Was läuft in der Kunst?:Kleine Ausstellungen, die man nicht verpassen sollte

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Aufnahmen von der Hansa Luftbild hat Paul Kolling für "Nadir" auf einen 35-mm-Film von 115,88 Meter Länge belichtet und zu einem Loop montiert. (Foto: Courtesy Paul Kolling)

Blick zurück, aber auch voraus im Kunstverein, der Lothringer 13, im Mim und im Espace. Was in den kommenden Wochen in Münchens Museen und Galerien geboten ist.

Von Evelyn Vogel

Wie war das doch gleich, als es noch kein Google Maps, kein Street View, kein Google Earth gab? Als man sich nicht mit einem Klick visuell an jeden x-beliebigen Hotspot der Welt beamen konnte? Als es noch nicht so einfach war, jede Stadt zu erkunden, jede Straße einzusehen, jede Küstenlinie zu erforschen? Ist noch gar nicht so lange her, am 8. Februar 2005 war's um genau zu sein, dass Maps in den USA gestartet wurde. Seither hat die Vermessung der Welt durch Satelliten aus dem Weltraum rasant an Fahrt aufgenommen und ist in ungeahnte Dimensionen vorgestoßen. Nicht allerdings in ungekannte Schärfen, wie das Werk "Nadir" von Paul Kolling im Münchner Kunstverein (bis 21. April) zeigt.

Für seine filmische Arbeit hat Kolling sich mit der Geschichte der Luftbildaufnahme auseinandergesetzt. Dank der Aerophotogrammetrie konnte man die Erde schon vor mehr als 100 Jahren recht gut aus der Luft aufzeichnen.

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Anhand von Bilddaten der Hansa Luftbild GmbH besonders aus den Zwanziger- bis Vierzigerjahren hat Kolling ein filmisches Szenario entworfen, das fremd und vertraut zugleich wirkt. Und der Nachbau eines Originalkastens, der einst an Flugzeugen hängend die Welt vermaß (eine Leihgabe des Deutschen Museums) ist ein zusätzliches Kuriosum. Damals diente möglichst präzises Bildmaterial von Gelände und Verkehr natürlich nicht der Urlaubsplanung von Hinz und Kunz, sondern verschaffte den Generälen in Kriegszeiten Vorteile. Immerhin das ist gleich geblieben.

Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, als das Münchner Glockenbachviertel dank Handwerks- und Industriebetrieben wie der Lampen- und Blechwarenfabrik Frank aufblühte, führt die Ausstellung Frank. Jüdisches Leben im Glockenbachviertel. Während der NS-Zeit wurden die Franks deportiert oder mussten emigrieren. Im Mim, dem kleinen Raum für Kultur von Miro Craemer, erinnern nun Objekte aus der Sammlung von Werner Löw sowie eine künstlerische Beigabe von Lilo Hirschfeld an die Franks (bis 17. März).

Die Familie Henry, Richard, Olga (geborene Frank) und Frank Goyert, um 1938. (Foto: Henry Goyert)

Ums Sammeln und Erinnern wird es auch in der Ausstellung "Recipe" in der Lothringer 13 gehen (8. März bis 14. April). Dafür reist die städtische Ausstellungshalle sehr weit zurück, nämlich bis in die Antike. Schon damals gab es schriftlich festgehaltene Kochanleitungen. "Recipe" lädt auf der Grundlage von Kochrezepten zum künstlerischen, interkulturellen Austausch mit Diana Galli, Barbara Karrer, Marlene Franz Bautz, Aki Kiefer, Sári Zagyvai und Beáta Szabó ein. Das könnte ein geradezu alchemistisches, olfaktorisches und womöglich sogar kulinarisches Erlebnis werden. Von wegen "viele Köche verderben den Brei".

Eine alte Kunstform fasziniert immer wieder auch zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler wie Christian Boltanski oder Kara Walker: das Schattenspiel. Der Münchner Künstler Sebastian Pöllmann hat unter dem Titel "What is Life" für die städtische Artothek ein Schattenspiel aus 36 von der Decke hängenden Scherenschnitten konzipiert. Die Welt, die sich im Licht entfaltet, ist noch bis 15. März zu sehen.

Sebastian Pöllmanns filigranes Schattenspiel "What is Life" setzt die Räume der Artothek in Bewegung. (Foto: Sebastian Pöllmann)

Ins Hier und Jetzt führt eine Aktion, die sich der Espace Louis Vuitton zu seinem zehnjährigen Bestehen hat einfallen lassen. "One Week" heißt die Reihe, bei der Studierende der Klasse Peter Kogler von der Akademie der Bildenden Künste München eine tägliche Performance abliefern. "One Week" im Espace hat an diesem Montag begonnen und läuft noch bis Sonntag, 10. März (jeweils um 19 Uhr).

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