Der Besuch einer Moschee ist eine der wenigen Gelegenheiten, an denen Zainab Khatib einmal all ihre Sorgen loswerden kann - im Zwiegespräch mit Gott. "Kurz zu meiner Schwester oder meiner Mutter laufen, um mich auszuheulen, geht nicht mehr", sagt die 43-jährige Anwältin aus Damaskus, die vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen ist. Für Mohammad Omar ist der wöchentliche Besuch eines Gotteshauses hingegen religiöse Pflicht: Zumindest für Männer gilt im Islam das Gebot, das Freitagsgebets in einer Moschee zu verrichten - und das will 25-jährige Ex-Student aus Aleppo beachten. Er selbst schätzt sich als "schon ein bisschen fromm" ein, "so ungefähr sieben von zehn".
Doch für Zainab Khatib und Mohammad Omar ist es schwer, in München ein Gotteshaus zu finden: Hier schließen derzeit eher Moscheen, als das neue eröffnet werden - die Immobilienpreise ziehen selbst im Bahnhofsviertel an, für kleine Moscheevereine wird es immer schwieriger. In den vergangenen Monaten allein fünf Moscheen in der Innenstadt geschlossen, die wenigen verbleibenden sind freitags völlig überfüllt. Auch in anderen Städten gibt es das Problem - und das, obwohl die Zahl der Muslime in Deutschland nach den Flüchtlingsbewegungen der vergangenen Jahre so hoch ist wie nie.
Zum anderen finden Menschen wie Zainab Khatib - geflüchtet, arabischsprachig und gebildet - die Moscheen in Deutschland teils zu konservativ, die Imame in ihnen zu engstirnig. Sie reichen nicht an das theologische Niveau in der Heimat heran.
Eine Reporterin der SZ und ein Reporter haben Zainab Khatib und Mohammad Omar durch verschiedene Moscheen in München begleitet, mit ihnen die Enge in den überfüllten Sälen für die Männer und die Tristesse in den lieblos eingerichteten Frauenräumen gespürt. Die Predigten waren meist apolitisch, gaben den Gläubigen nur wenig Orientierung für das Leben in Deutschland. Und in einer Moschee fand selbst Mohammad Omar, der seinen Glauben verteidigen und beschützen will, die Worte des Imams bedenklich.