ÖPNV:Mit Ringschluss aus dem Stau

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Stadt-Umland-Bahn durch die Hintertür: Eine Studie schlägt sieben neue Verbindungen vor, um den öffentlichen Nahverkehr rund um München zu verbessern.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Wenn sich die Mitglieder des Ausschusses für Mobilität und Infrastruktur am Donnerstag, 13. Juli, mit der Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs im Landkreis beschäftigen, wird sich zeigen, ob und inwieweit sie Einzelinteressen über den viel beschworenen Konsens stellen werden. Wenn es etwa um die Pläne für eine Stadtbahn als Verlängerung der U 5 ab Neuperlach über Neubiberg bis Ottobrunn oder gar ins Gewerbegebiet Brunnthal-Süd diskutieren werden. Eine Idee, die von den Bürgermeistern aus Neubiberg und Brunnthal unterstützt wird - die ihr Ottobrunner Kollege aber mit dem Gemeinderat im Rücken rundherum ablehnt.

Neubiberg und Brunnthal finden die Idee einer Tram gut. Ottobrunn nicht

Im Februar dieses Jahres hat das Schweizer Planungsbüro Basler und Partner eine Studie im Auftrag des Landkreises erarbeitet, die Perspektiven und sehr konkrete Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität und Funktionsfähigkeit des öffentlichen Personennahverkehrs im Landkreis München aufzeigen. Sieben Verkehrsverbindungen werden von den Kreisräten nun beraten. Der Ausschuss wird entscheiden, welche Projekte weiter durch ein noch zu bestimmendes Planungsbüro untersucht und in der Folge auch ausgeschrieben werden sollen.

Im Vorfeld der Sitzung an diesem Donnerstag hatten die betroffenen Städte und Gemeinden die Möglichkeit, zu den entsprechenden Projekten Stellung zu beziehen - und sie haben das auch ausführlich getan. Bei der Variante einer Verlängerung der U 5 wurde noch einmal deutlich, dass sich Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer, der dem Mobilitätsausschuss angehört, deutlich gegen einen Ausbau positionieren wird: In der flächenmäßig kleinsten Kommune des Landkreises sei der Bau einer Stadt- beziehungsweise Trambahn schlicht nicht zu realisieren, argumentiert Loderer. Seine Amtskollegen Günter Heyland (Neubiberg) und Stefan Kern (Brunnthal) indes erkennen in dem Vorhaben große Potenziale. Kern hält diese Trasse gar für "dringend erforderlich", Heyland sieht eine "gute Ausgangslage".

Manch Kommunalpolitiker erkennt in den sieben Projekten als Ganzes gar die eigentlich längst verworfenen Pläne für die Stadt-Umland-Bahn wieder. Und tatsächlich stehen die Varianten als Tangentialen zum bestehenden sternförmigen S-Bahnnetz in Verbindung zueinander. Im Norden etwa empfehlen die Planer eine Stadtbahn von Oberschleißheim über Unterschleißheim nach Garching. Dass diese Idee als erste der sieben Vorhaben aufgelistet ist, ist kein Zufall. Sie wurde bei ihrer Präsentation von den Kreisräten als höchst innovativ gelobt - und scheint schnell realisierbar zu sein.

Eine Schnellbahn könnte die Messe, Aschheim, Feldkirchen und Pliening verbinden

Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) erklärt, eine Stadtbahn könne eine wichtige Verbindung zu den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorten Garching und Oberschleißheim mit ihren Zehntausenden Arbeitsplätzen darstellen. Darüber hinaus bringt Gruchmann gleich eine mögliche Verlängerung der Trasse ins Spiel. Auch aus der Gemeinde Oberschleißheim kommen positive Signale, obwohl Rathauschef Christian Kuchlbauer schreibt: "Noch größeres Interesse" bestehe an einer Verlängerung der U 2 ab Feldmoching in seine Gemeinde. Die Planer empfehlen ebenso eine neue S-Bahn-Tangente vom Nordring aus nach Haar sowie eine Schnellbahn über die Messe, die Gemeinde Aschheim, Feldkirchen bis in den Landkreis Ebersberg nach Pliening. Auch eine Verlängerung der U 6 von Garching bis Neufahrn im Landkreis Freising soll geprüft werden.

Ebenfalls zu den priorisierten Verbindungen gehört eine neue Stadtbahn im Westen von Martinsried über Planegg bis Germering im Landkreis Fürstenfeldbruck. Für die Gemeinde Planegg hat Bürgermeister Heinrich Hofmann Stellung bezogen: Seine Kommune werde sich einer weitergehenden Untersuchung nicht widersetzen - und sehe einem Ergebnis "erwartungsvoll" entgegen.

Auf Anregung der Grünen im Kreistag werden sich die Kreisräte mit einer tangentialen Straßenbahnverbindung im Bereich der Messe, Dornach, Aschheim und Kirchheim mit einer möglichen Verlängerung bis Ismaning beschäftigen. Es kann durchaus sein, dass der Ausschuss auf kreativem Wege die Idee der Stadt-Umland-Bahn in Teilen wiederbelebt. Dafür müssen die Kreisräte allerdings ein Mindestmaß an Konsens herstellen. Bei manchen Projekten dürfte dies schwierig werden.

© SZ vom 10.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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In ihrer Studie schlagen die TU und ein Schweizer Planungsbüro Verbindungen von Neuperlach nach Ottobrunn und von Ober- nach Unterschleißheim sowie den Ausbau der U6 bis Neufahrn vor.

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