Einen anderen Kulturkreis lernt man wohl kaum besser kennen als durch sein Essen. Das ist das Prinzip der Münchner Initiative "Culture Kitchen", bei dem Menschen aus der ganzen Welt typische Gerichte aus ihrer Heimat kochen - und das man jetzt im Gärtnerplatzviertel öfter erleben kann: im neuen Café des Bellevue di Monaco. Lena Lochner und Julian Waldenmaier leiten das Café, bisher organisierten sie mehrmals im Monat Kochtreffen in kleiner Gruppe. Aman Bachir aus Eritrea und Mohammed Kord aus Syrien waren zwei der vielen Köche, die daran teilnahmen. Jetzt kochen die beiden für das Café.
Impressionen:So sieht es im Café aus
Das Bellevue die Monaco ist nun auch ein Ort für Mittagstisch, Kaffee und Kuchen.
Im Cafébetrieb befinden sich zwei Geflüchtete gerade in der Ausbildung; perspektivisch will das Lokal mehr Flüchtlinge beschäftigen, und auch ein Begegnungsort für Neu-Münchner werden. Die Einnahmen fließen in gemeinnützige Projekte der Sozialgenossenschaft.
Was gibt es da und was kostet das?
Das Besondere: Für das täglich wechselnde Mittagsgericht wird eine Preisspanne genannt. Ab 6,50 Euro ist man dabei, aber wer mehr zahlen kann, darf gerne auch einen Zehner geben. Machen das viele? Auf jeden Fall, kann Lochner in Woche drei nach der Eröffnung berichten. Die Idee komme sehr gut an.
Das Mittagsgericht wechselt täglich und ist immer vegetarisch, auf der Webseite des Cafés kann man sich vorab informieren. In Kalenderwoche 41 waren im Angebot: Falafel, Hummus, Tabuleh und eingelegtes Gemüse, dazu Fladenbrot. Bulgur mit Linsen, Joghurt-Gurken-Dip, Lauchcremesuppe sowie gemischter Salat am nächsten Tag. Anderntags gab es Ofengemüse mit Maniok-Pommes, dazu wurden ein sehr guter Sesam-Zitronen- sowie ein Tomaten-Koriander-Dip gereicht - dass die selbstgemacht waren, schmeckte man.
Wer weniger Hunger hat, kann ein Pidebrot (3,40 Euro) nehmen, das diesmal mit Räuchertofu, Rucola und getrockneten Tomaten belegt war, ab 16 Uhr sind außerdem arabische Vorspeisen im Programm des Cafés. In der Theke stehen immer zwei bis drei selbstgebackene Kuchen zu 1,50 Euro bis 2,50 Euro das Stück. Der Cappuccino kostet 2,40 Euro und die große Saftschorle 2,60 Euro. Das Café im Bellevue di Monaco ist zurzeit an vier Tagen in der Woche geöffnet. Mittelfristig wollen die Betreiber ihre Konzession erweitern und dann öfter und länger öffnen - das könnte die Barbesucher im gentrifizierten Gärtnerplatzviertel interessieren, denn die Halbe Tegernseer gibt es hier für günstige 3 Euro.
Wer geht da hin?
Das Publikum lässt sich nicht eingrenzen, weil hier sowohl Studenten, Geschäftsleute und Nachbarn aus dem Viertel aufeinandertreffen - darunter natürlich auch die Bewohner des Wohn-und Kulturzentrums Bellevue di Monaco. Man sieht Mädchencliquen, Kumpels, die in der Büropause gemeinsam essen wollen, oder Familien. Geflüchtete, die sich zu Asyl- und Migrationsfragen beraten lassen wollen, finden hier vier Mal in der Woche Hilfestellung von ehrenamtlichen Mitarbeiter (Di 16-18 Uhr, Mi 18-20 Uhr, Do und Fr 10-12 Uhr).
In der Galerie des Lokals stehen dafür Sessel bereit. Mittags werden die Tische mit etwa 40 Plätzen schnell voll. Das Ecklokal ist dank der hohen Schaufenster lichtdurchflutet - auch wenn momentan noch ein Baugerüst vor ihnen steht. Der Schnitt der Möbel und die Lampen erinnern an die 1950er Jahre.
Theaterprojekt:Das Fremde begreifen
"Mir geht es vor allem ums Ankommen": Dorothea Schroeder inszeniert im Bellevue di Monaco ein Theaterstück über Fluchtgeschichten - vom Zweiten Weltkrieg bis heute.
Wie viel Zeit bringt man mit?
Momentan helfen viele Freunde und Bekannte ehrenamtlich aus, daher kann man an der Selbstbedienungstheke kein rasantes Profi-Tempo erwarten. Die Qualität des Essens ist aber auf Profi-Niveau. Mittelfristig kann man sich ruhig einen längeren Besuch als nur für ein Mittagsessen vornehmen: geplant sind Filmabende oder Konzerte.