"Monster Jam"-Show:Glückselig in Lärm und Gestank

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Wenn Autos fliegen: der Monstertruck Jam in der Olympiahalle. (Foto: Catherina Hess)

In der Olympiahalle gastiert die "Monster Jam" aus den USA. Der Inhalt: Übergroße und aufgemotzte Karren springen über Hindernisse, müssen möglichst schnell einen Parcours abfahren und führen Tricks auf. Was fasziniert Familien an so einem PS-Spektakel?

Von Andreas Schubert

Was es an diesem Samstagnachmittag in der Olympiahalle zu sehen gibt, ist das krasse Gegenteil dessen, was sich vor der Halle am Hans-Jochen-Vogel-Platz abspielt. Draußen finden gerade die E-Bike-Days statt, es geht um umweltfreundliche Fortbewegung. Im strahlenden Sonnenschein probieren junge und alte Menschen moderne Räder aus.

Drinnen in der Halle muss die Elektromobilität an diesem Nachmittag draußen bleiben. Hier, in der Arena, blasen kreischende Motoren ihre Abgase in die Menge.

Am Wochenende war der "Monster Jam" in München zu Gast. Das PS-Spektakel gibt es in den USA schon seit 32 Jahren. Längst ist die Show auch weltweit unterwegs. Inhalt: Übergroße und aufgemotzte Karren, die an Comicfiguren erinnern sollen, springen über Hindernisse, müssen möglichst schnell einen Parcours abfahren und führen Tricks auf, etwa indem sie auf den Vorderreifen balancieren. Dafür gibt es dann vom Publikum Punkte, bewertet wird unter anderem der "wow factor".

Dass die Nummer mit den Vorderreifen ein "Nose Wheelie" ist, braucht man den Fans nicht zu erklären, auch nicht, dass so ein bereiftes Ungetüm fast fünfeinhalb Tonnen Gewicht und 1500 PS hat. Der ohrenbetäubende Lärm ist für die Eingeweihten ein satter Sound, der Abgasgestank der Duft der Freiheit.

In Hamburg wurde kürzlich der Monster Jam abgebrochen, weil die Kohlenmonoxid-Belastung in der Halle zu groß war und ein Kind gesundheitliche Probleme bekam. In der Olympiahalle dagegen scheint sich das noch in erträglichen Grenzen zu halten. Die unteren Ränge sind abgedeckt und nicht besetzt, an den Eingängen blasen Ventilatoren Frischluft ins Innere.

Man kann oder muss sogar daran zweifeln, ob das Ganze noch zeitgemäß ist. Aber was Kinder in den Achtzigerjahren begeistert hat, ist offenbar auch heute noch faszinierend. Entsprechend viele Familien sitzen im Publikum. Väter und ihre Söhne, seltener auch Töchter, dominieren das Bild. Im erwachsenen Publikum finden sich viele Männer mittleren Alters in Trucker-T-Shirts, das ergrauende Haupt bemützt, die kulinarischen Vorlieben vorhersehbar: Die Currywurst am Catering-Stand ist binnen kurzer Zeit ausverkauft.

Wer sich zur Vorbereitung Videos des Monster Jams angeschaut hat, wird aber in München ein wenig enttäuscht. Während die Show in großen Stadien durchaus ein Spektakel ist - mit Überschlägen, hals- oder, besser, achsbrecherischen Weitsprüngen - lässt der begrenzte Platz in der Olympiahalle nur ein kleineres Programm zu.

Die Moderatorin versucht, das Publikum während der gut zweistündigen Show immer wieder zu animieren: "Macht mal Lärm, München!" Es gibt Applaus, aber an die Stimmung in einem Fußballstadion kommt das Ganze nicht annähernd heran.

Den Fans ist das egal. Am Devotionalienstand bilden sich lange Schlangen. Es gibt T-Shirts, Fähnchen und Spielzeug-Monster-Trucks. Die werden nicht nur für die Buben und Mädchen im Grundschulalter gekauft. Auch so mancher, der die Achtzigerjahre erlebt hat, schlägt an diesem Nachmittag zu.

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