Wie hart trifft die Wirecard-Pleite die Gemeinde Aschheim, in der der Konzern seinen Sitz hat? Bei dieser Frage versuchte Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU) in den vergangenen Wochen, Optimismus zu verbreiten. "Es wird uns nicht in den Ruin treiben", sagte er. Genaueres verriet er mit Verweis auf das Steuergeheimnis allerdings nicht. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung enthält das Gutachten des Insolvenzverwalters dazu mehr Zahlen. Demnach hat das Unternehmen für 2019 17,3 Millionen Euro Körperschafts- und Gewerbesteuern bezahlt.
Die erste Steuer erhält der Bund, die zweite die Kommune, und der Anteil dürfte etwa gleich groß gewesen sein. Auch geht aus dem Dokument hervor, dass Wirecard 2016 gar keine Gewerbe- und Körperschaftssteuer bezahlte und dann Jahr für Jahr mehr. Gleichzeitig verdoppelten sich die Gewerbesteuereinnahmen in Aschheim fast: Von gut 21,6 Millionen Euro im Jahr 2016 auf rund 39,8 Millionen Euro im Jahr 2019.
Nach SZ-Informationen hat Wirecard die fällige Gewerbesteuer an die Gemeinde jedoch nie ganz bezahlt und schuldet ihr immer noch 3,9 Millionen Euro. Dennoch befürchtet man in Aschheim, einen Teil der Steuereinnahmen wieder zurückzahlen zu müssen. Denn möglicherweise zahlte Wirecard Steuern auf Gewinne, die der Konzern nie erwirtschaftete.
Doch egal, ob man bei Gemeinderäten der CSU, der Freien Wähler oder der SPD in Aschheim nachfragt: Alle sind sich einig, dass laufende Projekte der Gemeinde fertiggestellt werden. Bei neuen Ideen wie einem Neubau des Sportheims müsse die Gemeinde nach einem Kassensturz nun womöglich nachdenken, ob sie solche Projekte in die weitere Zukunft verschieben müsse, sagte Freie-Wähler-Gemeinderätin Sabine Freser-Specht.