Diakoniewerk Maxvorstadt:Evangelische Klinik insolvent

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Die Klinik in der Maxvorstadt ist in finanzielle Schieflage geraten. (Foto: Robert Haas)

Laut Diakoniewerk sind Inflation und Preissteigerungen für die Pleite verantwortlich. Die Bayerische Krankenhausgesellschaft befürchtet, dass bis Jahresende noch mehr Kliniken Insolvenz anmelden.

Von Stephan Handel

Das Diakoniewerk Maxvorstadt, das ein Krankenhaus mit einer Schmerzklinik, eine geriatrische Reha und eine Senioren-Wohneinrichtung betreibt, hat einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Diese soll in Eigenverwaltung ausgeführt werden. Eva-Maria Matzke, Vorständin des Diakoniewerks, sagte, den steigenden Kosten bei Energie und durch Inflation sei keine ausreichende Gegenfinanzierung gegenübergestanden. Dadurch habe sich ein Defizit aufgebaut, sodass der Insolvenzantrag unvermeidlich gewesen sei, um eine Zahlungsunfähigkeit zu verhindern.

Nun soll zusammen mit einer Beratungsfirma das Unternehmen - eine Körperschaft des öffentlichen Rechts - saniert werden. Dazu will Matzke "Wertschöpfungspotenziale" identifizieren und "Kostentreiber eliminieren". Neue Geschäftsfelder zu eröffnen sei "im Brainstorming nicht auszuschließen", jedoch soll die Grundkompetenz nicht verlassen werden. Matzke: "Die Geriatrie ist unser Herzstück. Wir werden sicher keine Möbelfabrik eröffnen."

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Für die rund 350 Mitarbeitenden soll sich vorerst nichts ändern: Die Bezahlung der Löhne und Gehälter sei gesichert, an Kündigungen werde nicht gedacht. "Unsere Mitarbeitenden stehen ganz oben", sagt Matzke. "Der Arbeitsmarkt für Pflege und Medizin ist leer, wir werden keine Arbeitskräfte abgeben."

Die Klinik des Diakoniewerks mit 87 Betten steht in der Arcisstraße, die Senioreneinrichtung in der Heßstraße. Für Patienten und Bewohner werde sich ebenfalls nichts ändern, verspricht die Vorständin.

Das Diakoniewerk wurde 1867 als "Diakonissenanstalt München" gegründet. Am Anfang gab es eine Station für Gemeindekrankenpflege, ein Pensionat für alte, alleinstehende Menschen und eine Haushaltsschule für junge Mädchen. 1993 wurde die Anstalt bei ihrer 125-Jahr-Feier in "Diakoniewerk München-Maxvorstadt" umbenannt. Es gibt in München zwei weitere Diakoniewerke, eines betreibt die Klinik Martha Maria in Solln, ein zweites die Senioren-Wohneinrichtung Augustinum. Diese beiden haben mit der Insolvenz in der Maxvorstadt nichts zu tun.

Immer mehr Kliniken rutschen in die Insolvenz

In Bayern sind zuletzt diverse Kliniken in die Insolvenz gerutscht, in Passau ging ein weiteres Diakoniewerk pleite, das sich ironischerweise hauptsächlich mit Schuldnerberatung beschäftigt hatte. Die Bayerische Krankenhausgesellschaft befürchtet, dass bis zum Jahresende 40 Kliniken in Deutschland Insolvenz angemeldet haben.

Die Diakoniewerke sind Teil der evangelischen Kirche, jedoch wirtschaftlich unabhängig von dieser - finanzielle Hilfe von dort ist nicht zu erwarten. "Wir sind die Lebensäußerung der evangelischen Kirche", sagt Eva-Maria Matzke. "Wir teilen den christlichen Glauben und die christliche Weltsicht."

Die Insolvenz in Eigenverwaltung nennt sie eine "Mega-Herausforderung". Wie viel Zeit die Sanierung benötigen werde, könne man jetzt noch nicht sagen. "Aber wir reden sicher nicht von Wochen oder Monaten. Eher von ein bis zwei Jahren."

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