Mittlerer Ring:Tunnel an der Landshuter Allee soll schneller kommen als geplant

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An der Landshuter Allee soll der nächste Tunnel entstehen. (Foto: Florian Peljak)
  • Der Münchner Stadtrat stimmt dafür, als Erstes den Tunnel an der Landshuter Allee zu planen und bauen.
  • Vor allem die Grünen im Rathaus sind jedoch gegen neue Unterführungen, weil die in ein paar Jahren gar nicht mehr nötig seien.

Von Marco Völklein, München

Die Stadt will bei den Planungen neuer Tunnel am Mittleren Ring mehr Tempo machen. Gegen die Stimmen von Grünen, Linken und ÖDP machte der Stadtrat am Mittwoch den Weg frei für eine weitere Röhre an der Landshuter Allee. Diese soll "prioritär", also vor dem Tunnel an der Tegernseer Landstraße, geplant werden.

Um möglichst rasch mit einem Bau beginnen zu können, sollen sich nicht nur die Fachleute des Planungsreferats um die Begutachtung der Verkehrsströme und die grundsätzliche Machbarkeit kümmern; vielmehr werden parallel dazu die Ingenieure des Baureferats in die technische Vorplanung einsteigen.

Vor allem CSU und SPD hoffen, so den bisher vom Planungsreferat avisierten Zeitraum von acht Jahren bis zum Baubeginn deutlich zu verkürzen.

Außerdem sollen sich die Fachleute der Stadt um den Tunnel am Englischen Garten kümmern. Dieser werde "gesondert behandelt", heißt es im Beschluss. Dennoch veranschlagt Stadtbaurätin Elisabeth Merk auch bei diesem Projekt mindestens weitere sechs Jahre bis zu einem möglichen Baustart.

Paul Bickelbacher (Grüne) forderte den Freistaat und die angeblich bereitstehenden privaten Spender auf, klar zu sagen, mit wie viel Geld sie sich an dem Projekt beteiligen würden. Bei einer entsprechend hohen Summe könnten auch die Grünen die Röhre zur "Wiedervereinigung" des Parks mittragen.

Grüne und Linke gegen weitere Röhren

Ansonsten allerdings sprachen sich die Vertreter der Grünen wie auch der Linkspartei klar gegen weitere Tunnelbauten entlang des Mittleren Rings aus. Die Stadt taxiert die Baukosten für die Röhre an der Landshuter Allee auf 537 Millionen Euro.

Dieses Geld, erklärte Brigitte Wolf (Linke), sollte die Stadt lieber in die Sanierung von Schulen und Kitas, den Bau neuer Wohnungen oder ein besseres Angebot bei Bussen und Bahnen stecken. Zudem würden mit den Tunneln städtische "Planungskapazitäten verschwendet, die für andere Projekte dringend gebraucht werden", so Wolf.

Auch die Grünen forderten, die Planungen für den Tunnel in der Landshuter Allee wie für den in der Tegernseer Landstraße "endlich zu beenden". Mit einer Senkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, dem Einbau lärmarmer Fahrbahnbeläge sowie der Errichtung von Lärmschutzwänden (beispielsweise auf Höhe der Borstei) könne man die Anwohner deutlich billiger und rascher von Lärm- und Schadstoffbelastungen befreien als mit einem Tunnel, sagte Anna Hanusch (Grüne).

Auch wenn CSU und SPD nun versuchten, die Planungen zu beschleunigen, werde ein neuer Tunnel erst "in zwölf bis 14 Jahren fertig sein". Langfristig werde sich die Mobilität ohnehin wandeln, ergänzte ihr Kollege Herbert Danner: Mit mehr Elektroautos auf den Straßen brauche man künftig keine Tunnel mehr, um die Anwohner vor Lärm und Schadstoffen zu schützen.

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"Diese Vorhersage habe ich von Ihnen schon vor 15 Jahren gehört", rief SPD-Stadtrat Ingo Mittermaier den Grünen zu. Tatsächlich aber habe sich seither das Mobilitätsverhalten allenfalls minimal verändert. Auch in Zukunft "werden wir uns nicht komplett vom Verbrenner verabschieden können", prophezeite Mittermaier.

Michael Kuffer (CSU) ergänzte, für Schwarz-Rot seien die Tunnelprojekte und Investitionen in Wohnungen, Schulen und U-Bahn-Strecken "zwei Seiten derselben Medaille einer wachsenden Stadt". Man werde die Aufgaben gleichsam parallel erledigen.

"Die Gleichung ist einfach", erklärte Kuffer: "Wächst die Stadt schneller als die Infrastruktur, sinkt die Lebensqualität." Wolf entgegnete, auch eine wirtschaftlich prosperierende Kommune könne "nicht alles gleichzeitig" bewältigen.

Vergessener Südosten?

Freie-Wähler-Stadtrat Johann Altmann warf CSU und SPD indes vor, den Münchner Südosten "komplett zu vergessen", weil die städtischen Planer nach dem Beschluss vom Mittwoch nun das Projekt an der Tegernseer Landstraße nachrangig behandeln sollen. Und mögliche Tunnelbauten in der Chiemgaustraße oder am Innsbrucker Ring erst gar nicht in den städtischen Planungskatalog aufgenommen wurden.

SPD-Mann Mittermaier widersprach: Man wolle mögliche Tunnelprojekte in Obergiesing und Ramersdorf "auf keinen Fall verhindern", vielmehr werde die Stadt "langfristig auch über den Südosten nachdenken müssen".

© SZ vom 12.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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