Gronsdorf:Knöllchen in der Kolonie

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Die Gemeinde setzt ein Parkraumkonzept in dem Ortsteil durch. Bei den Anwohnern kommt das nicht gut an.

Von Bernhard Lohr, Haar

Mittlerweile haben viele in Gronsdorf-Kolonie gemerkt, dass im Haarer Rathaus nicht nur diskutiert und beschlossen wird - es wird auch mal was umgesetzt. So sind in den Straßen Bauarbeiter in orangefarbener Montur und kleinem Bagger im Einsatz, um dort Pflastersteine aus dem Asphalt zu reißen. In dem Wohngebiet werden die derart markierten Parkflächen entfernt, um ein umfassendes Parkraumkonzept umzusetzen. Es sollen neue Flächen ausgezeichnet werden, wo Autos abgestellt werden dürfen. Wer anderswo parkt, muss in der Folge mit einem Strafzettel rechnen. Die Begeisterung darüber hält sich in dem Ortsteil in Grenzen.

Karl Limmer aus der Dittmannstraße zum Beispiel kann es kaum glauben, dass die Gemeinde nichts Besseres zu tun hat, als ausgerechnet in seiner Wohnsiedlung mit großem Aufwand die erste größere Maßnahme aus dem Mobilitätskonzept der Gemeinde umzusetzen. Das sei einfach überflüssig, bringe für die Bewohner keine Verbesserung und löse auch keine Probleme. Die immer wieder vom Rathaus angeführten Parkplatznöte in der Siedlung kann Limmer nicht erkennen. "Ich halte das Ganze für rausgeworfenes Geld", beklagt der Anwohner, der Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) schon seine Meinung gesagt hat. "Hier herrschen keine chaotischen Zustände", sagt Limmer. Was die Gemeinde derzeit mache, sei ein Schildbürgerstreich. Und mit dieser Meinung sei er nicht alleine.

Gronsdorf-Kolonie ist eine ruhige Wohngegend, wo man tatsächlich alles erwarten würde, aber kein Chaos. Die Gemeinde hat dort vor Jahren Wohnstraßen so angelegt, dass zwischen Straßenraum und Bürgersteig nicht groß unterschieden wird. Der Verkehr hält sich in Grenzen. Doch es wird stark verdichtet. Die Zahl der Autos insgesamt nimmt zu. Wenn Besuch kommt und parkt, dann wird es schon mal eng. Manche markierte Parkfläche passt auch nicht mehr, weil dort mittlerweile eine Ausfahrt für ein neu errichtetes Gebäude ist. Vor allem aber steigt aus Sicht des Rathauses der Parkdruck, wenn im Sommer Badegäste mit ihrem Auto zum Riemer See strömen und ihre Fahrzeuge in Gronsdorf-Kolonie abstellen.

Wie die Bewohner im Viertel all das erleben, hat die Gemeinde mehrmals abgefragt. Es gab im Zuge der Aufstellung des Mobilitätskonzepts eine breite Bürgerbeteiligung. Am Ende beschloss man im Rathaus ein Parkraumkonzept, auch weil man sich verpflichtet sah, die freie Zufahrt von Rettungsfahrzeugen sicherzustellen. Doch bis zum Schluss blieb das Meinungsbild in Gronsdorf unklar. SPD-Gemeinderat Peter Paul Gantzer, der dort wohnt und sich mal als eine Art Ortsteil-Bürgermeister bezeichnet hat, empfahl deshalb in der entscheidenden Sitzung, alles so zu belassen wie es ist. Es werde nur Ärger geben, warnte er. Die Bevölkerung sei gespalten. Bürgermeister Bukowski wollte noch einmal eine Befragung. Aber der Umbau wurde beschlossen.

Karl Limmer bleibt jetzt nur der fassungslose Blick auf die Bauarbeiter. Er hätte es besser gefunden, Parkausweise für die Anwohner auszustellen. Dass jetzt davon geredet wird, Rettungsfahrzeuge kämen nicht durch, hält er für vorgeschoben. Was wäre denn dann im dicht zugeparkten München-Schwabing, fragt er. Die Parknöte im Sommer wegen der Badegäste beträfen allenfalls ein paar Straßen direkt am Riemer Park. Limmer erwartet, dass es künftig schwieriger wird, einen Parkplatz zu finden, wenn Besuch bekommt. Zwar wird es künftig 249 ausgewiesene Parkplätze geben statt 220 bisher; aber wer künftig anderswo parkt, der wird künftig kostenpflichtig verwarnt.

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