Klimaschutz:Stadt will für 51 Millionen Euro neue Bäume pflanzen

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Ein Baum wird Ende 2019 in der Sendlinger Straße gepflanzt - so eine Aktion kann schon mal zwischen 15 000 und 25 000 Euro kosten. (Foto: Stephan Rumpf)

Eine einzelne Pflanzung könne bis zu 25 000 Euro kosten. Das Budget soll für 3500 Bäume reichen. Sie sollen die Stadt nicht nur schöner machen, sondern auch abkühlen.

Von Bernd Kastner

Die Äste der Flügelnuss sind zusammengebunden, sodass der junge Baum irgendwie verfroren wirkt. Eigentlich sollte er an diesem Montag auf dem Gelände der städtischen Gartenbauzentrale an der Isar eingepflanzt werden, aber weil so viel Schnee liegt, gibt er vorerst nur die Kulisse für ein Foto ab. Die Baureferentin ist gekommen, Jeanne-Marie Ehbauer, auch Bürgermeister Dominik Krause. An diesem Dienstag soll der Stadtrat beschließen, 51 Millionen Euro aus dem Klimabudget bereitzustellen für 3500 neue Bäume. Die will das Gartenbauamt in den kommenden fünf Jahren pflanzen. Nicht nur, um die Stadt grüner und schöner zu machen, sondern auch, um der Klimaerwärmung etwas entgegenzusetzen. Jeder Baum kühlt seine Umgebung.

Egal, ob Flügelnuss, Zerreiche oder Robinie - es werden 3500 Wunschbäume sein. Bezirksausschüsse und viele Bürger haben Wunschzettel abgegeben, daraus wurde im Baureferat eine Art Masterplan, erklären Ehbauer und Florian Hochstätter, der Leiter des Gartenbauamts. Die zwei- bis dreitausend Bäume, die pro Jahr ohnehin regulär als Ersatz oder in Neubaugebieten gepflanzt werden, werden ergänzt durch 3500 Neupflanzungen in oft dicht bebautem Gebiet.

Gestartet ist der Masterplan 2020 mit der Frage des Baureferats an alle Bezirksausschüsse: Wo hättet ihr gerne neue Bäume? 1300 Wunschstandorte kamen zurück, davon etwa 1000 im Straßenraum. Das Baureferat habe jeden einzelnen Vorschlag geprüft, herausgekommen sind dann deutlich mehr. Man wolle an geeigneten Orten oft mehrere Bäume setzen, damit sich der Aufwand lohnt.

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Am günstigsten sind jene Bäume, deren neues Zuhause eine Grünanlage ist, sie kosten im Schnitt 5000 Euro - für Baum, Erdaushub, Substrat für die Wurzelgrube, das Pflanzen und die Pflege über mehrere Jahre.

Richtig teuer werde es, wenn ein Baum im Straßenraum gesetzt werde: 15 000 bis 25 000 Euro pro Stück. Bei den günstigeren gilt es, bloß den Asphalt aufzureißen und ein paar Bordsteine zu versetzen. Bei den teuren müssen zudem noch Leitungen verlegt werden; die sogenannten Sparten sind das große Problem und machen das Pflanzen mitunter so teuer: Ehe ein Loch gegraben wird, ist zu prüfen, ob nicht Abwasserkanal, Fernwärme oder -kälte, Telekommunikationsleitungen oder Gasleitungen unter dem Asphalt verlaufen. Das verhindere eine Pflanzung oft ganz, bei vertretbarem Aufwand werde aber schon mal eine Leitung verlegt. Und wenn man so eine aufwendige Baustelle einrichte, dann versuche man, gleich mehrere Bäume zu setzen.

Jeder Straßenbaum bekommt eine Wurzelgrube von 36 Kubikmetern, dreimal so viel wie üblich. Die Münchner Bäume sollen es möglichst gut haben in einer für sie unwirtlichen Welt zwischen Asphalt und Autos. Um ihr Überleben zu sichern, bekomme jeder Baum reichlich Substrat in die Grube. Dieses Gemisch werde in der städtischen Baumschule hergestellt, erklärt Hochstätter. Es enthalte neben Humus unter anderem auch Steine, damit sich der Boden nicht zu sehr verdichte, wenn Autos dem Baum zu nahe kommen. Das Substrat speichere bis zu 12 000 Liter Wasser, sodass ein Baum auch mal drei Wochen ohne Regen überstehe. Ihn zu gießen, sei bei mehr als 700 000 Bäumen auf öffentlichem Grund nicht möglich. An einem heißen Tag brauche ein ausgewachsener Baum 200 bis 400 Liter Wasser. Er müsse lernen, sich selbst zu versorgen.

"Es ist klug investiertes Geld", sagt Ehbauer über die Kosten. Bäume seien die wirkungsvollste Art, die Stadt mit ihren Hitzeinseln ein wenig klimaresistenter zu machen. Zusätzliche Bäume seien auch eine gute Gesundheitsvorsorge, schließlich gebe es inzwischen schon genauso viele Hitzetote wie Verkehrstote, sagt Ehbauer.

Das Pflanzprogramm sei mit den 3500 Bäumen nicht abgeschlossen. Die Bezirksausschüsse sollten auch künftig Plätze für Wunschbäume melden. Man brauche, sagt Hochstätter, noch "viel, viel mehr Anstrengung, um die Stadt grün zu machen".

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