Drossel und Zehner:Wo die Live-Bühne auf die Hipster-Bar trifft

Drossel und Zehner: Wer von der Straße reinkommt, sieht die Bar nicht sofort. Die befindet sich im Kellergeschoss.

Wer von der Straße reinkommt, sieht die Bar nicht sofort. Die befindet sich im Kellergeschoss.

(Foto: Robert Haas)

Das "Drossel und Zehner" ist eine gelungene Mischung aus gemütlichem Wohnzimmer und einer Bühne im Untergeschoss.

Von Theresa Parstorfer

Das Pärchen auf der Sofagarnitur ist in das "Mensch ärgere Dich nicht"-Spiel vertieft, die Flasche Rotwein ist schon gut geleert. Und würde nicht gerade die Barkeeperin noch zwei Flaschen Mineralwasser an den Tisch bringen, könnte man meinen, es handle sich um eine Szene aus einem Hipster-Wohnzimmer: Ein altes Radio und ein paar in Leder gebundene Bücher stehen in einer Wandnische, daneben Spielesammlung, Adventskalender und ein lichterkettenbehängter Mini-Weihnachtsbaum. Das "Drossel und Zehner" ist aber eine Bar, gleich hinterm Sendlinger Tor. Und: Ja, das "Zehner", die Livebühne im Keller der Thalkirchner Straße 10, gibt es schon länger, betrieben von dem Veranstalter Polarkonzerte, aber "da die Organisation der Konzerte selbst schon ein Fulltime-Job ist, haben wir uns für die Bar einen Partner gesucht", sagt Danijela Kufner von Polarkonzerte.

Seit Oktober 2019 betreiben deshalb Michael Meleschko, Robert Benke und Michael Pointl den kleinen Barraum im Erdgeschoss, den sie noch einmal kräftig umgebaut und das Gesamtkonzept um den Namenszusatz "Drossel" erweitert haben. Das mit den Vögeln haben die drei Männer von Samt&Sonders in München vor gut drei Jahren angefangen. Erst schien es nur ein zeitweiliges Zugvogel-Phänomen zu sein: Ein Jahr sollte es die Bar "Holzkranich" in der Maxvorstadt geben, doch dann erwies sich das Konzept von Meleschko, Benke und Pointl als so erfolgreich, dass der Holzkranich blieb, und sich der "Kleine Kranich" dazugesellte, ebenfalls in der Maxvorstadt. Und jetzt die Drossel.

Das Erkennungsmerkmal ist eben jene wohnzimmerartige Einrichtung: Dicke Teppichböden, wild zusammengewürfelten Vintage-Sessel und Holzstühle und ein Mosaik aus teils leeren Bilderrahmen an den dunkel gestrichenen Wänden. In sich stimmig und sehr gemütlich. Neben der Eckbar, hinter der das Bier (ein Helles für 3,90 Euro) gezapft wird, ist noch zusätzlich eine eher zierliche Cocktail-Bar aufgebaut, an der Drinks gemischt werden, die manchmal tagesaktuell variieren. Das ist dann, als würde die Hausherrin anbieten, was eben gerade da ist. Der "Drossel Spritz" (Cassis, Prosecco und Soda) kommt in einem eleganten Kristallglas an den Tisch und kostet 6,50 Euro, Longdrinks liegen zwischen 8,50 und 9,50 Euro, zusätzlich gibt es Brotzeitvariationen und eine saisonale Suppe.

Das Zusammenspiel mit den Konzerten im Keller funktioniert gut. Bass und Schlagzeug wummern zwar durch die offene Tür in den Barraum, aber nicht so, dass die Musik - eine bunte Mischung aus den vergangenen 50 Jahren - stört. Wenn gegen 22 Uhr die Konzertbesucher nach oben kommen, wird es voller. Das wirft aber eigentlich nur die Frage auf, warum sich nicht an jede Live-Bühne noch eine kleine Wohnzimmer-Bar anschließt, in der man den Konzertabend bei einem "Mensch ärgere Dich nicht"-Spiel und Rotwein ausklingen lassen kann.

Thalkirchner Straße 10, 80337 München, 089/550547715, Öffnungszeiten: Donnerstag 19 bis 0 Uhr, Freitag und Samstag 19 bis 3 Uhr, nachricht@drossel-zehner.de

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