Dok-Fest München:Mut zur Veränderung

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Zartes Lächeln der Hoffnung: Zwei Trans-Schwestern aus Syrien suchen ihr Glück in der neuen Heimat Deutschland. (Foto: Dok-Fest München)

Selbstfindung, Familiendramen und Erinnerungskultur prägen die Festivalfilme aus Deutschland, darunter "Zuhurs Töchter" über Trans-Geschwister aus Syrien.

Von Bernhard Blöchl

Viele der 131 Festivalbeiträge führen in ferne Länder, doch auch was die Menschen hierzulande bewegt, inspiriert Filmschaffende zu außergewöhnlichen Arbeiten. Das Themenspektrum in den Reihen "Dok deutsch" und "Münchner Premieren" ist so breit wie die Kinoleinwand, die viele sehr vermissen. Es reicht von der Wiederentdeckung des Schriftstellers Walter Rufer ( Ich habe in Moll geträumt) bis zur bildschönen Liebeserklärung an die Natur ( Der wilde Wald).

Ein prägendes Sujet sind Familiengeschichten, Zuhurs Töchter sticht heraus. Der Film von Laurentia Genske und Robin Humboldt begleitet zwei transsexuelle Teenager-Geschwister durch ihren Alltag in der neuen Heimat Stuttgart. Die Familie ist aus Syrien geflohen. Dort hätte der Vater seine Söhne, die sich als Töchter fühlen, töten müssen, wie er erzählt. Lohan und Kamar tragen lange Haare und Frauenkleider, zu orientalischer Musik schminken sie sich im Park. Sie tanzen im Club, wehren sich in der Öffentlichkeit gegen Anfeindungen und fragen den Arzt vor der Operation, ob sie danach schwanger werden können. Der Film ist ein sensibles Statement für Toleranz, bedrückend und heiter zugleich.

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Eine Familiengeschichte im Zeichen der Vergangenheitsbewältigung erzählt Bad Nazi. Good Nazi. Chanoch Ze'evis Film erinnert an das Leben von Wilm Hosenfeld, der Nazi war und Juden das Leben rettete, darunter Wladyslaw Szpilman, jenen Musiker, auf dessen Autobiografie Roman Polanskis Spielfilm Der Pianist fußt. Ze'evi lässt die Hinterbliebenen erzählen und zeigt, wie der Ort Thalau in Hessen mit dem Gedenken an den berühmten Sohn Hosenfeld umgeht. Erinnerungen zu bewahren, darum geht es auch in Das Zelig. Tanja Cummings stellt das Café in München vor, in dem sich Holocaust-Überlebende begegnen, gemeinsam singen, tanzen und sich austauschen.

Was junge Männer heute dazu bewegt, in den Krieg zu ziehen, ergründen Christian von Brockhausen und Willem Konrad in Soldaten. Ihr Film gibt Einblicke in die Bundeswehr, zeigt den Alltag einer Kompanie in Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus: vom ersten Bettenbeziehen über die Sorgen der Mütter bis zum Abflug nach Afghanistan.

Infos, Karten und Programm zum 36. Münchner Dok-Fest unter www.dokfest-muenchen.de

© SZ vom 06.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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