Pandemie in München:Die Corona-Lage entspannt sich

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Corona ist längst noch nicht ausgestanden: Krankenbetten in einem Gang im Klinikum Großhadern in München. (Foto: Lukas Barth/dpa)

Nach der Wiesn schoss die Inzidenz weit nach oben, doch inzwischen hat sich die Situation wieder deutlich beruhigt. Das gilt auch für die Kliniken - wo man jetzt aber etwas anderes befürchtet.

Von Kathrin Aldenhoff

Etwas mehr als zwei Wochen nach der Wiesn hat sich die Corona-Situation in München deutlich entspannt. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinke kontinuierlich, nachdem sie am 11. Oktober ihren Gipfel erreicht habe, sagte Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD) am Donnerstag im städtischen Gesundheitsausschuss. Und auch die Krankenhäuser haben wohl den Höhepunkt der Belastung hinter sich, so sagte es der Geschäftsführer der München Klinik, Axel Fischer, im Ausschuss. In der vergangenen Woche hätten sie 250 Personalausfälle wegen Corona gehabt, diese Woche seien es weniger als 100. "Die Anspannung in den Krankenhäusern ist immer noch hoch, aber es geht in die richtige Richtung. Es wird ruhiger, auch in den Notaufnahmen", sagte Fischer. Noch immer aber sei man weit vom Regelbetrieb entfernt.

Die Inzidenz hatte am 11. Oktober bei 1497,4 gelegen, an diesem Donnerstag lag sie nun bei 479,1. Man gehe aber von einer sehr hohen Dunkelziffer aus, sagte Zurek, denn nicht jeder Infizierte lasse sich auch testen. Omikron sei weiterhin die vorherrschende Variante.

In den Krankenhäusern sind derzeit 567 Betten mit bestätigten Covid-19-Fällen belegt, davon 48 Intensivbetten und zwölf Betten in der Intensivüberwachungspflege. Im Vergleich zur Vorwoche seien das 53 Corona-Betten weniger. Das Problem sei aber nicht die Bettenbelegung, sondern der Krankenstand beim Personal, der die Kliniken an ihre Grenzen bringe, so Zurek. Dort werde konsequent getestet - und so würden auch Covid-19-Fälle herausgefischt, die in anderen Betrieben wohl unentdeckt blieben.

Die Auslastung der Testzentren liege derzeit unter zehn Prozent. Einige wurden in die Nähe von Krankenhäusern und Alten- und Pflegeeinrichtungen verlegt, um dort den Bedarf zu decken. Im Moment ließen sich 3500 Personen pro Woche impfen, es werde diskutiert, ob die Stadt die Impfzentren weiter vorhalten solle. Man befinde sich in Verhandlungen mit der Regierung von Oberbayern, um die Kapazitäten bedarfsgerecht zu reduzieren. Man wolle keine Ressourcen verschwenden, so Zurek.

Die Gesundheitsreferentin gab außerdem einen kurzen Bericht zur Influenza in München: Mitte Oktober habe es 252 Meldungen gegeben, die Zahl liege deutlich höher als in vorpandemischen Jahren. "Wir gehen davon aus, dass wir eine starke Grippewelle haben werden."

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Allein in der München Klinik werden aktuell mehr als 210 Covid-Patienten versorgt, davon mehr als 20 auf Intensiv- und Überwachungsstationen, teilte die Klinik am Donnerstag in einer Pressemitteilung mit. Das sei ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vormonat. Auch wenn ein großer Teil der Patientinnen und Patienten mit und nicht wegen Corona hospitalisiert seien, bleibe der Aufwand für Isolation und Versorgung derselbe.

"Wir sehen heute zwar meist mildere Verläufe, aber auch neue Höchstwerte", sagt Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie in der München Klinik Schwabing. Dass mehr als 200 Patientinnen und Patienten gleichzeitig versorgt werden mussten, war zuletzt bei der ersten Covid-Welle 2020 der Fall. Damals war die Situation aber eine andere: Alle Erkrankten hatten die Hauptdiagnose Covid-19 und mussten häufiger auf Intensivstationen versorgt werden.

Die Pandemie sei weiterhin herausfordernd für die Kliniken, erklärte Geschäftsführer Fischer. "Die Ausgleichszahlungen sind ausgelaufen, die Personalausfälle durch Infektionen hoch, Influenza steht in den Startlöchern, und die Wartezeiten für planbare, nicht minder wichtige Eingriffe werden länger." Erkranken Klinikmitarbeiter an Covid, dürfen sie nur mit einem negativen Test in den Dienst zurückkehren. Viele seien länger als fünf Tage infektiös und fehlten somit auch länger. Andere fehlen, weil sie ihre positiv getesteten Kinder zu Hause betreuen müssen.

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