Kritik:Harte Arbeit

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Beim ersten Akademiekonzert unter der Intendanz von Serge Dorny überstrahlt Geiger Nikolaj Szeps-Znaider den Abend, auch wenn das am Ende wenig hilft.

Von Klaus Kalchschmid, München

Wer hatte sich eigentlich dieses doch etwas beliebige Programm für das erste Akademiekonzert unter der Intendanz von Serge Dorny und dem neuen Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski ausgedacht, der freilich nicht selbst am Pult stand? Zuerst gab es das ebenso berühmte wie beliebte melodienselige erste der drei Violinkonzerte Max Bruchs. Und danach die immer noch höchst selten gespielte Zweite Symphonie von Anton Bruckner in der Fassung von 1877.

Geiger Nikolaj Szeps-Znaider war der überragende Solist, dem die Quadratur des Kreises gelang: bestechend sein großer, schöner, flexibler Ton und eine souveräne Gestaltung in allen drei Teilen. Herrlich gesangvoll gelang ihm der langsame Mittelteil, voller Verve das Finale. Nie streifte er dabei den Kitsch, sondern bewies noch im größten romantischen Aufschwung Geschmack und Stilsicherheit. Das inspirierte auch das Bayerische Staatsorchester unter Fabio Luisi zu plastischem, berückend klangvollem Mitgestalten.

Danach wandte sich Szeps-Znaider sichtlich bewegt ans Publikum und versicherte, wie sehr er sich freue, in diesem Raum und mit diesem Orchester erstmals spielen zu dürfen - und das nach so langer Zwangspause. Darauf verzauberte er mit der Sarabande aus der d-Moll-Partita von Bach: traumhaft der Welt abhanden gekommen!

Im Anschluss war die Vorfreude auf Bruckners Zweite groß, welche die Münchner Philharmoniker unter Thomas Dausgaard vor fünf Jahren im Gasteig so inspiriert gespielt hatten. Doch vielleicht war gerade wegen dieser Erwartung die Enttäuschung dann ein wenig herb. Denn mit Ausnahme des Andante, das wunderbar schwebend in ferne Sphären entrückte, hatte man in den übrigen Sätzen den Eindruck harter irdischer Arbeit. Kaum etwas wollte fließen, über die bei Bruckner so zahlreichen Pausen hinweg hing immer wieder die Spannung durch. Das lag sicher auch an den gemessenen Tempi, die selbst das knallige, effektvolle Scherzo zum Exerzitium werden ließen.

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