Denkmäler:Diebstähle am Alten Südfriedhof: Kunstfahnder nehmen drei Verdächtige fest

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Die beleuchtete Grabstätte des Dramatikers und Schriftstellers Martin Schleich bei der Langen Nacht der Museen (Archivbild). (Foto: Catherina Hess)

Das Kreuz eines Weihwasserbeckens finden die Ermittler bei einem Münchner Schrotthändler. Und sie überprüfen, ob es einen Zusammenhang gibt mit der Kini-Büste, die am Wochenende aus der Isar gezogen wurde.

Von Julian Hans

Haben die Friedhofsschänder auch dem König den Kopf abgerissen? Die Kunstfahnder vom Bayerischen Landeskriminalamt halten das für wahrscheinlich, schließlich liegen die beiden Tatorte nicht weit voneinander entfernt - zwanzig Gehminuten trennen den Alten Südfriedhof und die Corneliusbrücke. Das Vorgehen der Vandalen war an beiden Orten ähnlich und die Tatzeit liegt nahe beieinander. "Beweisen können wir's noch nicht", sagte ein Sprecher des LKA am Mittwoch, "aber der Verdacht liegt nahe."

Am vergangenen Freitag konnten die Fahnder zwei Männer im Alter von 20 und 25 Jahren festnehmen, die im Verdacht stehen, drei Büsten und zwei Kreuze aus Metall von Gräbern am Alten Südlichen Friedhof an der Thalkirchner Straße entwendet zu haben, um sie anschließend zu verkaufen. Außerdem wird eine 26-jährige Frau als Komplizin verdächtigt. Der Hinweis auf die Tatverdächtigen kam offenbar von einem Schrotthändler. "Seriöse Schrotthändler melden so etwas", erklärte der LKA-Sprecher.

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Betroffen sind die Grabmäler des deutschen Malers Josef Flüggen (1842-1906), des Schriftstellers Martinus Schleich (1827-1881) sowie des Hoffotografen Franz Werner (1816-1906). Auf dem Weihwasserbecken zur Sendlinger Mordweihnacht im Jahre 1705 wurde das metallene Kreuz entwendet. Die Taten hatten sich den Ermittlungen zufolge zwischen dem 23. und dem 29. März zugetragen. Aufgrund der großen kulturgeschichtlichen Bedeutung der Objekte übernahmen die Kunstfahnder des LKA die Ermittlungen.

Sie fanden zwei Büsten und ein Kreuz bei einem Münchner Schrotthändler. Als die beiden Männer dort auch die dritte Büste verkaufen wollten, wurden sie festgenommen. Einer der beiden habe die Taten auch sogleich eingeräumt, teilte das LKA mit. Alle drei Tatverdächtigen seien in München oder im Münchner Umland wohnhaft. Bis auf ein Grabkreuz konnten alle entwendeten Gegenstände sichergestellt werden.

Die Ermittler gehen davon aus, dass für die Grabräuber nicht der kunstgeschichtliche Wert im Mittelpunkt stand, sondern vielmehr der Kilopreis für das Edelmetall, aus dem sie gefertigt wurden. Diesen schätzt das LKA für alle gestohlenen Gegenstände auf insgesamt einige Hundert bis einige Tausend Euro.

An öffentlichen Orten würden in der Regel keine Originalkunstwerke aufgestellt, sondern Kopien, erklärte der Sprecher. So verhält es sich auch bei der Büste von König Ludwig II., die die Feuerwehr am vergangenen Samstag aus der Isar bergen musste. Passanten hatten den Kopf des Märchenkönigs in den Fluten entdeckt. Mit Seilen konnten die Einsatzkräfte die 40 Kilogramm schwere Büste wieder an ihren Platz auf dem Isarbalkon an der Corneliusbrücke hieven.

Das Denkmal wurde nicht zum ersten Mal Ziel von Vandalen: Der Kopf saß ursprünglich auf einer drei Meter hohen Bronzestatue, die Prinzregent Luitpold 1910 enthüllte. 1942 ließen die Nationalsozialisten die Statue einschmelzen - als "Reichsmetallspende". Der Kopf blieb erhalten, er fand einen Platz in einem Seitenflügel der Oper. Drei Jahrzehnte später wurde eine Replik auf dem Isarbalkon aufgestellt.

Im kommenden Jahr soll am alten Ort ein neues Denkmal für Ludwig II. errichtet werden. Ein Verein hat dafür in den vergangenen Jahren etwa 160 000 Euro gesammelt. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Königs-Schänder führen, hat der Vereinsvorsitzende und Wirt der Deutschen Eiche, Dietmar Holzapfel, eine Belohnung von 2000 Euro ausgelobt.

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