Gebrauchte Literatur:Wer bitte hortet heutzutage noch Bücher?

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Eine Bücherwand im Wohnzimmer - noch zeitgemäß? (Foto: Florian Peljak)

An Straßenecken gammeln sie traurig in "Zu verschenken"-Kartons vor sich hin - das Interesse an gebrauchter Literatur scheint in München gegen null zu gehen. Wie konnte es so weit kommen?

Glosse von Wolfgang Görl

Kürzlich lagen vor einem Haus in unserer Straße zwei Schachteln mit der Aufschrift "zu verschenken". Das kommt öfter mal vor, meist sind es nützliche Sachen wie Kaffeehaferl, mäßig abgenuckelte Babyschnuller oder Hundeleinen ohne Hund, die, womöglich im Zuge einer Beziehungsauflösung, in die Verschenk-Kiste gerieten und gerne mitgenommen werden. Aber Bücher? Nun ja, da waren einige geglückte Werke darunter, Günter Grass' "Der Butt" zum Beispiel, in dem es um das Plattfischereiwesen geht, oder die Romane von Dostojewski, einem glücksspielsüchtigen russischen Epileptiker, der aber ganz gut schrieb. Doch bis auf Utta Danellas epochalem Roman "Die Jungfrau im Lavendel" blieben alle Bücher in den Schachteln. Nicht mal geschenkt wollten die Leute ein Buch haben - wozu auch?

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