Windenergie:Hauptsache weit weg

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So wie an der A 99 im Norden von München sollten nach Ansicht der Putzbrunner Kommunalpolitiker möglichst auch im Osten der Landeshauptstadt Windräder vorzugsweise an der Autobahn errichtet werden. (Foto: Florian Peljak)

Wohin mit Windrädern? Der Gemeinderat von Putzbrunn spricht sich für Standorte in Keferloh und an der A 99 aus, der Garchinger Stadtrat für die Heide um das Mallertshofer Holz.

Von Stefan Galler und Irmengard Gnau, Garching/Putzbrunn

Der Ausbau der Windenergie beschäftigt die Kommunalpolitik immer mehr: Wie zuletzt bereits zahlreiche Städte und Gemeinden hat nun auch Putzbrunn festgelegt, welche Potenzialflächen man dem Regionalen Planungsverband (RPV) für die Errichtung von Windrädern vorschlagen wird. Gemäß dem "Wind-an-Land-Gesetz", das der Bundestag im Juli 2022 verabschiedet hat, müssen bis Ende 2027 etwa 1,1 Prozent der Fläche in der Region als potenzielle Gebiete für Windkraft benannt werden. Bis 2032 muss dieser Anteil auf 1,8 Prozent steigen.

Im Putzbrunner Fall hat eine Fläche im nördlichen Teil der Gemeinde, südlich des Waldes bei Keferloh, den größtmöglichen Zuspruch durch die Gemeinderäte erhalten, zumal dort auch die Nachbarkommune Grasbrunn eine potenzielle Fläche für Windkraft sieht und eventuell für eine Kooperation zur Verfügung steht. Drei weitere mögliche Standorte sieht eine Mehrheit der Lokalpolitiker in der Nähe der Autobahn A 99, wobei einer davon, südlich des Grasbrunner Wegs, der bereits zum Gemeindegebiet von Hohenbrunn gehört, von Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) präferiert wird. "Das ist direkt über der Autobahn und weit weg vom Putzbrunner Ortskern. Aber womöglich zu nah an der Hohenbrunner Wohnbebauung", relativiert der Rathauschef. Diese Stelle wäre alleine schon deshalb von Vorteil, weil der Grund der Gemeinde Putzbrunn gehört. Die Kommune könne so mit den Bürgern gemeinsam ein Energiemodell entwickeln, so Klostermeier.

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Auch die beiden weiteren vom Gemeinderat gebilligten Örtlichkeiten südlich der Autobahn könnten aus einem anderen Grund nicht in Betracht kommen: Sie liegen laut Bürgermeister in der Nähe einer Messstation für Erdbeben, und für solche seismologischen Überwachungsstandorte gelten größere Abstandsvorschriften, weil die Windräder die Ergebnisse verfälschen könnten.

Die Stadt Garching wiederum lag bisher sehr gut im Rennen darum, die erste Windenergieanlage im Landkreis München zu errichten. Die Kommune hat bereits ihr Einvernehmen dazu erklärt, dass der Investor Ostwind am nördlichen Ortsrand ein Windrad aufstellen darf. Allerdings steckt das Projekt seit längerem fest: Die Flugsicherung sieht in der geplanten Anlage ein Problem wegen der Einflugschneise für den Flughafen in Oberschleißheim, wo unter anderem die Hubschrauberstaffel der Bundespolizei stationiert ist. Der Fall ist derzeit vor dem Verwaltungsgericht anhängig und wartet auf eine Verhandlung.

Aktuell verhindert das Naturschutzgesetz den Bau von Rotoren noch

Davon will sich Garching aber nicht bremsen lassen. Die Stadt hat nun beschlossen, sich an einem Forschungsprojekt zu beteiligen, das der Landkreis München angestoßen hat: Kommunen können potenziell geeignete Flächen für Windräder auf ihrem Gebiet angeben, die von einem Expertenteam auf ihre Eignung wie auch auf Ausschlusskriterien wie etwa militärische und zivile Flug- oder Radarbereiche hin untersucht werden.

Gilt als Naturerbe und kommt deshalb eigentlich als Standort für Windräder nicht infrage: das Mallertshofer Holz bei Garching. (Foto: Florian Peljak)

Garching legt nach mehrheitlichem Beschluss des städtischen Bauausschusses mehrere Gebiete zur Prüfung vor: das bereits im Flächennutzungsplan als "Sondergebiet Windkraft" ausgewiesene Areal rund um das geplante Windrad am nördlichen Ortsrand; Flächen nördlich des Gewerbegebiets Hochbrück, nördlich des Gebiets des Bebauungsplans Nummer 186 "Sondergebiet Photovoltaik Anlage ehemalige Kiesgrube"; wie auch die Flächen, welche der Stadtrat vor einigen Jahren als Vorrangflächen diskutiert hatte, die aber ausschieden, weil die Grundbesitzer sich damals gegen eine Nutzung ausgesprochen hatten.

Außerdem will die Stadt auch Flächen des Nationalen Naturerbes in den Heideflächen rund ums Mallertshofer Holz als mögliche Standorte prüfen lassen. Aktuell verhindert das Naturschutzgesetz zwar, im Naturerbe Heide Windkraftanlagen zu errichten, die Verwaltung regte aber an, auch diese Flächen prüfen zu lassen, ob vielleicht eine Ausnahmegenehmigung in Frage kommt. Der Heideflächenverein sei dem Thema gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen, sagte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD), der dem Vorstand derzeit vorsteht, in der Sitzung des Bauausschusses.

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