Landschaftsschutz:Unterschleißheim geht Moos-Haide-Park an

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Nachdem sich die BMW-Ansiedlung zerschlagen hat, will die Stadt den Grünzug an der Grenze zu Oberschleißheim nach ökologischen Prämissen entwickeln. Die Nachbargemeinde zeigt sich aufgeschlossen.

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Ein Landschaftspark an der Grenze zu Oberschleißheim ist im Unterschleißheimer Rathaus nun konkretes Planungsziel. Einstimmig hat der Bauausschuss des Stadtrats am Montagabend ein Planungsbüro mit Vorarbeiten für den vom Bund Naturschutz propagierten sogenannten Moos-Haide-Park beauftragt. Das Konzept der BN-Ortsgruppe Schleißheim sieht vor, einen etwa drei Kilometer langen Streifen zwischen Lohhof-Süd und der Autobahn A 92 südwestlich des bebauten Ortsgebiets von Unterschleißheim auf zwei Quadratkilometern unter ökologischen Prämissen zu entwickeln.

Im Oberschleißheimer Rathaus ist der Moos-Haide-Park laut Bürgermeister Christian Kuchlbauer (FW) noch kein Thema. Allerdings könne er sich "nicht vorstellen, dass das abgelehnt würde", sagt Kuchlbauer. Für Oberschleißheim sei der Erhalt einer trennenden Grünzone zu Unterschleißheim entscheidend - "und dafür wäre so ein Park nicht hinderlich".

In der zuletzt intensiv diskutierten Fortschreibung des Unterschleißheimer Flächennutzungsplans war das fragliche Areal für keine andere Nutzung vorgesehen worden, allerdings auch nicht explizit als Landschaftspark ausgewiesen. Stattdessen wurde im Geheimen eine Ansiedlung von BMW ins Auge gefasst, die mindestens den westlichen Teil des Areals für den Moos-Haide-Park geblockt hätte.

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Um eine Entscheidung in diesem hinter verschlossenen Türen gärenden Konflikt zu erzwingen, hatten Grüne und ÖDP schließlich die konkrete Realisierung des Moos-Haide-Parks beantragt. Mit der öffentlichen Absage von BMW ist der Konflikt mittlerweile vom Tisch. Den Planungsauftrag für die Entwicklung des Parks hat der Bauausschuss ohne große Diskussion durchgewinkt. Jürgen Radtke (Grüne) sprach von einer "Jahrhundertchance".

Die Stadtverwaltung sieht den zentralen Auftrag für das Planungsbüro in einem vorgeschalteten Dialogverfahren mit den anderen Beteiligten an dem Projekt, vorrangig der Nachbargemeinde Oberschleißheim und dem Katholischen Männerfürsorgeverein als Eigentümer der meisten benötigten Flächen. Hier wunderte sich Radtke freilich über den Ablauf. Müssten nicht erst "die Inhalte konkreter gezogen werden", bevor man in den Austausch darüber trete, fragte er.

Aus der Stadtverwaltung hieß es, die Basis aller Planungen sei das landschaftsplanerische Konzept des Heideflächenvereins, das die Stadt als Leitschnur akzeptiert habe. Im verbindlichen Landschaftsplan der Stadt ist festgeschrieben, dass "der Landschaftsraum zwischen südlichem Siedlungsrand und Berglwald in seiner Bedeutung für den Schutz von Wasser und Boden und seinen Lebensraumpotential für Arten der trockenen und mageren Standorte gestärkt und entwickelt werden soll". Dabei sollen dort weiter ökologische Ausgleichsflächen zur Kompensation von Neubauvorhaben ausgewiesen werden, um "weitere Anreize für die Naherholung der Bevölkerung zu schaffen und das Landschaftsbild gemäß dem Bild der Heidelandschaften aufwerten zu können". Auf dieser Grundlage müssten nun die aktuellen Ansprüche und Begehrlichkeiten in dem planerischen Dialogverfahren eingearbeitet werden.

Unter anderem würde die Oberschleißheimer Ortsumgehungsstraße den Westteil des potenziellen Parks durchschneiden. Mit der geplanten Siedlungsentwicklung von Mittenheim auf Oberschleißheimer Flur und den Gewerbezentren "Business Campus" und "Koryfeum" auf Unterschleißheimer Seite sind bereits starke Einflüsse auf das fragliche Gebiet entstanden.

Zudem hat sich Oberschleißheim noch überhaupt nicht geäußert, wie es mit den für die BMW-Ansiedlung vorgehaltenen Flächen weiter umgehen will. Der Bund Naturschutz will von einem "neuen potenten Interessenten" wissen, mit dem Oberschleißheim weiter versuche, seine Gewerbebilanz aufzuwerten. Den Interessenten würde er gerne kennenlernen, sagte Kuchlbauer dazu: "Dann würde ich mit ihm sprechen." Tatsächlich aber gebe es für eine Gewerbeansiedlung dort "momentan keine Gespräche mit irgendjemand", versichert der Oberschleißheimer Bürgermeister.

© SZ vom 08.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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