Neue kulturelle Nutzung:"Hier ist ein Raum, macht was draus"

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Der Kopfbau der Besuchertribüne aus den späten Dreißigerjahren soll kulturell genutzt werden. (Foto: Florian Peljak)

Ein alter Betonkoloss erwacht zu neuem Leben: In der Kassenhalle des früheren Flughafens Riem sollen sich von diesem Sommer an Kreative austoben können. Konzerte, Ausstellungen, Workshops - es darf experimentiert werden.

Von Ilona Gerdom

Im Kopfbau der Besuchertribüne des früheren Flughafens Riem riecht es nach Holz. Die frisch verlegten Dielen leuchten im Licht der untergehenden Sonne, das durch die Fenster fällt. Recht viel mehr gibt es bisher nicht zu sehen, noch ist der Raum ungenutzt. Das ändert sich bald: Im Mai startet die "Experimentier- und Entwicklungsphase". Dann ist von Kino bis Yoga-Kurs quasi alles vorstellbar. Wie das in dem aus alten Zeiten übrig gebliebenen Bau in der Messestadt ablaufen soll, erklärten die zuständigen Referate der Stadtverwaltung bei einem Infoabend.

Die Idee für die denkmalgeschützte Kassenhalle ist denkbar einfach: "Wir stellen den Rahmen für Leute, die was ausprobieren wollen", erklärte Angelika Kurtic vom Sozialreferat. Für sie und ihre Kollegin aus dem Kulturreferat, Carmen Theil, sei das Projekt etwas ganz Neues. Bis Ende 2024 sollen "wechselnde Akteure aller Art" den Raum und die Außenflächen bespielen. Offenstehen soll der Ort zum Beispiel Schulklassen, Künstlern oder Musikern. Welche Aktionen dann stattfinden, obliegt den jeweiligen Nutzerinnen und Nutzern: Von Ausstellungen über Konzerte bis hin zu Workshops ist vieles möglich.

"Multifunktional und interdisziplinär in der Ausrichtung, generationenübergreifend und niederschwellig für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich - diese Offenheit ist Ausgangspunkt und Programm", heißt es im Stadtratsbeschluss. "Was wir nicht wollen, ist jemand, der gewinnorientiert arbeitet", stellte Kurtic klar. Stattdessen müsse die Nutzung, so steht es im Beschluss, "bürgerschaftliche und sozio-kulturelle Zwecke" erfüllen. Stattfinden dürfen Veranstaltungen für bis zu 160 Personen. Zusätzlich genehmigte die Lokalbaukommission ein Café mit 40 Sitzplätzen.

Im Inneren der denkmalgeschützten Kassenhalle gibt es reichlich Raum für Kreativität. (Foto: Privat)

Nicht alle Fragen der rund 30 Gäste konnten die Vertreterinnen beantworten. "Das Wort Experiment ist auch gemeint", betonte Kurtic. Fest stehe, dass Interessierte sich in den kommenden Jahren immer wieder für Zeitfenster bewerben können, um den Raum zu bespielen. Miete werde keine verlangt, allerdings pro Woche 250 Euro für die Betriebskosten. Wie sich das Projekt entwickelt, müsse man abwarten: "Hier ist ein Raum, macht was draus - das kann ja auch eine Herausforderung sein", fand die Vertreterin des Sozialreferats. Unklar ist auch, was Ende 2024 auf die Entwicklungszeit folgt.

Bereits vergeben ist der Raum von Juni bis Ende Juli an "Kopfbaut". Die Initiative rund um den Künstler Michael Lapper habe durch "vielfältige Aktivitäten" dazu beigetragen, den Kopfbau aus dem Dornröschenschlaf zu wecken, so Carmen Theil vom Kulturreferat. Nachdem die Kassenhalle 2005 noch für die Bundesgartenschau genutzt worden war, stand sie leer, es hatte dort sogar begonnen zu schimmeln. Schließlich, nach vielen Aktionen Lappers und Anträgen des Bezirksausschusses, hat der Stadtrat im Juni 2020 die Experimentierphase und eine Mindestsanierung bewilligt. Für eine Million Euro wurden unter anderem eine Heizung und Lüftung eingebaut.

Wer in diesem Jahr sonst noch einzieht, ist bisher nicht entschieden. Interessierte können sich bewerben bis Samstag, 30. April. Informationen sind unter www.kopfbau-riem.de zu finden. Schon zur Eröffnung im Mai können sich Vereine, Organisationen und sonstige Interessierte beim "Jahrmarkt der Möglichkeiten" an zwei Wochenenden, 14./15. sowie 21./22. Mai, mit Ständen oder Aktionen vorstellen. Anmelden und informieren kann man sich beim Echo-Verein per E-Mail an presse@echo-ev.de.

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