Bundestagskandidaten im Porträt:Gerne klar und optimistisch

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Am FDP-Infostand, der eigentlich ein Lastenfahrrad mit Deckel ist, spricht die Bundestagskandidatin Daniela Hauck Bürger an, verteilt gelbe Masken und Flyer - und bekommt selbst manch wohlgemeinten Ratschlag. (Foto: Robert Haas)

Die guten Umfragewerte der FDP erklärt sich Daniela Hauck mit der Corona-Politik ihrer Partei. Ob es für sie selbst für den Einzug in den Bundestag reicht? Alles andere als sicher - für sie aber nicht das Wichtigste.

Von Ana Maria Michel

Seine Stimme ist Daniela Hauck an diesem Vormittag Ende August schon mal sicher. "Super Partei! Die einzige, die sich ernsthaft um die Studenten kümmert", ruft ihr ein junger Mann mit runder Brille zu, der mit Freundin und Jagdhund gerade noch am Nebentisch unter der Markise des Cafés am Wiener Platz saß und mitbekommen hat, dass Hauck bei der FDP ist. Sie lacht, denn Bildung ist genau das Thema, das der Direktkandidatin der FDP für den Münchner Osten bei der Bundestagswahl besonders am Herzen liegt. Sie will, dass die Studierenden wieder in die Hörsäle dürfen - und dass nach den Sommerferien Präsenzunterricht in den Schulen stattfindet.

Hauck weiß aber als Mutter von drei Schülern im Alter zwischen 13 und 17 Jahren, dass Eltern auch ohne Corona stark gefordert sind. "Natürlich habe ich mit meinen Kindern geübt, aber es ist wahnsinnig ungerecht, wenn man diese Möglichkeiten nicht zu Hause hat", sagt sie. Deshalb engagiert sich die 50-Jährige im Kuratorium der Stiftung Gesellschaft macht Schule, die Kindern in sozial schwächeren Vierteln Ganztagsangebote ermögliche. Die Eltern einzubinden sei wichtig, aber das Lernen müsse in der Schule stattfinden, ist Haucks Meinung.

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Für mehr Chancengerechtigkeit setzt sie sich auch bei der FDP ein. Dass sie nicht etwa bei der SPD gelandet ist, hat Gründe. Die Schaffenskraft des einzelnen, Freiheit und Unternehmertum: Das sind FDP-Schlagworte, in denen Hauck sich wiederfindet. Sie stammt aus einer Würzburger Unternehmerfamilie, der bis 2017 in vierter Generation eine pharmazeutische Großhandlung gehörte, in der Hauck als Rechtsanwältin arbeitete. "Genscher war bei uns zu Hause sehr beliebt."

Heute ist sie Geschäftsführerin einer Immobiliengesellschaft, die Gewerbeflächen vermietet, ebenfalls ein Unternehmen der Familie in Würzburg. Hauck, die wie die FDP nichts vom Mietendeckel oder einer Mietpreisbremse hält, will, dass Unternehmergeist schon in der Schule vermittelt wird. Auch mit spielerischem Englisch-Unterricht könne man nicht früh genug anfangen, Auslandsaufenthalte für Schüler sollten mehr gefördert werden. "Wir müssen gerade in München, wo wir tolle Arbeitgeber haben, schauen, dass wir unsere Kinder fit machen."

Aber auch Kreativität solle in den Schulen eine stärkere Rolle spielen, sagt Hauck, die ihren Mann bei einer Preview in einer Berliner Galerie kennenlernte. Beide sammeln zeitgenössische Kunst, sie begeistert sich vor allem für Fotografie. Bei den Freunden des Hauses der Kunst engagiert sie sich als Vorstandsmitglied, auch in vielen anderen Fördervereinen für Münchner Museen ist sie Mitglied. Hauck will die Stadt als Standort für die zeitgenössische Kunst international bekannter machen. Gerade in München sei eine staatliche Förderung der Kultur nötig, damit die Absolventen der Kunstakademie nicht etwa nach Berlin abwanderten. Anders beim Klimaschutz, da lehnt die FDP Förderungen durch den Staat ab und setzt auf den freien Markt.

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Seit 20 Jahren ist Hauck Mitglied in der Partei. "Guido Westerwelle hat mich damals begeistert, er brachte neuen Schwung in die FDP." Neben den Kindern und der Arbeit im Familienunternehmen, für die sie oft nach Würzburg pendelte, sei jedoch lange keine Zeit gewesen für ein stärkeres politisches Engagement. "2018 war es mir aber ein Anliegen, dass die FDP wieder in den bayerischen Landtag kommt", sagt Hauck. Kurz vorher war der Pharma-Großhandel der Familie verkauft worden. "Es ist ein hart umkämpfter Markt", sagt sie. Der Verkauf sei ihnen nicht leichtgefallen. Ihr habe er aber auch die Chance geboten, sich neu zu orientieren.

"FDP at Home" heißt ein Programm, bei dem man Politiker zu sich nach Hause einladen kann, um mit ihnen und Freunden und Bekannten zu diskutieren. Vor der Landtagswahl machte Hauck in ihrem Garten eine solche Veranstaltung mit dem heutigen Fraktionsvorsitzenden Martin Hagen. Der Kontakt zur Partei wurde enger, sie ging zu ihrem Kreisverband im Münchner Norden, denn seit acht Jahren lebt sie in Schwabing. Dort kandidiert allerdings der bayerische FDP-Landesvorsitzende Daniel Föst. Dass Hauck nun einem anderen Wahlkreis ausgeliehen wurde, wie sie sagt, erklärt sie auch damit, dass sie erst lange im Osten der Stadt wohnte, nachdem sie vor 15 Jahren nach Stationen in Dresden, Brüssel, Berlin und Köln zurück nach München gezogen war. Hier hatte sie bereits in den Neunzigern studiert.

Bei der Landtags- und später auch bei der Europawahl packte Hauck bereits beim Wahlkampf an den Infoständen mit an. Auch an einem regnerischen Donnerstag Ende August, genau einen Monat vor der Bundestagswahl, steht sie in Jeans und blauer Steppjacke auf dem Sankt-Anna-Platz am FDP-Infostand, der eigentlich ein Lastenfahrrad mit Deckel ist, spricht Bürger an, verteilt gelbe Masken und Flyer - und bekommt ein bisschen gut gemeinte Wahlkampf-Nachhilfe. Auf die Frage "Warum soll ich FDP wählen?" solle sie sagen: "Weil wir die Besten sind!", rät ihr ein älterer Mann.

"Mir gefällt an der FDP, dass wir eine optimistische Partei sind", sagt Hauck. In der Corona-Pandemie sei viel mit Angst gearbeitet worden. Die FDP sehe dagegen immer die Chancen, das Positive. Auch den aktuellen Erfolg in den Umfragen erklärt sich Hauck mit der Corona-Politik ihrer Partei, die sich immer klar positioniert und auf die Einhaltung der Bürger- und Grundrechte gepocht habe. Mit den Einschränkungen habe Hauck sich auch persönlich schwergetan, denn sie reise gerne. Andere Kulturen und Länder zu sehen fördere die Weltoffenheit, auch bei Kindern, sagt sie. "In München ist man ein bisschen wie auf einer rosaroten Wolke." Doch nicht überall sei es so schön und sauber wie hier.

In vielem stimmt Hauck dem FDP-Programm zu. Bei der Frauenquote, die die Partei ablehnt, wäre sie allerdings nicht ganz so strikt. "Denn so richtig geht es nicht voran", sagt sie und schlägt eine befristete Quote vor. Aber sie sagt auch über die FDP: "Gerade Frauen werden motiviert, sich einzubringen." Hauck ist heute stellvertretende Vorsitzende im Stadtverband. Bei der Kommunalwahl 2020 kandidierte sie bereits für den Bezirksausschuss Schwabing-West, allerdings ohne Erfolg.

Nun also der Bundestag? "Dass ich eine Frau bin, war wahrscheinlich auch nicht hinderlich", sagt Hauck, die von der Partei gefragt wurde, ob sie kandidieren würde. Sie sieht ihre Chancen jedoch realistisch, denn sie steht auf Platz 27 der Landesliste und der Wahlkreis München-Ost liegt seit 1976 in CSU-Händen. Die FDP müsste schon sehr gut abschneiden, damit Hauck es neben den anderen drei Münchner Direktkandidaten Daniel Föst, Lukas Köhler und Thomas Sattelberger, die bereits seit 2017 im Bundestag sind, schafft. Doch ihr gehe es nicht nur um sich, sagt sie. Sondern darum, mit den Themen, die ihr wichtig seien, dazu beizutragen, dass das Ergebnis der FDP am 26. September so gut ausfällt wie möglich.

Daniela Hauck im Video-Selbstporträt:

Die SZ hat die Münchner Direktkandidatinnen und Direktkandidaten für die Bundestagswahl gebeten, sich für ein Porträt selbst zu filmen. Alle Videos und weitere Kandidaten-Porträts finden S ie hier.

© SZ vom 09.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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