Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Mit dem Wind an die Spitze

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Mit 240 Metern sollen im Höhenkirchner Forst die größten Energieanlagen in Süddeutschland entstehen. Bei einer Online-Veranstaltung werden Fragen der Bürger beantwortet. Sie sollen auch finanziell beteiligt werden.

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Mehr als 200 Bürgerfragen, mehr als 160 Teilnehmer und mehr als zwei Stunden Information und Diskussion: Wegen der durch die Corona-Pandemie notwendigen Einschränkungen lief die Bürgerbeteiligung zum Windkraftprojekt im Höhenkirchner Forst am Montagabend als Online-Veranstaltung. Sie stieß auf große Resonanz und hat Antworten auf jede Menge Fragen geliefert. Der Landwirt Hans Zäuner aus Osterkling im Landkreis Ebersberg, wo die Dorfgemeinschaft ein Windrad betreibt, warb direkt für den Aufbau von Windkraftanlagen als Bürgerbeteiligungsprojekte. Er sagte: "Das Windrad gehört zu unserer Heimat."

So positiv sehen das in Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Umgebung nicht alle. Eine Befragung vor dem Einstieg in die Konferenz ergab aber, dass immerhin 45 Prozent der Teilnehmer der Windkraft positiv gegenüber stehen und 31 Prozent offen. 14 Prozent bezeichneten sich als Bedenkenträger und zehn Prozent als Gegner. Die Arbeitsgemeinschaft Windenergie im Höhenkirchner Forst (Arge), der Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Oberpframmern und Egmating sowie die Landkreise München und Ebersberg angehören, prüft den Bau von drei Anlagen auf Höhenkirchner Flur. Diese hätten eine Nabenhöhe von 166 Metern, einen Rotordurchmesser von 150 Metern und wären somit 240 Meter hoch, bei 4,5 Megawatt Leistung. Es wären größere Windräder als das in Osterkling und die derzeit größten in Süddeutschland. Die in Berg am Starnberger See ragen 207 Meter in die Höhe. Robert Sing, der von der Arge beauftragte Planer, sagte, die Anlagen werde man "nicht verstecken" können. Hier werde die Energiewende sichtbar.

Der globalen Verantwortung gerecht werden

Wie notwendig diese ist, machte Hans Gröbmayr, Geschäftsführer der Energieagentur, klar. "Wer hat in diesem Winter Schnee gesehen?". Er verwies auf aktuell hohe Temperaturen in Sibirien. Es gelte, in Bayern der globalen Verantwortung gerecht zu werden und in Zukunftstechnologien bei erneuerbaren Energien und somit in Wohlstand zu investieren. Man werde alle Möglichkeiten nutzen müssen. Photovoltaik und Windkraft, die vor allem im Winter Strom liefere, ergänzten sich. Gröbmayr brach auch eine Lanze für Geothermie und Energieeffizienz. Die Energieagentur setze auf viele Maßnahmen.

Befürchtungen weckt aber vor allem die Windkraft mit ihren weithin sichtbaren Anlagen, die auch im Hofoldinger Forst entstehen könnten. Laufende Untersuchungen zur Windhäufigkeit und zum Artenschutz haben laut Gröbmayr und Sing bisher keine negativen Ergebnisse geliefert. Im Spätherbst werde man, wenn möglich, in einer Versammlung von Angesicht zu Angesicht mit den Bürgern Ergebnisse vorstellen. 2021 oder 2022 könnte der Bau der Anlagen Sing zufolge beginnen. Sollte es dazu kommen, sagte Gröbmayr, werde er sich für von vielen Bürgern finanziell getragene Anlagen einsetzen, wie es sie in Osterkling gibt. Dort machten alle mit, sagte Hans Zäuner, "wirklich alle Familien sind dabei". Man lebe gut mit dem Windrad. Es sei "völliger Blödsinn" zu sagen, Windkraft in Bayern sei nicht rentabel.

Die Bürger wollten es freilich genauer wissen. Die Frage, ob der Standortsicherungsvertrag der Arge mit den Staatsforsten zum Bau verpflichte, verneinte Sing und verwies auf eine Verpflichtung zur Prüfung von Windkraftanlagen, deren Ausgang offen sei. Auf Fragen zur Sicherheit bei der Stromabnahme und bei der Vergütung ging Sing auf das Erneuerbare Energiengesetz ein. Auf die Befürchtung hin, die drei Windräder könnten erst der Anfang sein, verwies Sing auf die 10-H-Abstandsregel, die das unwahrscheinlich mache, und den Standortsicherungsvertrag, der weiträumig Flächen blockiere. Der Abbau der Altanlagen nach 20 oder mehr Jahren sei garantiert, räumte Gröbmayr Sorgen beiseite, es könnten einmal Ruinen im Wald stehen. Alle gestellten Fragen, sicherte Moderatorin Veronika Preißinger zu, würden schriftlich beantwortet. Am Ende fanden sich 37 Prozent der Teilnehmer rundum informiert. 54 Prozent erklärten, weitere Informationen einholen zu wollen, neun Prozent beklagten ein Informationsdefizit. Weitere Online-Konferenzen sind für Oberpframmern und Egmating und zum Projekt im Hofoldinger Forst geplant.

© SZ vom 08.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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