Weiterführende Schulen:Haars Bürgermeister stellt Gymnasium-Ausbau infrage

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Der Bauteil mit dem Haupteingang wird nicht mehr aufgestockt. (Foto: Claus Schunk)

Andreas Bukowski von der CSU will künftig ohne Münchner Schüler planen, findet dafür aber im Hauptausschuss keine Mehrheit.

Von Bernhard Lohr, Haar

Haars Bürgermeister Andreas Bukowski, seine CSU und die FDP sind am Dienstagabend knapp damit gescheitert, von der geplanten Erweiterung des Ernst-Mach-Gymnasiums (EMG) abzurücken. Der Hauptverwaltungsausschuss des Gemeinderats lehnte bei Stimmengleichheit einen entsprechenden Beschlussvorschlag der Rathausverwaltung ab, der eine Kehrtwende von der bisher im Zweckverband für das EMG und im Gemeinderat besprochenen Linie vorsah. Bürgermeister Bukowski warb dafür, am Gymnasium in Qualität statt in Quantität zu investieren und Schüler aus München künftig auf Schulen in der Stadt zu verweisen. Die Grünen warnten vor "Kirchturmpolitik"

Das 1972 eröffnete Haarer Gymnasium ist seit jeher bei Münchner Schülern beliebt. Daran änderte auch die Eröffnung des neuen Truderinger Gymnasiums im Jahr 2013 wenig. Aktuell kommen 557 der 1176 Schüler aus der Landeshauptstadt. Und auch bei dem anvisierten Ausbau der Schule, für den das Planungsbüro Smets wegen der bestehenden Raumnot, der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium und des erwarteten Schülerwachstums zwei Varianten ausgearbeitet hat, sind Münchner Schüler weiterhin mit einem Anteil von etwa 50 Prozent einkalkuliert.

Doch daran mögen Bukowski und die CSU nicht mehr recht glauben, seit die Prognose für die eben durch einen Neubau erweiterte Grundschule neben dem Gymnasium deutlich zu hohe Schülerzahlen vorhergesagt hatte. Die wenigstens vorübergehende Nutzung eines Grundschultrakts durch das Gymnasium steht seitdem im Raum.

Doch nun ging man einen Schritt weiter. Bukowski sagte am Dienstagabend im Hauptverwaltungsausschuss, eine weitere Verdichtung im Schulzentrum am Jagdfeld sei kritisch zu sehen. Er verwies auf die Münchner Schulbauoffensive, die nach Bekunden aus dem dortigen Rathaus darauf abziele, für Münchner Schüler im Stadtgebiet ausreichend Schulen zur Verfügung zu stellen. "Wir müssen die Münchner Schüler nicht bedienen", sagte Bukowski . Die Schulbauoffensive sollte man "schon ernst nehmen".

CSU-Fraktionschef Dietrich Keymer sagte: "Die Gemeinde Haar finanziert der Stadt München seit 48 Jahren ein halbes Gymnasium. Ich finde, das muss reichen." Allerdings können Schüler an staatlichen Gymnasien nicht ohne weiteres abgewiesen werden. Eine Sprengeleinteilung wie bei Grund- und Mittelschulen gibt es nicht. Dennoch sollten Münchner Schüler mit Hilfe "transparenter und allgemeingültiger Aufnahmekriterien", wie es von der Rathausverwaltung formuliert wurde, abgewiesen werden können. Elke Heiß, Geschäftsleiterin im EMG-Zweckverband, beschrieb dies als möglichen Weg, wobei im Zweifel der zuständige Ministerialdirigent das letzte Wort habe.

Die Grünen sprechen von "Kleinstaaterei"

Vor allem die Grünen zeigten sich im Gemeinderat überrascht ob der neuen Entwicklung. Mike Seckinger sprach von einem "völlig unbegreiflichen" Vorgang. Das Gymnasium müsse jetzt bald ausgebaut werden, weil schon in drei, vier Jahren die Kapazitätsgrenzen überschritten würden. Haar sei Nachbar zu München, man wolle den Zehn-Minuten-Takt der S-Bahn und rühme sich bei Gewerbeansiedlungen der Nähe zur Stadt.

Eine solche "Kleinstaaterei bei der Planung des Gymnasiums" sei fehl am Platz. Ein gewisser Fächerkanon könne nur an einer Schule mit einer gewissen Größe angeboten werden. Seckingers Fraktionskollege Ulrich Leiner sagte, das Gymnasium brauche "Luft", um sich zu entwickeln. Unterrichtskonzepte hätten sich in den vergangenen 50 Jahren verändert. Peter Schießl (SPD) stimmte dem zu, bemängelte aber auch, dass völlig ungeklärt sei, ob die Erweiterung architektonisch, städtebaulich im Jagdfeld noch tragbar sei.

EMG-Direktorin Gabriele Langner hatte vor der Sitzung in einem Schreiben an Bürgermeister und Gemeinderäte für die großzügigste Erweiterung mit Aufstockung von Gebäudetrakten geworben. Damit würde sich Haar bei geringen eigenen Kosten - den Löwenanteil trägt der Landkreis - "ein hochwertiges und konkurrenzfähiges Bildungsangebot" verschaffen. Die Entscheidung soll der Gemeinderat kommende Woche fällen. Als Kompromiss zeichnet sich ab, zunächst Teile der Grundschule für das Gymnasium zu nutzen und erst später über einen Ausbau zu beschließen.

© SZ vom 22.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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