Die Hinterbliebenen des Olympia-Attentats von 1972 fordern ein würdiges Gedenken, wenn sich der palästinensische Anschlag auf die israelische Mannschaft im Herbst zum fünfzigsten Mal jährt. Dass die Stadt 2022 auch mit Jubiläumsfeiern an die Münchner Spiele erinnern will, stößt bei den Opferfamilien auf Ablehnung. "Wie kann sich irgendwer an ,heitere Spiele' erinnern, nach allem, was passiert ist?", sagte die Sprecherin der Angehörigen, Ankie Spitzer, in einem Interview für ein neues Buch über Olympia 1972. "Die ,heiteren Spiele' sind nicht relevant." Statt das Jubiläum zu feiern, solle man sich auf das Gedenken an die zwölf Opfer des Anschlags konzentrieren, so Spitzer. München plant unter anderem im Juli ein Jubiläumsfestival im Olympiapark. Das offizielle Jahresprogramm will die Stadt am 13. Januar präsentieren.
Ankie Spitzer ist die Witwe des Fechttrainers Andrei Spitzer, der damals zusammen mit zehn anderen israelischen Athleten und einem deutschen Polizisten von palästinensischen Terroristen ermordet wurde. Sie kündigte an, dass alle Familien der Opfer Anfang September nach München reisen werden, um an den Gedenkstunden im Olympiapark und in Fürstenfeldbruck teilzunehmen. "Ohne Zweifel wird das für uns alle ein emotionaler und schwieriger Besuch sein", sagte Spitzer. Aber: "Man darf Geschichte nicht vergessen, sonst wiederholt sie sich."
Die Angehörigen verlangen von den deutschen Behörden zudem die Freigabe von weiteren Akten über den Anschlag am 5. und 6. September 1972: "Wir verstehen nicht, warum sie nach fünfzig Jahren noch gesperrt sind", so Spitzer. Auch die Frage "finanzieller Kompensation" sei für die Familien nicht abgeschlossen: "Wir bitten die Bundesrepublik Deutschland, den Freistaat Bayern und die Stadt München um ihre Hilfe bei der Einigung auf eine gerechte und angemessene Entschädigung."