SZenario:Die Freiheit nehm ich mir

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Eine zarte Nike aus Nymphenburger Porzellan zwischen zwei Erfolgstypen: Ministerpräsident Markus Söder übergibt den Ehrenpreis an Philipp Welte, Vorstand bei Hubert Burda Media. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Bei der Verleihung des Bayerischen Printpreises feiern geladene Gäste Verlage als "Bollwerk gegen Lügen" und legen die Masken ab

Von Ulrike Heidenreich, München

Eine zarte Nike aus Nymphenburger Porzellan zwischen zwei Erfolgstypen: Ministerpräsident Markus Söder übergibt den Ehrenpreis an Philipp Welte, Vorstand bei Hubert Burda Media. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Es sieht nach einem ordentlichen Spektakel aus - eine Fassade im Nymphenburger Schlossrondell ist aufs Schönste illuminiert, drinnen huscht Lichtglanz über eine riesige Leinwand und die Moderatorin des Abends hat Glitzerlidschatten aufgelegt. Es muss nun mal umso mehr schillern, wenn sich eine Branche feiert, der permanent und fast schon penetrant nachgesagt wird, sie sei im Aussterben begriffen. Nicht von ungefähr ist die Trophäe des Bayerischen Printpreises als Nike ausgestaltet, als Botin des Zeus und damit als vergöttlichte Personifikation des Sieges.

In der Nacht auf Freitag durften vier Porzellanfiguren aus der benachbarten Manufaktur in den Händen der Preisträger das stattliche Gebäude verlassen. Der Bayerische Printpreis ist ein so genannter Staatspreis. Von diesen gibt es vier (außerdem für Buch, Film und Fernsehen). Weil er selbst gelernter Journalist ist, weil es außerdem Spaß macht, endlich wieder Party zu machen und weil praktischerweise auch noch so viele Multiplikatoren an dem Abend anwesend waren, übernahm Ministerpräsident Markus Söder die Verleihung des Ehrenpreises. Schwer sei die Wahl gefallen, sagte er. "Die Jury hat lange beraten. Sie besteht aus einem Mann - mir selbst."

Der Auserkorene war denn auch ein Mann: Philipp Welte, Vorstand bei Hubert Burda Media. Welte, so die Würdigung, sei ein leidenschaftlicher Kämpfer für eine freie und unabhängige Medienlandschaft. Ein Verlagsmanager mit reichlich Macht zudem, flachste Söder: "Burda hat 31 Millionen Leser pro Monat. Ich wäre froh, wenn ich eine solche Reichweite erzielen könnte!" Philipp Welte, der ebenfalls ein gelernter Journalist ist und auch mal ein Café betrieb, pries die Verlage "als Plattform des freien Journalismus", als "Bollwerk gegen Lügen". Und warnte: "Die ungebremste Flut an Falschmeldungen und Halbwahrheiten ist eine Bedrohung für die Demokratie."

Applaus im Saal und nachdrückliches Beipflichten von Seiten Söders, der den Preis als Bekenntnis zu Print und zur Weiterentwicklung von Print versteht. Was er in den vergangenen Jahren an Fake News erlebt habe, sei unglaublich, nicht nur in der Corona-Debatte: "Früher schrieb jemand einen etwas wirren Leserbrief, der dann in einer Schublade landete. Heute findet so jemand eine Plattform, wo er Hunderte trifft, die ihm beipflichten."

Apropos Corona: Im vergangenen Jahr musste die Printpreis-Verleihung ausfallen. Diesmal hatten die Veranstalter, der Verband Bayerischer Zeitungsverleger, der Verband der Zeitschriftenverlage in Bayern und der Verband Druck und Medien Bayern, strenge 3G-plus-Regeln aufgelegt. Weshalb die Gäste aus der Medienbranche ungewohnt nah und maskenlos beieinander saßen. Lediglich ein Laudator war auf Abstand: Ex-Springer-Vorstand Andreas Wiele, der jetzt den amerikanischen Finanzinvestor KKR berät. Als Kontaktperson ersten Grades blieb er in Quarantäne in London und hielt seine Lobrede über eine Zuschaltung.

Wer den Printpreis 2020/21 bekam: In der Kategorie Zeitung die Mediengruppe Pressedruck ( Augsburger Allgemeine) für das Projekt "Rocketeer". Das ist eine Plattform, die zunächst als Festival startete, online ging und inzwischen auch als Magazin erscheint. In der Kategorie Zeitschrift gewann der Finanzen-Verlag für "Courage", ein Finanz- und Karrieremagazin, das sich in erster Linie an Frauen richtet. In der Kategorie Druck wurde Gerber Print aus München für die Unternehmensbroschüre des Architekturspezialisten Brüderl aus Traunreut ausgezeichnet.

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