Kultur in München:Wie das Alpine Museum umgebaut wird

Lesezeit: 3 min

Alles über Alpen: Die weltgrößte Bibliothek zu dem Thema befindet sich natürlich im Alpinen Museum des DAV. Sie soll künftig deutlich mehr Platz haben. Simulation: Feil Architekten. (Foto: N/A)

Das Museum auf der Praterinsel wird in den nächsten Jahren für zehn Millionen Euro saniert. Zahlreiche Baumaßnahmen sind nötig, um das alte Haus in ein modernes Museum zu verwandeln.

Von Thomas Anlauf

Herrgottsbeton nennen die Allgäuer gerne die Nagelfluhfelsen, die sich an den Bergflanken von Hochgrat und Rindalphorn auftürmen. Das markante Konglomerat soll künftig auch dem Alpinen Museum auf der Münchner Praterinsel als Markenzeichen dienen. Sowohl der neu gestaltete breite Eingangsbereich zur Isar als auch der Boden des großen Foyers werden nach der Sanierung des Hauses ein steinernes Band aus Nagelfluh bilden. Mehr als zwei Jahre soll der Umbau des Herzstücks des Deutschen Alpenvereins dauern. Schon jetzt zeichnet sich ab: Das künftige Museum wird eine kulturelle Bereicherung für München.

Zehneinhalb Millionen Euro soll der Umbau des Gebäudes auf der Praterinsel kosten. Davon übernimmt allein der Bund 4,9 Millionen Euro, der Alpenverein (DAV) finanziert aus eigenen Mitteln etwa ein Viertel der Kosten, Stadt München und Freistaat schießen jeweils etwa zehn Prozent zu, mit zwei weiteren Förderern ist der DAV derzeit noch in Gesprächen. Die hohen Kosten liegen an den zahlreichen Baumaßnahmen, die nötig sind, um das alte Haus in ein modernes Museum zu verwandeln. Denn nach der weitgehenden Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das ehemalige neubarocke Gebäude, das 1888 zunächst als Restaurant und Café "Isarlust" errichtet worden war, als Zweckbau wieder aufgebaut und in den Jahrzehnten danach mit Anbauten und deutlich verkleinerten Räumen stark verändert.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

"Bei der Bearbeitung des Wettbewerbs und der Beschäftigung mit der Geschichte fiel uns sehr früh auf, dass das Gebäude durch viele Wiederaufbau- und Umbauphasen seinen ursprünglich sehr klaren Grundriss verloren hat", sagt Architekt Michael Feil, dessen Regensburger Büro Feil Architekten den Zuschlag für Umbau und Sanierung des Alpinen Museums erhalten hat.

Einen neobarocken Ausstellungssaal wie in den Anfangsjahren des Hauses wird es nicht geben. (Foto: DAV)

Die sichtbarste Veränderung wird der neue große Eingangsbereich sein: Das Entree soll offen sein und einen Blick durch das Foyer bis in den großen Garten ermöglichen. Bislang liegt der Eingang versteckt auf der Rückseite. Das Foyer wird künftig auch als großer Veranstaltungsraum sowie als Café dienen. Von dort geht es nach rechts in die dann sehr prominent präsentierte Bibliothek mit der weltweit größten Literatursammlung über die Alpen. Neben einem Medienraum wird es zum Garten hin eine Leselounge geben. Unter den großen Fenstern werden Besucher an rustikal gehaltenen Holztischen sitzen können. Die Möbel werden aus Alpenhölzern gefertigt und erinnern "bewusst an die schlichte Ausstattung von Berghütten", sagt Feil.

Neben der Bibliothek und dem Veranstaltungssaal soll das eigentliche Museum viel Raum einnehmen. Die Ausstellungen werden sich in zwei großen Sälen über zwei Stockwerke erstrecken, die natürlich wie das gesamte Gebäude künftig barrierefrei sein werden. Wenn das Alpine Museum wie geplant im Juli 2023 wieder eröffnet wird, soll es eine große Sonderausstellung über die Zukunft der Alpen und den Umgang der Menschen mit dem einzigartigen Naturraum geben.

Das Alpine Museum wird saniert und umgebaut. Simulation: Feil Architekten. (Foto: N/A)

Dirk Blübaum, Leiter der Landesstelle Nichtstaatlicher Museen in Bayern, ist überzeugt vom künftigen Museumskonzept: Es würden nicht heile Bergwelt und sportliche Rekorde gefeiert, es sei vielmehr "das private und gesellschaftliche Verhältnis Mensch - Berge, das die neue Ausstellung aus unterschiedlichen Blickwinkeln heraus beleuchtet und teils kritisch hinterfragt".

Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) sagt, das umgebaute Alpine Museum werde "zu einem neuen Naturerlebniszentrum mitten in der Landeshauptstadt", aber auch "den Diskurs zwischen Naturerlebnis und Naturschutz stärken". Für Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) wird das Alpine Museum ein Kleinod in Münchens Kulturlandschaft. In den Ausstellungen thematisiere das Museum das Verhältnis der Menschen zu den Alpen, zum Bergsport, die Verantwortung für die Natur und auch die Geschichte des Alpenvereins. "Als Bürgermeisterin und als passionierte Bergsportlerin freut es mich sehr, dass die Stadt München die Neukonzeption des Hauses unterstützt."

Das Alpine Museum könnte nach seinem Umbau tatsächlich zu einem neuen Treffpunkt und einem Ort der Begegnung werden. Denn der weitläufige Garten mit seinen zum Teil uralten Bäumen und der wieder aufgebauten Höllentalangerhütte - der "Urhölle" - lädt geradezu zum Verweilen ein. Die Terrasse soll deutlich vergrößert werden und sich künftig auf drei Seiten des Hauses über mehrere Etagen erstrecken, an denen sich die Besucher niederlassen können. Die Bäume im weitläufigen Garten sollen übrigens alle erhalten bleiben, verspricht Architekt Michael Feil. Ein Teil des kleinen Parks wird künftig mit Alpenpflanzen bepflanzt, um mitten in München tatsächlich ein bisschen Bergwelt genießen zu können.

© SZ vom 29.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSkifahren in den Alpen
:Was vom Winter übrig blieb

Nie zuvor war der Skitourismus ein solches Politikum wie in der vergangenen Saison. Am Ende standen trostlose Orte, leere Kassen und die Frage: War das wirklich nötig? Eine persönliche Bilanz.

Von Dominik Prantl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: