Wenn vom Freitag bis Sonntag, 8. bis 10. Juli, die Eröffnung des ersten modernisierten Teils des Deutschen Museums mit einem dreitägigen Fest begangen wird, hat das Tradition: "Wie bei der Eröffnung des Deutschen Museums im Jahr 1925 - da waren es auch drei Tage", sagt Generaldirektor Wolfgang M. Heckl. Hart gearbeitet wurde an und in diesem ersten Gebäudeabschnitt seit Oktober 2015. Nach der "Langen Nacht der Münchner Museen" damals fing das große Ausräumen an - trotzdem blieb während der Renovierung immer eine Hälfte des Museums für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Dass dann von März 2020 an das Museum doch noch mehrmals komplett geschlossen werden musste, lag allerdings nicht an der Modernisierung, sondern an Corona und den damit verbundenen Lockdowns. 2028, zum 125. Jubiläum der Museumsgründung, soll die Modernisierung des Gebäudes dann abgeschlossen sein. Aber bis dahin ist noch Zeit, jetzt wird erst einmal gefeiert.
Drinnen: rein nur mit Ticket
Los geht's am 8. Juli um 12 Uhr, Online-Tickets gibt es unter www.deutsches-museum.de/museumsinsel/tickets. Etwa 3500 Menschen dürfen gleichzeitig im Ausstellungsgebäude unterwegs sein, erklärt Betriebsleiterin Dagmar Klauer bei einer Führung im Vorfeld. Um möglichst vielen Menschen die Chance für einen Besuch zu geben, werden die Öffnungszeiten verschoben: Am Freitag ist das neue Haus von 12 bis 20 Uhr, am Samstag von 10 bis 20 Uhr geöffnet, am Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Ab Montag, 11. Juli, geht das Museum dann wieder in den regulären Betrieb über - mit den üblichen Öffnungszeiten von 9 bis 17 Uhr an 357 Tagen im Jahr.
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Draußen: Brückenfest für alle
Die Nachfrage nach den Karten für das Eröffnungswochenende dürfte vermutlich größer sein als das Angebot. Aber auch wer kein Ticket mehr ergattern konnte, bekommt draußen ein breit gefächertes Programm geboten. "Wir möchten ein bisschen Volksfest-Atmosphäre", sagt Wolfgang M. Heckl. "Auch das war 1925 schon so." Damals gab es einen Festumzug durch die Stadt, diesmal gibt es ein "Brückenfest" auf der Uferstraße zwischen Cornelius- und Boschbrücke. Dort werden Stände und Bühnen aufgebaut, der neue Museumsgarten rund um den Seenotrettungskreuzer Theodor Heuss wird zum Biergarten umfunktioniert, über dem ein Slackliner in schwindelerregender Höhe seine Show zeigt. Auf der Schiffsbühne gibt es nachmittags den Zirkus "Wandelbühne" zu bestaunen, ab 20 Uhr tritt die Express Brass Band auf, von 21.30 bis 23 Uhr gehört die Bühne dann DJ Ferit Stern. Auf der zweiten Bühne an der Boschbrücke geben wiederum Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Museums mit Science-Shows Einblicke in ihre Arbeit. Für die Teilnahme an diesem Brückenfest im Außenbereich gilt: Eintritt frei. Und die Party läuft am Freitag und Samstag bis 23 Uhr weiter.
Gläserner Interims-Eingang
Für die Besucherinnen und Besucher ganz wichtig: Zum ersten Mal in der fast 100-jährigen Geschichte des Museums erfolgt der Zugang nicht mehr über den alten Eingang im Museumshof, sondern über ein neues, mehrstöckiges Glasgebäude an der Corneliusbrücke. "Das ist eine Übergangslösung: 2028 zieht der Eingang wieder in den Museumshof um. Wir freuen uns aber, für die Zwischenzeit eine so attraktive Lösung gefunden zu haben, die mit ihrem transparenten Erscheinungsbild auch für die neue Offenheit der Museumsinsel steht", sagt der Bauleiter des Deutschen Museums, Dieter Lang. Die Uferstraße an der Isar auf der gesamten Museumsinsel und der Museumsgarten sind jetzt auch abends zugänglich.
Orientierung
Wo finde ich was? Beispielsweise das WC. Und wie finde ich wieder raus? Das sind Fragen, die viele Besucher und Besucherinnen schon früher in dem verschachtelten und denkmalgeschützten steinernen Schwergewichts-Bau beschäftigten, weiß Betriebsleiterin Dagmar Klauer aus Umfragen unter den Besuchern. "Die gute Nachricht lautet: Dieses Thema haben wir bestens in den Griff bekommen", versichert sie vor der Eröffnung. Hilfestellung geben unter anderen große Orientierungswände und Infotafeln in jedem Ausstellungsbereich.
Die neuen Ausstellungen
"Ich freue mich vor allem auf ein Wiedersehen mit der Tante Ju, dem großen Flugzeug in der Luft- und Raumfahrthalle", sagt Wolfgang M. Heckl. Allein die neue Luft- und Raumfahrthalle hat eine Ausstellungsfläche von fast 7000 Quadratmetern. "Man kann hier die Luftfahrtgeschichte ebenso erleben wie das Rennen ins Weltall - große Flugzeuge und das Spacelab hängen hier in der Luft. Und wir haben die Flugzeuge neu inszeniert und neu erklärt - man kann sich hier der Faszination des Fliegens kaum entziehen", sagt Heckl. Der historische Kontext der sogenannten "Wunderwaffen" der Nazis mit ihren schrecklichen Begleiterscheinungen wie Zwangsarbeit wird deutlich aufgezeigt und dokumentiert. Diese Erklärungen gab es zwar schon früher, aber eher verschämt am Rande. Insgesamt gibt es 19 einzeln kuratierte neue Dauerausstellungen auf 20 000 Quadratmetern Fläche zu sehen - von der Modellbahn bis zur Atomphysik, von der Elektronik bis zur Gesundheit, von Brücken und Wasserbau bis hin zu den Musikinstrumenten. Und die Ausstellung zur Robotik ist die erste im Deutschen Museum überhaupt.
Die Exponate
Die gute Nachricht vorneweg: Auch im neuen Haus gibt es viele lieb gewonnene Exponate aus dem alten Haus wieder zu sehen - darunter den ersten Dieselmotor oder das sogenannte "Mikroskopische Theater" am Rasterelektronenmikroskop, den Flugsimulator, den riesigen Airbus-Rumpfquerschnitt, den berühmten "Kernspaltungstisch" in der Chemie und das heiß begehrte rote Feuerwehrauto im Kinderreich. Aber es gibt auch zahlreiche Ausstellungsobjekte, die die Menschen vorher nicht sehen konnten: Etwa ein Drittel der Exponate wurde extra für die neuen Ausstellungen eingeworben, ein Drittel war vorher in Depots - und nur ein Drittel war auch früher schon in den Ausstellungen zu sehen.
Konzept
In allen Ausstellungen wurde ein Spagat versucht zwischen der Vermittlung von Grundlagenwissen einerseits und Originalobjekten andererseits, erklärt Wolfgang Heckl. "Das haptische Prinzip ist für unsere Besucher sehr wichtig", stellt Heckl immer wieder fest. Das verwundere vielleicht im digitalen Zeitalter. Aber er sehe das Bedürfnis der Besucher, historische Exponate mit Fotos zu dokumentieren, beispielsweise den Motor von Rudolf Diesel: "Ich war hier, kein Fake, es gibt ihn wirklich, ich habe vor dem Dieselmotor gestanden." Eine Lieblings-Ausstellung mag Heckl zwar nicht benennen ("Da geht es mir wie dem Vater, dem alle seine Kinder gleich lieb sind"). Aber der kleine Roboter in der neuen Robotik-Ausstellung, der per Knopfdruck Gelerntes nachmacht, bereitet ihm sichtlich Vergnügen: Ihm bringt er auch schon einmal John Travoltas Töne und Tanzbewegungen zu "Staying Alive" bei. Noch heißt der kleine Kerl Nano. Aber Besucher und Besucherinnen sind aufgerufen, ihm einen neuen Namen zu geben. Vielleicht "Oski" nach dem Museumsgründer Oskar von Miller?, regt Heckl an.
Vermittlung und Medienguide
Erklärungen zu den vielen einmaligen Exponaten - mehr als 8000 sind es insgesamt - gibt es an den Medienstationen zum Anklicken, Ansehen und Anhören reichlich. "Wir haben neben den Medienstationen einen äußerst detaillierten digitalen Guide umgesetzt, in dem die spannende Geschichte der Exponate und ihrer Erfinder mit Audiospuren, Filmen und Texten erzählt wird. Allein damit kann man sich stundenlang beschäftigen", sagt Dagmar Klauer. Diesen mehrsprachigen Medienguide können sich Besucherinnen und Besucher auf ihr Smartphone herunterladen oder auf Leihgeräten mieten. Darüber hinaus wurde auch eine vielfältige Palette an Führungen und Vorführungen - etwa im Auditorium in der Eingangshalle und im Chemie-Saal - entwickelt.
Frau im Mond
Auch wenn jeder im Museum seine ganz individuelle "Lieblings"-Auswahl trifft. Ein zukünftiges Highlight der Münchner dürfte schon jetzt feststehen: die Dachterrasse, die auch außerhalb der Museumsöffnungszeiten über einen eigenen Aufzug zugänglich ist. Dort kann man einen Sundowner genießen mit herrlichem Blick über München. Denn die "Frau im Mond", passenderweise gleich neben der Raumfahrt-Ausstellung gelegen, erlaubt mit 80 Plätzen im Inneren des Gebäudes und rund 100 teils überdachten Plätzen auf der Terrasse eine Rundumsicht über die Isar bis hin zu den Alpen. Der Name des Lokals stamme übrigens vom Science-Fiction-Stummfilm "Frau im Mond" von Fritz Lang aus dem Jahr 1929, erläutert Heckl beim Rundgang. Das Lokal, das von Maximilian Gradl und Alexander Recknagel betrieben wird, hat jeden Tag geöffnet, sonntags und unter der Woche bis 23 Uhr, Freitag und Samstag bis 1 Uhr.