Univiertel:Das Siegestor soll wieder glänzen

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  • Das Siegestor soll künftig wieder besser zur Geltung kommen: Das Baureferat hat das Konzept "Platzoffensive Siegestor" fertiggestellt.
  • Das Bauwerk soll angemessener Teil einer durchgängigen Pracht- und Flaniermeile werden.
  • Die aktuellen Pläne sind angelehnt an eine Idee von König Ludwig I..

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt/Schwabing

Das Prachttor ist immer noch prächtig, doch das Drumherum ist so gar nicht glanzvoll. Der Platz rund um das Siegestor ist eine seltsam öde Nahtstelle zwischen der mondänen Ludwig- und der weltläufigen Leopoldstraße. Der Triumphbogen ragt inmitten einer rautenförmigen Beton-Leere auf, umtost von Verkehr. Ein Wahrzeichen Münchens säuft hier ab im Stadtraum - doch bald soll es wieder gebührend zur Geltung kommen.

Das Baureferat hat jetzt das Konzept "Platzoffensive Siegestor" fertiggestellt, die Grundzüge waren bereits im Dezember 2013 bekannt geworden: Das Bauwerk soll wieder angemessener Teil einer durchgängigen Pracht- und Flaniermeile werden - angelehnt an die Idee von König Ludwig I. und mit einer Pappelallee, wie sie die Leopoldstraße säumt. "Das derzeitige Umfeld wird der Bedeutung des Siegestors nicht gerecht, das eines der Top-drei-Denkmäler in München ist", sagte der zuständige Mitarbeiter im Baureferat, Florian Hochstätter, am Dienstag in der Sitzung des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann. Das Gremium und auch die rund 30 Zuhörer waren sichtlich angetan von den Simulationen auf der Leinwand. Denn da war zu sehen, wie der vernachlässigte Triumphbogen endlich wieder auftrumpfen kann.

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Einst der Abschluss einer Pracht-Magistrale

Es geht dabei um das Konzept des Architekten Friedrich von Gärtner, der auf Anweisung König Ludwigs I. im Jahr 1840 ein Tor nach dem Vorbild des römischen Konstantinsbogens zu planen hatte - als nördliches Stadttor. Es ist indes keiner konkreten siegreichen Schlacht, sondern ganz allgemein "Dem bayerischen Heere" gewidmet, wie auch die Inschrift auf der Nordseite lautet. Es wird als "Siegestor ohne Siege" beschrieben, mit dem Ludwig I. dem Kampfesmut der Bayern ein Denkmal setzen wollte.

Der Monarch legte im Oktober 1843 den Grundstein für die 24 Meter lange, zwölf Meter breite und 21 Meter hohe, mit Kalkstein verkleidete Ziegelkonstruktion. Oben thront stolz die 22 Tonnen schwere Quadriga - eine bronzene Bavaria, deren Streitwagen vier Löwen gen Norden ziehen. 1850 wurde das Bauwerk eingeweiht, und zwar ohne König Ludwig I. der zu dieser Zeit längst im Exil weilte.

Öde und unattraktiv im hektischen Verkehr der Stadt: Das Siegestor heute. (Foto: N/A)

Das Tor bildete damals den Abschluss einer Pracht-Magistrale von und zur Feldherrnhalle, die nach der Stadtgrenze mit einer Allee Richtung Schwabing fortgesetzt wurde. Gärtner ließ seinerzeit die Baumreihen schon bei den zwei Schalenbrunnen am "Universitätsforum" beginnen, heute Professor-Huber-Platz und Geschwister-Scholl-Platz. Auch diese alten Pläne zeigte Hochstätter in der Sitzung - und Computer-Animationen, wie es zukünftig sein könnte: Haushohe Pappeln säumen die Kopfbauten der Universität beidseits der Ludwigstraße, in deren Schatten Menschen auf breiten Gehwegen spazieren - eine prächtige, homogene Chaussee mit herausgehobenem statt eingekreistem Monument.

Bis Ende der Sechzigerjahre war das Siegestor ohnehin noch ein echtes Tor. Durch den mittleren Bogen fuhr damals die Trambahn, bis die exklusive Trasse dem Planungsgrundsatz der "autogerechten Stadt" geopfert wurde. Seitdem wird das Siegestor vom Verkehr umspült.

Das wird auch so bleiben - aber eben so, dass das berühmte Denkmal wieder im Zentrum und nicht am Rande der Wahrnehmung steht. Der drastische Eingriff: Vor den Universitätsgebäuden südlich des Tores fallen die zweireihigen Parkplätze weg. Dadurch wird laut Hochstätter Platz für jeweils bis zu 17 Meter breite Geh- und Fahrradwege und die Pappeln auf beiden Seiten der Ludwigstraße. Die privaten und gewerblichen Autoverkäufer, die dort seit Jahren zum Ärgernis vieler Bürger und der Behörden ihre Wagen feil bieten, müssen sich dann einen anderen Platz suchen.

Noch mehr Raum wird durch eine engere Führung der Fahrbahnen gewonnen; zudem fallen die Abbiegespuren in die Akademie- und die Schackstraße weg. Nördlich der Akademiestraße wird der "völlig überdimensionierte Taxistand" verkleinert, wie Hochstätter sagte: "Es gibt viele Flächenpotenziale, auf denen wir Aufenthaltsqualität schaffen können." Und dies sei auch dringend nötig. "Hier ist eine der am meisten befahrenen Radwegachsen in der Stadt. Und diese ist nicht gut ausgebaut."

Florian Hochstätter berichtete zudem, dass die Untere Denkmalschutzbehörde sehr angetan sei von dem Konzept, der Stadtheimatpfleger sogar begeistert. Mit vielen "Ahs" und "Ohs" bei den spektakulären Bildern auf der Leinwand dokumentierten Bürger und Politiker in der Sitzung, dass sie die Pläne ebenfalls für durchaus faszinierend halten. "Und was machen dann die Maseratis, wenn sie am Tor wenden und die Leopoldstraße wieder rauffahren wollen?", fragte jemand unter dem Gelächter der Versammlung. Die Antwort von Hochstätter: "Das können die immer noch, aber eben auf engerem Raum."

Der Stadtrat soll noch im Herbst entscheiden. Macht das Gremium den Weg frei, wäre laut Hochstätter eine Realisierung im Laufe des Jahres 2017 möglich.

© SZ vom 30.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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