Unterschleißheim:Super Standort - aber nicht für ein Kino

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Ein Gutachter empfiehlt der Stadt Unterschleißheim, anstelle der Tankstelle an der Bezirksstraße einen großen Supermarkt anzusiedeln.

Von Klaus Bachhuber und Gudrun Passarge, Unterschleißheim

Auf das Grundstück der ehemaligen Tankstelle an der Unterschleißheimer Bezirksstraße kommt wohl ein üppiger Einkaufsmarkt. Was darüber entsteht, ist offen: Ein Gutachten im Auftrag der Stadt kommt zu dem Ergebnis, dass in dieser idealen Lage in Verbindung mit dem Markt jede potenzielle Nutzung der oberen Geschosse möglich wäre - vom Kino über Wohnungen und Restaurants bis hin zum Stadtmuseum. Die klare Empfehlung der Gutachter geht jedoch dahin, zwei Geschosse mit Wohnungen zu belegen und jeweils am Rande ein Lokal und einige Büros oder Praxen anzusiedeln.

Im Erdgeschoss empfiehtl der Berater dringend einen großen Supermarkt

Dass auf dem 2300 Quadratmeter großen Areal an der Bezirksstraße ein neuer Einkaufsmarkt entstehen soll, ist für die Gutachter gesetzt. Ein Vollsortimenter mit 700 bis 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche sei "eine zielbringende Ergänzung", sagte Jan Vorholt von dem Beratungsunternehmen im Bauausschuss des Stadtrats, "und schadet den bestehenden Versorgungsstrukturen im Stadtgebiet überhaupt nicht". Das Erdgeschoss eines Neubaus dafür zu reservieren, sei daher "fast schon folgerichtig und logisch".

Alle weiteren denkbaren Nutzungen würden die Einkaufsfrequenz in der Bezirksstraße laut der Expertise nicht signifikant verändern. Angesichts des Markts als überragendem Magneten sei dies in der Gestaltung des restlichen Raumes aber eher zu vernachlässigen. Ein Kino etwa brächte zwar viel Besucherfrequenz, aber hauptsächlich in den Abendstunden, weshalb die Einzelhändler an der Bezirksstraße nichts davon hätten.

Überhaupt rät die Analyse von einem Kino an der Stelle ab. Angesichts der Marktlage könne ein Kino in Unterschleißheim wirtschaftlich nur "im unteren Bereich der Machbarkeit" betrieben werden, warnte Gutachter Christoph Rohrmeier. Wegen der nötigen Raumhöhe von bis zu sieben Metern würde es die weitere Nutzung des Grundstücks komplett absorbieren und sei im Falle eines Nutzungswechsels auch nur schwer weiterzuverwenden. Folglich sei eine Ansiedlung an der Stelle "nicht zu empfehlen", sagte Vorholt.

"Capitol"-Betreiber Stefanov will mit seinem Kino in zentraler Lage bleiben

Der Betreiber des Capitol-Kinos, Stefan Stefanov, war bei der Sitzung nicht dabei, sieht es aber anders als die Gutachter. Er fände den Standort ideal, um dort sein preisgekröntes Kino zu eröffnen. Die nächsten fünf Jahre sei der Standort an der Alleestraße noch gesichert, bis dahin müsse klar sein, wie es weitergeht. Stefanov sagt, dass er nicht auf die Bezirksstraße festgelegt sei. Aber es sollte seiner Meinung nach schon "ein Stadtkino" in zentraler Lage sein. In Unterschleißheim ein Kino anzubieten, sei wichtig, so Stefanov. "Die 30 000 Menschen wollen auch mal was unternehmen, sonst wird es eine Schlafstadt".

Capitol-Betreiber Stefan Stefanov glaubt immer noch, dass der geplante Neubau an der Bezirksstraße der ideale neue Platz für sein Kino wäre. (Foto: Robert Haas)

Ein Stadtmuseum müsse wirtschaftlich als reines Subventionsunternehmen gesehen werden, sagt das Gutachten, und würde die große Frequenz für die Bezirksstraße ebenfalls nicht bringen. Wenn es der politische Wille des Stadtrats sei, die Einrichtung dort anzusiedeln, gebe es aber andererseits auch keinerlei Hinderungsgründe. Als Ideallösung sahen die Gutachter im Erdgeschoss neben dem Einkaufsmarkt ein Lokal, das Ganztagesnutzung bieten müsse und eine Ergänzung zum bestehenden Angebot in der Bezirksstraße sein solle - also kein weiteres Tagescafé und keine zusätzliche Pizzeria.

Circa 20 Wohnungen könnten dazu entstehen

In den zwei Stockwerken darüber könnten etwa 20 Wohneinheiten entstehen und dazu auf einer empfohlenen Fläche von rund 300 Quadratmetern Büros und Praxen. Diese böten "eine sinnvolle Ergänzung" zum Angebot der Bezirksstraße. Vorgesehen sind etwa 1400 Quadratmeter Nutzfläche je Etage. Für die unterschiedlichen Nutzungsmixe würden zwischen 60 und 90 Parkplätze nötig, die laut der Expertise auf dem Grundstück in Verbindung mit einer Tiefgarage unterzubringen seien. Das Gebäude an der Einmündung der Buchenstraße sei von rund 6000 Anliegern fußläufig erreichbar.

In der Summe sei "der Standort super", jubelte Vorholt. Die Stadt besitze hier "ein sehr attraktives Grundstück mit sehr strategischer Bedeutung für die Bezirksstraße". Daher biete sich auch "die große Chance, die Bezirksstraße als Einkaufsstandort nachhaltig zu stärken". Die Stadt hat das Areal erworben und Anfang des Jahres der bisher dort angesiedelten Tankstelle gekündigt, die inzwischen auch verschwunden ist. Debattiert oder entschieden hat der Stadtrat noch nicht über die Empfehlungen, das steht nach der Sommerpause auf der Tagesordnung.

© SZ vom 20.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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