Häusliche Gewalt:Die patriarchale Macht und ihre fatalen Folgen

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Laut Kriminalstatistik des BKA waren 2022 80 Prozent der 143 604 erfassten Opfer häuslicher Gewalt Frauen. Die Opferschutzorganisation "Weißer Ring" geht allerdings von einer Dunkelziffer von "mindestens 80 Prozent" aus. Auch in diesem Fall hatte sich die Geschädigte lange nicht zur Polizei getraut. (Foto: Fabian Sommer/dpa)

Mit Aktionswochen kämpft ein breites Bündnis gegen Gewalt an Frauen, Mädchen, Jungen und nonbinären Menschen. Es gibt Workshops, Vorträge und Fortbildungen zum Thema.

Die Zahlen sind nicht neu, aber immer wieder erschreckend. Jede vierte Frau in Deutschland erlebt Gewalt durch einen aktuellen oder früheren Partner. Statistisch gesehen werde jeden dritten Tag in Deutschland eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet. Auf diese Zahlen weist das Aktionsbündnis aus mehr als 50 Organisationen und Gruppen hin, das von 1. November an in München Aktionswochen veranstaltet; sie thematisieren Gewalt an Frauen, Mädchen, Jungen und non-binären Menschen.

Beunruhigend sind auch die Zahlen des Münchner Polizeipräsidiums: Gut 3000 Fälle häuslicher Gewalt und knapp 1900 Delikte gegen die sexuelle Selbstbestimmung seien im vergangenen Jahr erfasst worden. Unter der Überschrift "Häusliche Gewalt" habe die Polizei drei Tötungsdelikte verzeichnet, zwei davon wurden vollendet, wie es im Polizeijargon heißt. Die Frauen wurden getötet.

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Die am Mittwoch beginnenden vier Aktionswochen umfassen 57 Veranstaltungen: Filme und Performances, Fortbildungen und Vorträge, Infostände oder Workshops zu verschiedenen Gewaltformen, Präventionsansätzen, Gegenwehr und Selbstverteidigung. Die zentrale Veranstaltung zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen findet am Donnerstag, 23. November, um 18 Uhr im Rathaus statt, das Thema: "Solidarisch gegen patriarchale Gewaltverhältnisse". Für Samstag, 25. November, ist eine Demonstration durch die Stadt geplant, organisiert vom "Münchner Bündnis 8. März".

Vorträge während der Aktionswochen beschäftigen sich beispielsweise mit Zwangsverheiratung und dem Konzept der Ehre in Familien mit Migrationsgeschichte, mit sexualisierter Gewalt und digitalen Medien oder damit, was Kinder brauchen, die häusliche Gewalt miterlebt haben. Ein Richter am Amtsgericht bietet eine Führung im Strafjustizzentrum an, stellt das Videovernehmungszimmer vor und erklärt das Vorgehen der Justiz bei Vernehmungen von Kindern und Jugendlichen.

"Patriarchale Gewalt ist Ausdruck historisch gewachsener Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern", heißt es im Programmheft. Diese Gewalt diene der "Abwertung von Weiblichkeit, der Unterdrückung von Frauen und Mädchen und der Ausgrenzung von trans*, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen. "Der beste Schutz vor patriarchaler Gewalt ist der Abbau von Ungerechtigkeiten und Diskriminierung und die tatsächliche Gleichstellung aller Geschlechter auf allen Ebenen: rechtlich, sozial, ökonomisch, politisch."

Das Programm der Aktionswochen gibt es kostenlos in der Stadtinformation im Rathaus und bei den einzelnen Veranstalterinnen und Veranstaltern. Im Internet sind die Informationen zu finden unter www.muenchen.de/frauengleichstellung oder www.aktiv-gegen-maennergewalt.de.

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