kostenlos, nach Vorlage des ukrainischen Ausweises. Für Fahrten mit einem anderen Reiseanlass müsse ein reguläres Ticket gebucht werden, teilt die Deutsche Bahn mit.

Eine Schule finden

Für Kinder aus der Ukraine gilt drei Monate nach ihrer Ankunft die Schulpflicht. An Grund- und Mittelschulen können Familien ihre Kinder ganz normal anmelden. Realschulen und Gymnasien dagegen entscheiden selbst, ob sie Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine aufnehmen. Sie werden derzeit oft in den Regelklassen unterrichtet, denn die extra eingerichteten Deutschklassen sind voll. Zurzeit ist es am einfachsten, bei Schulen in der Umgebung nachzufragen, ob sie im Moment ukrainische Schüler aufnehmen.

Bald soll es an Grund- und Mittelschulen außerdem Willkommensgruppen geben. Auch zu diesem Angebot sollten die Familien sich bei den nahegelegenen Schulen informieren.

Das Kulturzentrum Gorod bietet außerdem Schulunterricht auf Ukrainisch an. Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 1 bis 11 erhalten dort Unterricht in den Fächern Deutsch, Sport, Biologie, Mathematik, Kunst, Englisch und Naturwissenschaft, sowie zwei Mahlzeiten am Tag. Im Moment sind die Klassen voll, doch voraussichtlich vom 1. April an soll es wieder Kapazitäten geben. Der Kulturverein ist unter info@gorod.de zu erreichen.

Auch die Europäische Janusz Korczak Akademie betreut geflüchtete Kinder aus der Ukraine. Ihr Programm "Shalom Ukraine" richtet sich an Sechs- bis Zwölfjährige und soll die Kinder unter anderem auf den Einstieg ins deutsche Schulsystem vorbereiten. Die Betreuerinnen und Betreuer sprechen Deutsch und Ukrainisch oder Russisch. Montags bis freitags zwischen 9.40 und 14 Uhr findet Unterricht und anderes Programm statt. Im Moment sind alle Plätze belegt, die Akademie erwartet jedoch, nach den Osterferien wieder Kinder aufnehmen zu können.

Kinderbetreuung

Wer eine Tagesstätte für kleinere Kinder sucht, kann sich an die städtische Kita-Elternberatung wenden. Dort gibt es eine Mitarbeiterin, die Russisch spricht und Ukrainisch versteht. Unter 089/233-96771 oder per E-Mail an kita-eltern@muenchen.de kann man einen Beratungstermin vereinbaren.

Die Betreuungseinrichtungen der Stadt planen sogenannte Drop-In-Gruppen, niedrigschwellige Angebote, bei denen Kinder außerhalb der Öffnungszeiten oder auch in Randzeiten betreut werden.

Sprachkurse und Integration

Die Münchner Volkshochschule (VHS) bietet Kurse extra für ukrainische Geflüchtete an. Es gibt Deutsch- und Orientierungskurse vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, manche davon für Eltern mit ihren Kindern. Zurzeit sind alle Plätze belegt, doch es kommen neue Angebote dazu. Auf das übrige Programm der VHS, das Integrationskurse und Deutschkurse aller Niveaustufen umfasst, können Geflüchtete 50 Prozent Ermäßigung erhalten.

Infos zu kommunal organisierten Integrationskursen erhält man beim Städtischen Beratungszentrum (IBZ), zu erreichen unter der Telefonnummer 089/233-40622 oder per E-Mail an ibz-sprache.soz@muenchen.de. Hier kann man sich individuell über Angebote beraten lassen. Die Kurse des IBZ sind noch nicht ganz ausgebucht.

Sehr hilfreich kann eine Übersetzungs-App sein. Viele Anwendungen haben eine Freisprech-Funktion, die gesprochene Sätze direkt dolmetscht, auch für Ukrainisch.

Rechtliches zum Aufenthalt in Deutschland

Ukrainerinnen und Ukrainer können 90 Tage lang ohne Visum in Deutschland bleiben. Spätestens dann, oder sobald sie arbeiten wollen, brauchen sie eine Aufenthaltserlaubnis. Sie gilt zunächst für ein Jahr. Die Aufenthaltserlaubnis beantragt man beim Kreisverwaltungsreferat (KVR). In einer E-Mail an ukraine.kvr@muenchen.de sollten Ukrainerinnen und Ukrainer folgende Informationen angeben: Name, Einreisedatum, Ausweiskopie und eine Kopie der Registrierungsmail, die man zuvor an die Regierung von Oberbayern geschickt hat.

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